NASA, Gäste, Ziegen

Die vielen Opfer des “Shutdown” in den USA

Ausland
02.10.2013 13:01
Wer in den USA gerade Urlaub macht, um Sehenswürdigkeiten wie die Freiheitsstatue oder den Grand Canyon zu besuchen, hat Pech: Wegen des "Shutdown" sind nicht nur 800.000 Staatsbedienstete im unbezahlten Zwangsurlaub, sondern auch zahllose öffentliche Einrichtungen geschlossen. Von Zoos bis zur NASA, kaum ein Staatsbetrieb kommt ungeschoren davon. Sogar eine Ziegenherde wurde "arbeitslos".

Republikaner und Demokraten haben ihren Etatstreit zu weit getrieben, sodass das Weiße Haus am Dienstag den "Shutdown" der Regierung angeordnet hat - das erste Mal seit 17 Jahren. Während die Hardliner der Republikaner, die damit eigentlich das umstrittene Gesundheitsprogramm von US-Präsident Barack Obama zu Fall bringen wollen, mit den gemäßigten Vertretern ihrer Partei sowie die Parteien untereinander streiten, leidet das Land schon jetzt unter dem Stillstand.

Nicht mit dem "Shutdown" abfinden wollten sich jedoch 91 Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg in der Hauptstadt Washington am Dienstag. Obwohl das Weltkriegsdenkmal eigentlich wegen der Budgetkürzungen gesperrt war, "stürmten" die Veteranen - viele davon im Rollstuhl - die Barrikaden (1. Bild unten). Sie würden ihr Gedenken abhalten, mit oder ohne offizielle Erlaubnis, so die standhaften ehemaligen Soldaten.

Langeweile für Touristen
Keinen Erfolg haben dagegen Zehntausende Touristen, die der "Shutdown" eiskalt erwischt hat: Sämtliche öffentlichen Sehenswürdigkeiten - von Nationalparks über Museen bis zu Kunstsammlungen und Denkmälern - sind geschlossen. Betroffen sind zum Beispiel das Kapitol und die Freiheitsstatue, der Yosemite-Nationalpark und der Grand Canyon, aber auch das berühmt-berüchtigte Gefängnis Alcatraz ist für Besucher unzugänglich. Selbst öffentliche Toiletten sind mangels Finanzierung derzeit gesperrt.

Nur noch Minimalversorgung
Tierfreunde werden gleich doppelt gestraft: Der Smithsonian National Zoo in Washington hat geschlossen und zudem alle Webcams, welche die Tiere zeigen, darunter die besonders beliebte "Panda Cam", vorübergehend dichtgemacht. Um die Versorgung der Tiere müsse man sich aber keine Sorgen machen, so der Zoo, auch wenn derzeit weniger als 700 der 4.200 Angestellten arbeiten dürfen.

"Hauptstadt der freien Welt geschlossen"
Der Rest befindet sich - wie gut 800.000 andere Angestellte im öffentlichen Dienst - im unbezahlten Zwangsurlaub (siehe Infobox). Das trifft vor allem die Hauptstadt, denn in Washington leben die meisten Staatsangestellten. 200 Millionen Dollar pro Tag könnten laut eines Wirtschaftsexperten fehlen, so die "Washington Post": "Die Hauptstadt der freien Welt - bis auf Weiteres geschlossen."

NASA am 55. Geburtstag fast menschenleer
Aber auch andernorts schlägt der "Shutdown" voll zu: Die NASA etwa muss ihren 55. Geburtstag damit feiern, 97 Prozent der Belegschaft in Zwangsurlaub zu schicken - das sind 17.701 von 18.250 Angestellten. Nur wer für die Sicherheit der Astronauten oder die Überwachung von Satelliten verantwortlich ist, darf noch arbeiten. So fällt zurzeit unter anderem die NASA-Beobachtung möglicherweise für die Erde gefährlicher Objekte im All aus, der nächsten Mars-Mission droht gleich eine Verschiebung um zwei Jahre (siehe Infobox).

Schulden als Fallstrick - Firmen reagieren
Für viele Staatsangestellte in den USA könnte der "Shutdown" zum ernsten Problem werden, denn wie lange sie kein Geld erhalten werden, ist derzeit völlig unklar. Müssen Schulden abbezahlt werden, drohen durch den Zwangsurlaub ernste Konsequenzen. Die ersten Firmen haben daher bereits Hilfe angekündigt: Hyundai zum Beispiel erklärte, auf Raten von Staatsbediensteten so lange zu verzichten, bis der Staat wieder Löhne bezahlt.

Keine Ausweise, Supermärkte auf Basen geschlossen
Ebenfalls kritisch: Viele Menschen sind auf Ausweise angewiesen, zum Beispiel für lebensnotwendige medizinische Behandlungen. Im Moment werden aber keine Papiere ausgestellt. Für die Tausenden Bewohner von US-Militärbasen, die oft weit entfernt von anderen Städten liegen, ärgerlich: Die dort angesiedelten Läden verkaufen nur noch frische Produkte ab und bleiben dann geschlossen.

Sogar Ziegen betroffen
Wie "USA Today" berichtet, trifft der "Shutdown" sogar eine Herde Ziegen, die im Erholungsgebiet von Sandy Hook in New Jersey die Aufgabe hat, Giftefeu wegzufressen. Ihr Hirte muss nun vorerst eine andere Verwendungsmöglichkeit für die Tiere finden. Die Tageszeitung begann ihren Artikel zum Ziegen-Zwangsurlaub übrigens so: "Monatelang haben sie sich nun angeblökt, die Hörner aneinandergestoßen und ihre Zeit auf dem Hügel vertrödelt. Aber genug vom Kongress."

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