Fall Julia Kührer

Verdächtiger wird sich nicht schuldig bekennen

Österreich
05.09.2013 13:03
Der im Fall Julia Kührer des Mordes verdächtige Michael K. wird sich beim Prozessstart am Dienstag am Landesgericht Korneuburg nicht schuldig bekennen. "Die Todesursache steht in keiner Weise fest, und es gibt keinen genauen Tatzeitpunkt", erklärte sein Verteidiger Farid Rifaat am Donnerstag den Umstand, dass sein Mandant daher auch kein Alibi hat. Folglich werde er auf Freispruch für den Wiener plädieren.

Der große "Aufhänger" der Staatsanwaltschaft sei laut Verteidiger die auf einer blauen Decke gefundenen DNA-Spuren des 51-Jährigen, in der man die Leiche eingewickelt vorfand. "Das ist aber eine No-Na-Erkenntnis. Die Decke stammte vom Anwesen meines Mandanten. Es ist daher nur logisch, dass auch seine DNA-Spur darauf ist. Anders wäre es, hätte man die Decke mit seiner DNA in einem Waldstück gefunden, dann bestünde Erklärungsbedarf", sagte Rifaat. Interessant sei aber, dass sich auf der Decke auch eine zweite, nicht zuordenbare DNA-Spur befindet.

"Tathergang sehr virtuell, wie in einem Computerspiel"
Auch der in der Anklageschrift geschilderte Tathergang ist für den Verteidiger nicht ganz nachvollziehbar: Julia Kührer war demnach am 27. Juni 2006 am Nachmittag am Hauptplatz von Pulkau aus einem Bus gestiegen und in die Videothek des Wieners gegangen. Dort soll er ihr einen heftigen Faustschlag verpasst haben, nachdem sie seinem sexuellen Verlangen nicht nachgekommen war.

"Sie bekommt einen Faustschlag gegen den Mund, ein paar Zähne brechen ein und irgendwann ist sie tot. Es gibt aber keinen Schrei, keiner bekommt etwas mit. Das hätte aber auffallen müssen", meinte der Anwalt. Daher werde er in der Verhandlung einen Antrag auf Durchführung eines Lokalaugenscheins sowohl in Pulkau als auch beim damaligen Wohnsitz des Verdächtigen im nahen Dietmannsdorf beantragen. "Man muss sich das anschauen, ob es so gewesen sein kann, wie die Staatsanwaltschaft schreibt. Für mich ist der Tathergang sehr virtuell, wie in einem Computerspiel", so Rifaat.

"Mein Mandant hat mit Drogen nichts zu tun gehabt"
Auch der Vorwurf, dass der Wiener dem Mädchen Suchtgift verkauft habe, entspreche nicht den Tatsachen: "Mein Mandant selbst hat mit Drogenhandel und -konsum nichts zu tun gehabt. Das wird nur von einer Zeugin behauptet", so der Verteidiger. Das einzige in diesem Zusammenhang sei, dass Michael K. dem damaligen Freund von Julia Kührer einmal erlaubt hatte, auf seinem Anwesen eine Hanfplantage zu anzupflanzen. Daraus sei dann aber nichts geworden, erklärte Rifaat.

Hinsichtlich des Alibis meinte der Verteidiger: "Steht wirklich fest, wann es tatsächlich passiert ist? Nein." Sein Mandant war erst vier Jahre nach dem Verschwinden von Julia Kührer dazu befragt worden und habe den Tag der Suchaktion mit dem Tag des Verbrechens assoziiert. Dadurch ist ihm ein Irrtum passiert, indem er damals aussagte, in Tschechien gewesen zu sein. Nun aber von einem "zusammengebrochenen Alibi" zu sprechen, bezeichnete der Anwalt als "kühn".

Todesursache unklar
Laut Gerichtsgutachten zur Todesursache ist ein natürlicher Tod des Mädchens aufgrund ihres jungen Alters "im höchsten Maße unwahrscheinlicher als ein Gewaltakt". Dass Julia Kührer durch den Konsum von Suchtgift umgekommen sei, ist nicht restlos geklärt. Starke Drogen wie Opiate oder Morphine sowie Reste von K.-o.-Drogen seien jedenfalls nicht gefunden worden, so Rifaat.

Der Prozess in Korneuburg beginnt am Dienstag. Die Verhandlung ist für sieben Tage anberaumt. Ein Urteil soll frühestens am 24. September fallen.

Sterbliche Überreste 2011 in Erdkeller entdeckt
Die Schülerin Julia Kührer galt fünf Jahre als vermisst. Sie hatte am 27. Juni 2006 gegen Mittag in ihrer Heimatgemeinde Pulkau einen Autobus verlassen und wurde dann am Hauptplatz mit drei Jugendlichen gesehen, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren. Danach verlor sich jede Spur. Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden erst Ende Juni 2011 in einem Erdkeller auf dem Grundstück des Verdächtigen gefunden.

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