Journalisten grübeln

Fall Scharner: “Der kann ja nicht voll blind sein”

Sport
23.08.2013 10:19
Innovativer Querdenker oder überschätzter Selbstdarsteller? Selbst HSV-Insider in Deutschland scheitern daran, das Mysterium Paul Scharner vollends zu entwirren. Tenor der Journalisten in der Bundesrepublik: "Wenn einer in England besteht, dann kann der ja nicht voll blind sein."

krone.at-Rundruf durch Deutschlands respektive Hamburgs führende Sportredaktionen: Das Image des "Scharner-Pauli" in der Hafenstadt, die er dank des Dauerclinchs mit seinem Arbeitgeber HSV fast täglich mit Schlagzeilen versorgt, will ergründet werden. Eine dankbare Steilvorlage für die schreibenden Kollegen aus dem hohen Norden, die sie mit fein geschliffener Rhetorik zu verwerten wissen. Schließlich ist ihr geistiges Archiv mit jeder Menge interessanter, mitunter nicht druckreifer Anekdoten zu Scharner und seinem Berater Valentin Hobel gefüllt.

"Ein sehr eigener Typ"
"Eigenwillig" sei er, der Pauli, "ein sehr eigener Typ" gespickt mit "speziellen Gedanken", raunen einem die Journalistengranden am anderen Ende der Leitung zu. Das Verhältnis zu ihm sei aber gut. "Er mag ein Querkopf sein, zuschulden kommen hat er sich aber nichts lassen", versichert Marcus Scholz vom "Hamburger Abendblatt": "Der Paul hat sich eigentlich immer korrekt verhalten."

Litanei an Zwists
Ein Attest, das die HSV-Bosse wohl kaum noch gändig stimmen wird. Sie haben sich ihr Urteil über den Querkopf aus Österreich gebildet. Die Verbannung zu den Amateuren, Scharners offene "Kriegsdrohung" und zuletzt die Aufregung um das 450.000-Euro-Abfertigungsangebot des HSV, das Scharner-Berater Hobel unverblümt als "eine Frechheit" und "respektlos" schmähte - zu oft sind die beiden Parteien in jüngster Vergangenheit aneinandergekracht, als dass die Wogen noch geglättet werden könnten. Zuletzt betonten sowohl Trainer Fink wie auch Sportchef Kreuzer, dass Scharner definitiv kein Spiel bei den Profis mehr absolvieren werde.

"Dann gibt's richtig Krach"
Womit das nächste Pulverfass im Entstehen sein dürfte. Immerhin hat Scharner noch ein Jahr Vertrag beim HSV. Selbst ihm wohlgesonnene Schreiberlinge wollen beim besten Willen nicht glauben, dass er sich kommentarlos in die U23-Mannschaft abschieben lässt und sich dort unterordnet. "Wenn er bis 1. September keinen neuen Verein findet, dann gibt's richtig Krach", so ein Kollege von der "Morgenpost".

"Problem-Ösi"
Babak Milani und Alexander von Kuuczowski, HSV-Insider bei der "Bild", hatten Scharner schon bei der Verpflichtung im Vorjahr liebevoll "Problem-Ösi" getauft. Schon bei ihrem ersten Treffen mit Scharner war ihnen klar: "Der ist sicher nicht auf den Mund gefallen." Sie sollten recht behalten.

Scharner und der HSV - das wird als eines der gröberen Missverständnisse in die Geschichte der deutschen Bundesliga eingehen. Wie es dazu kommen konnte? Darüber grübelt auch die deutsche Medienlandschaft. "Wenn einer in England besteht, dann kann er doch nicht voll blind sein. Für diesen HSV müssten seine fußballerischen Qualitäten eigentlich reichen", runzeln die Journalisten die Stirn. Unter Beweis stellen konnte Scharner seine Qualitäten freilich kaum. Auf ganze 49 Einsatzminuten brachte er es beim HSV. Und es werden wohl nicht mehr.

"Er will spielen"
Marcus Scholz vom "Abendblatt" hat ihn als "einen sehr fleißigen Trainierer" kennengelernt. Scholz absolviert derzeit ein Reha-Training, im Zuge dessen er öfter direkt neben Scharner schwitzt. "Paul macht einen fitten Eindruck, er trainiert fleißig, geht immer voran. Der will unbedingt noch fußballspielen." Wo er das künftig tun, das wagt aber auch er nicht vorherzusagen. Immerhin: "Ich traue ihm schon noch einen guten Verein zu."

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(Bild: KMM)



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