Großes Gejaule

Wölfe heulen mehr, wenn gute Freunde weggehen

Wissenschaft
22.08.2013 16:39
Dass ein Wolfsrudel mit Heulen reagiert, wenn eines seiner Mitglieder das Gehege verlässt, haben Forscher am Wolfsforschungszentrum im niederösterreichischen Ernstbrunn immer wieder beobachtet. Nun zeigten sie anhand einer Studie, dass das Ausmaß durch die soziale Bindung zu dem jeweiligen Tier und durch dessen Status in der Gruppe beeinflusst wird. Um gute Freunde wird also ein größeres Geheule veranstaltet.

"Die Wölfe heulen jedes Mal, wenn wir einen von ihnen zum Spazierengehen herausnehmen. Uns hat einfach interessiert, ob es da Unterschiede gibt, je nachdem, wer das Rudel verlässt", so die Forscherin. Da das am niederösterreichischen Forschungszentrum regelmäßig passiert, lag es nahe, diese Reaktion experimentell zu untersuchen. Die zentrale Frage dabei: Steuern Tiere ihre Lautäußerungen flexibel, oder werden diese eher durch emotionalen Stress ausgelöst?

Um sich dem anzunähern, analysierten die Wissenschaftler die sozialen Beziehungen der Tiere untereinander und die Dominanzhierarchien in zwei Gruppen mittels Beobachtungen. In einer ersten Versuchsanordnung gingen Range und ihre Kollegen mit den verschiedenen Rudelmitgliedern jeweils drei Mal etwa 45 Minuten im Wald spazieren. "Der Rest vom Rudel weiß da eigentlich nicht, wo die genau hingehen", so die Forscherin.

Cortisol im Speichel gemessen
In einer zweiten Kontrollsituation wurden dieselben Tiere drei Mal in das Testgehege oder das Testgebäude auf der Anlage gebracht. Unter dieser Bedingung wussten die restlichen Rudelmitglieder, dass sich die Tiere noch am Gelände befinden, da sie sie noch hören oder riechen konnten. Mit Mikrofon und Kamera wurden die Reaktionen auf die Absenzen aufgezeichnet. Außerdem nahmen die Wissenschaftler Speichelproben, um den Spiegel des Stresshormons Cortisol zu bestimmen.

Dass es für die Wölfe einen Unterschied ergab, ob es sich um die Kontroll- oder Versuchssituation handelte, ließ sich anhand der Cortisolwerte ablesen. "Dies deutet darauf hin, dass es stressiger für Wölfe ist, wenn sich ein Rudelmitglied so weit entfernt, dass sie nicht mehr wissen, wo es ist", erklärt Range.

Verließ einerseits ein Alphatier das Rudel, gab es mehr Geheule. Wurden sich sozial nahestehende Wölfe getrennt, löste das ebenfalls starkes Heulen aus. Diese Ergebnisse haben die Forscher weniger überrascht, da manche Tiere besondere Beziehungen zueinander haben und es auch wenig verwunderlich sei, dass sich die Hierarchie auch in diesem Verhalten manifestiere.

"Geheule komplett emotional gesteuert"
Range: "Was mich überrascht hat, ist, dass das Geheule vom Stresszustand des Tieres unabhängig war. Man könnte sich vorstellen, dass das komplett emotional gesteuert ist." Die gemessenen Cortisolmengen spiegelten die Intensität des Heulens nämlich nicht wider.

Für die Forscherin sind die Ergebnisse ein erneuter Beweis für die stark differenzierten Beziehungen der Wölfe zueinander, die sie auch in der Kommunikation untereinander zum Ausdruck bringen. "Wir vermuten, dass Wölfe zumindest einen Teil ihres Heulens flexibel kontrollieren können." Das Geheule sei demnach mehr als eine reine Stressreaktion, so Range. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.

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