Revolution in Rom

Gelände um Kolosseum wird vom Verkehr befreit

Ausland
31.07.2013 09:49
Rom feiert am kommenden Wochenende eine Revolution: Das Gelände um das Kolosseum wird vom Autoverkehr befreit. Etwa die halbe Strecke der Straße der Kaiserforen vom Kolosseum zur Piazza Venezia wird ab Samstag für den Privatverkehr gesperrt. Nur mehr städtische Busse und Taxis dürfen dort verkehren.

Dieser Schritt ist zunächst als Experiment gedacht, doch der neu gewählte römische Bürgermeister, Ignazio Marino, plant bereits voraus. Er will den Traum eines großen archäologischen Parks rund um die Kaiserforen verwirklichen. Dieser würde mit seinen insgesamt 2.500 Hektar zur größten umfassenden archäologischen Parklandschaft der Welt aufrücken.

Roms Stadtplaner träumen davon, dass sich ein riesengroßer Grünstreifen quer durch die Stadt zieht. Vom Kapitol und dem Forum Romanum vorbei am Circus Maximus könnten Spaziergänger so bis vor die Stadtmauern zur Via Appia Antica und den Castelli Romani im Umland wandern. Die Kaiserforen, jetzt durch die Via dei Fori Imperiali zerschnitten, sollen laut Marino in einen Park der Antike verwandelt werden. Die breite Straße sollte schmäler werden oder ganz verschwinden - zur Freude der Archäologen, die endlich mehr von den 2.000-jährigen Tempelresten bergen wollen.

Prachtstraße für Mussolini
Die Via dei Fori Imperiali ist ein Werk des faschistischen Diktators Benito Mussolini, der sie für seine Ruhmesparaden von der Piazza Venezia zum Kolosseum, dem Wahrzeichen der Ewigen Stadt, brauchte. Ein ganzer Stadtteil mit jahrhundertealten Häusern musste ihr weichen, rund 2.000 Menschen wurden umgesiedelt. Beim Abriss der Häuser kamen die Trümmer der antiken Kaiserforen zum Vorschein. Die Archäologen durften nur einen kurzen Blick auf die Zeugnisse abendländischer Geschichte werfen, bevor Mussolini sie 1932 unter dem Asphalt seiner Prachtstraße begraben ließ.

"Wir sind dabei, einen seit Jahrzehnten gehegten Traum zu verwirklichen, wir bringen ein Vorhaben von enormem kulturellem Wert auf den Weg", so der Bürgermeister. Er kann mit der Unterstützung des Umweltschutzverbands Legambiente rechnen, der Tausende Unterschriften für eine Fußgängerzone rund um das Kolosseum gesammelt hatte.

Roms Autofahrer sauer
Für die römischen Autofahrer ist die Schließung der Kaiserforen dagegen eine Niederlage. Ihnen wird der Weg über die großen südlichen Einfallstraßen ins Zentrum versperrt, sie werden nicht mehr am Kolosseum in die Kurve gehen und schließlich auf der Via dei Fori Imperiali in den historischen Stadtkern brausen können. Autofahrer klagen, dass die Schließung der Kaiserforen verheerende Folgen auf den ohnehin schon chaotischen städtischen Verkehr haben werde.

Die Revolution rund um das Kolosseum wird in Rom mit einer "langen Nacht" mit Konzerten, Aufführungen von Straßenkünstlern und kulturellen Veranstaltungen gefeiert. Auch Konzerte des römischen Orchesters der Accademia Santa Cecilia und des Chors des römischen Teatro dell'Opera sind geplant. "Die Kaiserforen waren eine Verkehrsachse, jetzt werden sie zum Spazierweg der Römer", lautet der Slogan des Bürgermeisters. Er selber wird am Samstag seine "Revolution" mit einer nächtlichen Radtour durch die Innenstadt feiern.

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