Steigende CO2-Werte

Versauerung der Meere gefährdet Antarktis-Krill

Wissenschaft
08.07.2013 10:24
Für Wale, Pinguine und andere Tierarten könnte in den nächsten Jahrhunderten im Ozean um den Südpol eine wichtige Nahrungsgrundlage verloren gehen: Kleinkrebse (Krill). Grund sind die steigende Kohlendioxid-Werte in der Luft, die das Meerwasser immer saurer werden lassen. Bereits im Jahr 2100 könnten deshalb in einigen Regionen nur noch halb so viel Krebse aus ihren Eiern schlüpfen wie heute, warnen Forscher.

Werde der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) nicht reduziert, könnte die Krill-Population im Südlichen Ozean bis zum Jahr 2300 kollabieren. Das hätte verheerende Folgen für das gesamte Ökosystem, berichten Biologen in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change".

Der Biologe So Kawaguchi vom Antarctic Climate and Ecosystems Cooperative Research Centre in Tasmanien erforscht seit gut einem Jahrzehnt Kleinkrebse. Für die aktuelle Studie hatte sein Team Antarktischen Krill aus dem Südlichen Ozean gesammelt und in einem Aquarium gehalten. Später wurden natürlich befruchtete und abgelegte Eier auf elf verschiedene Gläser mit Meerwasser verteilt.

Versuche mit Krill im Labor
In den Gläsern experimentierten die Biologen dann mit verschiedenen Konzentrationen an Kohlendioxid. Je nach Klima-Szenario kann das Meerwasser in Zukunft unterschiedlich saurer werden, weil es mehr Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen muss. Im Wasser reagiert CO2 zu Kohlensäure, die den pH-Wert senkt - das Wasser wird saurer. Das Problem: In kaltem Meerwasser löst sich Kohlendioxid besonders gut.

Acht Tagen nach der Ei-Ablage zählten die Forscher, wie viele Kleinkrebse aus den Eiern geschlüpft waren. Dort, wo das Wasser nur wenig saurer war als heute in der freien Natur, schlüpften etwa so viele Kleinkrebse wie im Ozean auch. Aber dort, wo das Wasser wesentlich mehr Kohlendioxid enthielt als bisher üblich, sank die Schlüpf-Rate auf 20 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe mit herkömmlichem Meerwasser.

Saure Meere verzögern Entwicklung der Tiere
"Außerdem verzögerten die erhöhten CO2-Spiegel im Meerwasser die Entwicklung der Embryonen", schreiben die Forscher weiter. Die zukünftige Konzentration von Kohlendioxid im Meerwasser rund um den antarktischen Kontinent könne sehr heterogen sein - und zwar sowohl horizontal als auch vertikal. Das heißt, das Wasser kann in verschiedenen Tiefen und an verschiedenen Stellen unterschiedlich sauer sein oder noch werden. Deswegen berechneten die Forscher Risiko-Karten.

Dabei zeigte sich: Besonders gefährlich werde es für den Krill im Weddell-Meer und im Randmeer König Haakon VII. östlich der Antarktis sowie entlang der Westküste des Kontinents. Dort werde bereits im Jahr 2100 die Schlüpf-Rate nur noch halb so gut sein wie heute. Selbst dann, wenn sich der Kohlenstoff-Ausstoß weltweit stabilisiert. Im schlimmsten Fall leuchtet die Risiko-Landkarte für das Jahr 2300 rot - und das rings um die gesamte Antarktis: Dann würde so gut wie kein Kleinkrebs mehr aus seinem Ei schlüpfen.

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