Wo ist Snowden?

Alle machen Jagd auf das “Phantom von Moskau”

Web
28.06.2013 15:05
Der gegenwärtig meistgesuchte Mann der Welt scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Wo ist Edward Snowden, der von den USA als "Verräter" gejagt wird? Ein Heer von Reportern hält seit Tagen den Moskauer Flughafen Scheremetjewo in Beschlag, wo sich der 30-Jährige im verwinkelten Transitbereich verstecken soll. US-Abhörspezialisten scannen Anrufe aus dem riesigen Airport auf sein Stimmenprofil, wie russische Medien berichten. Doch Snowden scheint wie vom Erdboden verschluckt, ist zum "Phantom von Moskau" geworden.

In dem Spionagethriller bestätigt Kremlchef Wladimir Putin zwar, dass der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter von Hongkong kommend in Moskau gelandet ist. Aber die Ankunft des Mannes, der umfassende Spähprogramme westlicher Geheimdienste öffentlich gemacht hat, sei "eine Überraschung" gewesen, behauptet der Ex-KGB-Offizier - obwohl Snowden mit der russischen Staatslinie Aeroflot reiste.

Die Spur verliert sich in Terminal F. Fernsehberichte zeigen, wie Journalisten aus aller Welt den zweitgrößten Airport der russischen Millionenmetropole belagern. "Dieser Flughafen hat mehr als 1.000 abgesperrte Türen und hinter jeder kann Snowden stecken", sagte ein britischer Journalist in seinem Beitrag.

Als es vor wenigen Tagen hieß, Snowden fliehe über Kuba nach Ecuador, kauften zwei Dutzend Journalisten in freudiger Erwartung ein rund 2.000 US-Dollar teures Ticket nach Havanna. Doch ihr Risiko wurde nicht belohnt: Fensterplatz 17A blieb leer, die Reporter traten den zwölfstündigen Flug in die Karibik ohne Snowden an.

"Snowden-Safari"
Auf dem Moskauer Flughafen scheinen grelle Sonnenstrahlen durch die ungeputzten Scheiben. Draußen auf dem Rollfeld parken abflugbereite Aeroflot-Maschinen. In der Transitzone fungiert ein Schnellimbiss als Basislager der "Snowden-Safari", wie russische Staatsmedien über die Suche nach dem Informanten berichten. Da für den Zutritt in den Transitbereich eine Bordkarte nötig ist, buchen viele Reporter für rund 100 Euro einen billigeren Flug in die ukrainische Hauptstadt Kiew - den sie nicht antreten. Stattdessen halten sie intensiv Ausschau.

Ausländer können im Transitbereich bis zu 24 Stunden auf ihren Flug warten, so sehen es russische Gesetze vor. Danach brauchen sie ein Transitvisum. Theoretisch ist das kein Problem für Snowden, denn in Scheremetjewo befindet sich eine Konsularabteilung des russischen Außenministeriums. Doch es bleibt rätselhaft, welche Dokumente er vorgezeigt hat. Sein Pass wurde von den US-Behörden annulliert, andere Reisedokumente soll er nicht besitzen.

Kurzzeitig in Flughafen-Hotel abgestiegen
In der Transitzone, in der Snowden "verloren ging", stehen laut Reportern zahlreiche Non-Stop-Restaurants und Duty-Free-Geschäfte. Der Airport war von deutschen Firmen nach dem Vorbild des Flughafens in Hannover zu den Olympischen Sommerspielen 1980 gebaut worden. Mit jährlich rund 25 Millionen Passagieren ist er inzwischen zu einer Kleinstadt ausgewachsen: Es gibt Supermärkte, Kleidergeschäfte und das Hotel "V-Express" mit rund 70 Zimmern. Ja, Snowden sei kurz dort gewesen, sagte eine Angestellte zu der Staatsagentur RIA Novosti. "Aber er ist längst wieder weg."

Putin weist Vorwurf der Fluchthilfe zurück
Vorwürfe der USA, Russland sei Snowdens Fluchthelfer, weist Putin zurück. Der Whistleblower halte sich im Transitbereich auf und habe damit die Landesgrenze nicht offiziell überschritten, betont er. "Verkehrte Welt: Snowden ist zwar in Moskau, aber nicht in Russland", meint der Radiokanal "Echo Moskwy" dazu. Der Rundfunksender bezweifelt, dass Russland sich wirklich aus dem Fall heraushält. "Der russische Geheimdienst mischt sich doch in alles ein", so Kommentator Mark Sandomirski. Da sei es schwer vorstellbar, dass sich ein Ausländer ohne Pass tagelang im Transitbereich aufhalten könne.

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