"Die Säuberung"

Der pure Horror im Eigenheim: Hawke in “The Purge”

Kino
12.06.2013 16:32
Kann man von einem Genrefilm erwarten, dass er Themen wie exzessiven Waffenbesitz oder die soziale Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft adäquat behandelt? Wohl kaum, aber immerhin gibt sich Regisseur und Drehbuchautor James DeMonaco ("Staten Island") in seiner bitterbösen Zukunftsvision "The Purge - Die Säuberung" (Kinostart: 14. Juni) alle Mühe, brisante Probleme anzureißen. Trotzdem bleibt sein Film eindimensional und erliegt als ballernde Blutorgie schließlich der Faszination, die er eigentlich anprangern möchte.

Die böse Welt mit all ihren Problemen soll draußen bleiben - darauf hat sich James Sandine (Ethan Hawke) spezialisiert. Der Sicherheitsexperte hat sein pompöses Eigenheim und die seiner Nachbarn zu Hightech-Festungen hochgerüstet, und zwar aus gutem Grund. In der nahen Zukunft gibt es eine Nacht im Jahr, in der alles erlaubt ist: Jedes Verbrechen, auch Mord, bleibt straffrei. Die "Purge"-Nacht - so die krude Prämisse des Drehbuchs - soll dazu dienen, angestaute Aggressionen auf legale Weise abzubauen.

Also verschanzt sich der Security-Freak Sandine mit Ehefrau Mary (Lena Headey) und den beiden Kindern, der schwer pubertierenden Tochter Zoey und dem stillen Teenager Charlie, im Eigenheim. Als ein Obdachloser draußen um Hilfe bittet, öffnet Charlie die Sicherheitsschleuse, lässt den Mann ins Haus und setzt damit eine mörderische Spirale in Gang.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Die Frage, wie weit wir gehen, wenn die Lust am Töten im Menschen durchbricht und ihn zur Bestie macht, wusste Kultregisseur Michael Haneke in "Funny Games" verstörend-brillant auszuloten. Auch hier sitzt eine Familie in einer nahezu tödlichen Falle. Dass der Streifen als wüst-reißerischer Freibrief für Lynchjustiz daherkommt, mit visuell extremer Gewalt in Zeiten latenten und allgegenwärtigen Terrors punkten will und schale Dialoge in kübelweise Filmblut ertränkt, ohne die psychologische Seite der Gewaltspirale auszureizen, ist enttäuschend. Ethan Hawke, aktuell in dem romantischen Beziehungsparcours "Before Midnight" zu sehen, hat sich - und uns - mit diesem Ausflug ins Horror-Genre keinen Gefallen getan.

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