Reicher als reich

So verändern die Chinesen den Markt für Luxusautos

Motor
11.06.2013 09:53
Sie sind reich und wollen das auch zeigen: 2017 werden die Chinesen weltweit am meisten Luxusautos kaufen, prophezeit eine Studie. Der chinesische Luxus-Käufer unterscheidet sich allerdings deutlich von der bisherigen Zielgruppe von Lamborghini, Bentley oder Rolls-Royce. Deshalb müssen die Hersteller umdenken, was ihnen aber tolle Umsätze verspricht.
(Bild: kmm)

Wer am anderen Ende der Welt einen Verkaufsraum von Porsche, Bentley oder Lamborghini betritt, der fragt nicht unbedingt zuerst nach Kurvenlage, adaptivem Fahrwerk oder Hinterachs-Sperrdifferenzial. Chinesische Luxusautokäufer sind anders als europäische Kunden. Dafür werden sie aber immer mehr: Nach einer aktuellen Studie wird das Reich der Mitte ab 2017 der wichtigste Markt für Luxusautos weltweit.

Für den Großteil der Erstkäufer in China sind marktführende Technik und Fahrdynamik längst nicht so wichtig wie für Konsumenten in westlichen Märkten, so die Studie der Management-Beratung A.T. Kearney. Befragt wurden dazu Experten und Händler für Fahrzeuge der Luxusklasse ab einem Verkaufspreis von 250.000 Euro in mehreren chinesischen Städten. Viel wichtiger als Beschleunigungswerte oder Leichtbau-Karosserieteile sind den Käufern Komfortmerkmale: "Zum Beispiel bequeme Sitze, moderne Kommunikations- und Navigationssysteme oder mehr Beinfreiheit wie beispielsweise im neuen Porsche Panamera 4S Executive", so Alexander Graef, Berater bei A.T. Kearney in Shanghai.

Darauf müssen sich die Luxusautobauer einstellen. In Zukunft wird es deshalb stärker marktspezifische Ausstattungspakete geben, glaubt Graef. Für China würde das aus seiner Sicht zum Beispiel bedeuten: andere Farben, mehr und auffälligere Designelemente und weniger Technik-Extras. Sogar marktspezifische Luxus-Modelle hält er für wahrscheinlich: "Sofern der Lamborghini Urus tatsächlich auf den Markt kommt, wird es in China voraussichtlich das bestverkaufte Lamborghini-Modell werden. In Europa wird das SUV aus meiner Sicht dagegen nur begrenzt Käufer finden."

Reiche "Bubis", die in Geld schwimmen
Warum auf der anderen Seite der Welt ein so völlig anderer Geschmack in Sachen Luxusautos herrscht, dafür gibt es verschiedene Gründe. Da ist zum Beispiel der Altersunterschied: Chinesische Käufer sind im Schnitt fünf bis zehn, teilweise aber auch 20 Jahre jünger als etwa deutsche. "Sportwagen von Ferrari und Lamborghini werden hauptsächlich von Kindern sehr reicher Chinesen gekauft", beschreibt Graef die Situation. Reiche Geschäftsleute – zum Beispiel aus der produzierenden Industrie, der Service- oder Bergbau-Industrie - kaufen seiner Einschätzung nach Luxus-Limousinen von Bentley, Aston Martin oder beispielsweise Rolls-Royce. Ein weiterer Unterschied zu wohlhabenden Deutschen: Wer etwas auf sich hält, der zeigt in China seinen Reichtum: "Chinesische Luxuskonsumenten sind sehr statusbewusst, sie zeigen gerne ihren internationalen Geschmack und die durch Reichtum erlangte Freiheit, sich die besten Marken zu leisten", so Graef. Mit einem Anteil von bis zu 30 Prozent sind zudem Frauen unter den Käufern deutlich stärker vertreten als auf den westlichen Märkten. "In Städten wie Shanghai gibt es einen hohen Anteil erfolgreicher Unternehmerinnen, die sehr gezielt ihre eigenen Luxusautos kaufen."

Derzeit zählen 63.000 Menschen in China zu der Gruppe, die über ein Vermögen von umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro verfügt, so die Zahlen von A.T. Kearney. Diese wird nach Einschätzung der Unternehmensberater in den kommenden Jahren um bis zu 30 Prozent wachsen.

Trotzdem bleiben die Superreichen in einem Volk von 1,3 Milliarden Menschen naturgemäß eine Mikrogruppe. Zudem sind die sozialen Schichten deutlicher als in Deutschland voneinander abgegrenzt und ein Aufstieg von ganz unten ist schwer. Andererseits: Wer seinen Lamborghini Aventador neben den Bentley Flying Spur in der Hofeinfahrt parkt oder mit einem anderen Luxusauto durch die Innenstadt fährt, wird selten böse Blicke auf sich ziehen. Graef: "Eine Neidkultur, wie sie in Deutschland oder Österreich vorherrscht, ist in China kaum ausgeprägt."

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(Bild: kmm)



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