Minis SUV-Coupé

A Paceman Came Travelling: Macht der Cooper D Spaß?

Motor
03.06.2013 08:37
Der Mini Paceman ist ein durch und durch unvernünftiges Auto, und genau das macht seinen Reiz aus, wie mir die Cooper-S-Version bereits eindrucksvoll und spaßig bewiesen hat. Nun hat sich mir ein Paceman mit vernünftigem Dieselmotor anvertraut – und da tut sich ein echtes Spannungsfeld auf.
(Bild: kmm)

Prinzipiell ist ein Mini Paceman vergleichbar mit, sagen wir, einer Vergaserinnenbeleuchtung: nicht wirklich notwendig, aber es ist schön, wenn man sie hat, weil man damit zeigen kann, dass man anders ist als andere. Klingt böse, ist aber nicht böse gemeint. Mini-Countryman-Format, aber tiefer und flacher, das ist ein ähnliches Verhältnis wie BMW X6 zu BMW X5, und da gibt der Erfolg dem Hersteller allemal Recht. Mit dem Unterschied, dass auch der X6 vier Türen hat, der Paceman aber nur zwei. Und dass der X6 ausschließlich harmonische Motorisierungen hat.

Und das ist gleich mal ein augenfälliges Manko am Mini Paceman Cooper D: Der 1,6-Liter-Diesel ist mit seinen 112 PS prinzipiell ja ein wirklich munterer Geselle, dem ich gefühlt sogar eine höhere Leistung zutrauen würde, aber die Getriebeübersetzung ist zu lang, um seine Qualitäten zur Geltung zu bringen. Zwar liegen immerhin 270 Nm bei 1.750/min. an, trotzdem fällt das Anfahren schwer, weil man sehr viel Gas geben (und die Kupplung entsprechend malträtieren) muss, damit man in einen Drehzahlbereich kommt, der das Turboloch kaschiert. Und langsam-zügiges Abbiegen im zweiten Gang, ohne anzuhalten, hat er auch nicht gern, weil man dabei in den Drehzahlkeller gerät und eigentlich gerne auf den ersten zurückschalten möchte.

Ansonsten ist der Paceman zu fahren, wie ein Mini eben zu fahren ist: Er hat eine sehr direkte Lenkung und ein ausgesprochen agiles Fahrwerk, das den Vornamen jedes Schlaglochs kennt, speziell weil er im Vergleich zum Countryman tiefergelegt und gehärtet ist. Das macht – je nach Laune – Spaß oder nervt. Und genau das hängt nach meiner Erfahrung mit der Motorisierung zusammen: Im Cooper S fahre ich häufiger auf der Spaßseite, im Cooper D ist der Nervanteil höher und schaukelt sich ein bisschen mit der Getriebeübersetzung hoch. Auf der anderen Seite geht der Mini Paceman mit seinen 112 PS im Verhältnis zur Leistung richtig gut, immerhin hat er Allradantrieb und wiegt 1.370 kg. Da sind 11,5 Sekunden für den Sprint auf 100 sehr okay, es fühlt sich sogar noch schneller an.

Praktischer wäre praktisch, aber irgendwie unpassend
Im Mini Paceman ist das Motto ganz klar "function follows form", Design ist alles. Da ist es zwar gut gemeint, aber eigentlich inkonsequent, dass die Fensterheberknöpfe jetzt griffgünstig, aber fad in der Tür sitzen. Der Suppenschüsseltacho und die Kippschalterchen sind einfach Markenzeichen. Wenn eine 1,5-Liter-PET-Flasche ins Türfach passen würde, wäre das irgendwie auch schon zu praktisch. Auch ansonsten muss man im Paceman über einige Kleinigkeiten wegsehen: Bei der Fahrt mit offenem Fahrerfenster flattert der ungenutzte rechte Sicherheitsgurt vernehmlich, die Sonnenblende ist zu klein und lässt links eine riesige Fläche unbedeckt, die Lenkradbedienknöpfe haben wie in allen Minis keinen vernünftigen Druckpunkt, der Reisebordcomputer lässt sich nicht automatisch zurückstellen (anders als im BMW, wo das ganze ja herstammt), in die Sonnenbrillendose auf der "Center Rail" passt keine Sonnenbrille (jedenfalls nicht meine, und die ist nicht besonders groß), keine Kontrollleuchte fürs Abblendlicht und das Bremspedal steht ähnlich steil aufrecht wie im alten VW Käfer und ist dadurch nicht so geschmeidig zu bedienen, wie ich mir das wünschen würde. Nicht vergessen mitzubestellen sollte man den Parksensor.

Unterm Strich
Beim Thema Mini Paceman scheiden sich grundsätzlich die Geister. Ob er einem gefällt, ist grundsätzlich Geschmackssache, ob man ihn braucht, sowieso. Wenn man ihn mag, sollte man ihn eher mit einem spaßigen Motor ordern, Cooper S zum Beispiel, da ist der freakige Kompakte insgesamt dann doch spaßig-harmonisch. Die Cooper-D-Version will Vernunft hineinpressen, wo sie nicht Platz hat, und diese Spannung geht zulasten des Vergnügens.

Warum?

  • Karosseriekonzept, das sonst keiner hat
  • Agiles Fahrverhalten

Warum nicht?

  • Unharmonische Motor-/Getriebe-/Fahrwerkskombination

Oder vielleicht …

… Mini Countryman - oder den Paceman als Cooper S

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(Bild: kmm)



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