In CNN-Interview

Kampusch über Cleveland-Opfer: “Freue mich für sie”

Ausland
16.05.2013 11:03
Wenn jemand weiß, wie es den drei entführten und rund zehn Jahre lang festgehaltenen Frauen in Cleveland geht, dann sei das Natascha Kampusch, heißt es im Vorspann zu einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview der 25-jährigen Österreicherin mit dem US-Sender CNN. In diesem teilte sie ihre Freude über die Befreiung der drei Frauen mit den Zusehern und gab den ehemaligen Entführungsopfern auch Ratschläge: "Sie sollten die Freiheit genießen, sollten es aber langsam und sorgfältig angehen", so Kampusch.

"Es war ein enormes Glücksgefühl, das mit nichts vergleichbar ist. Plötzlich siehst du all die Möglichkeiten, die vor dir liegen", erinnerte sich Kampusch an ihre erfolgreiche Flucht im Jahr 2006 aus den Fängen Wolfgang Priklopils, der danach Selbstmord begangen hatte. "Die Frauen von Cleveland sollten dieses Glücksgefühl möglichst lange bewahren und sich nicht zu schnell in den Alltag ziehen lassen", betonte die 25-Jährige gegenüber dem CNN-Korrespondenten Matthew Chance, der den Fall Kampusch seit 2006 verfolgt, in ihrem Interview in Wien. Sie freue sich für Amanda Berry, Gina DeJesus und Michelle Knight, die alle "bestimmt sehr starke Frauen" seien.

"Kümmert euch nicht darum, was andere sagen"
Auch wenn die Situation der drei Entführungsopfer von Cleveland anders sein dürfte als ihre Leidensgeschichte, zog Kampusch auch Parallelen und gab den Frauen den Ratschlag, die Kontrolle über das neu gewonnene Leben nicht an andere Personen abzugeben. Außerdem sollen sich die Opfer nicht von Leuten beirren lassen, die ihre tragische Geschichte nicht glauben wollen. "Sie sollten sich nicht darum kümmern, was die anderen sagen. Sie sind diejenigen, die das alles erlebt und überlebt haben", so die 25-Jährige.

Für das Interview ging Kampusch noch einmal gemeinsam mit einem Kamerateam die Stationen ihres tragischen Schicksals durch, zeigte jenen Ort, an dem sie 1998 im Alter von zehn Jahren von Priklopil in einen weißen Kastenwagen gezerrt und entführt worden war. Sie schilderte Details aus den acht langen Jahren ihrer Gefangenschaft im Kellerverlies und später in Priklopils Haus nur wenige Autominuten von ihrem Wohnort entfernt in Strasshof in Niederösterreich - und zeigte CNN auch dieses Haus, dessen Besitzerin sie mittlerweile ist.

Priklopil-Haus zur Vergangenheitsbewältigung erworben
"Das Haus ist ein wichtiges Symbol und hilft mir dabei, die Vergangenheit aufzuarbeiten", begründete Kampusch ihren Schritt. "Du musst das Positive sehen, dich auf die Zukunft freuen und versuchen, den Hass gegenüber der Person, die dir das angetan hat, zu begraben." Ob die Botschaft aus Österreich den Cleveland-Opfern Trost spendet, ist ungewiss, werden sie doch ebenso wie Kampusch ein Leben lang mit den Erlebnissen im "Horrorhaus" ihres Peinigers Ariel Castro zu kämpfen haben.

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