Trübe Aussichten

Weltwirtschaft erholt sich, doch EU bleibt zurück

Wirtschaft
28.03.2013 17:50
Die Euro-Länder bleiben nach Einschätzung der OECD unter den großen Industrieländern die Stiefkinder der weltwirtschaftlichen Erholung. "Die Weltwirtschaft erholt sich, doch Europa bleibt zurück", urteilte die Organisation am Donnerstag. Allein Deutschland könne unter den großen europäischen Volkswirtschaften mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten in der ersten Jahreshälfte 2013 mithalten. Die Euro-Zone bleibe angesichts der "Zerbrechlichkeit des Bankensystems" und der hohen Schuldenlast der Euro-Staaten "verletzlich", so der trübe Ausblick.

Deutschland dürfte im ersten Halbjahr 2013 ein kräftiges Wirtschaftswachstum verzeichnen - als einziges Land der Euro-Zone, wie die OECD in einem Zwischenbericht zur Entwicklung der Weltwirtschaft festhielt. Es werde damit erneut ein deutliches "Auseinandergehen" zwischen dem Wachstum in Deutschland und dem in anderen Euro-Staaten geben, wo die Wirtschaftsleistung nur gering zunehmen oder sogar schrumpfen werde.

Für unsere nördlichen Nachbarn erwarten die OECD-Volkswirte im ersten Quartal ein Wachstum auf Jahressicht von 2,3 Prozent und im zweiten Quartal von 2,6 Prozent. Stärker dürften von Jänner bis März nur die USA mit 3,5 Prozent und Japan mit 3,2 Prozent zulegen. Im zweiten Quartal allerdings werde der Zuwachs dieser beiden Länder unter dem Deutschlands liegen - das somit laut den OECD-Zahlen das Länderranking anführen wird.

Italiens Wirtschaft schrumpft, Franzosen mit Mini-Trendwende
Weniger rosig ist der Ausblick für die anderen beiden großen Industrieländer im Euro-Raum: So werde die Wirtschaft Italiens laut OECD-Zahlen von Jänner bis März um 1,6 und von April bis Juni um 1 Prozent weiter schrumpfen. Frankreich sollte hingegen nach einem Minus von 0,6 Prozent im ersten Quartal im zweiten Vierteljahr die Trendwende schaffen und ein Plus von 0,5 Prozent verzeichnen.

Die anhaltende Krise im Euro-Raum laste jedenfalls auf dem globalen Aufschwung, so das Fazit der OECD. Insgesamt rechnen die Volkswirte der Organisation mit einem Wirtschaftswachstum in den Ländern der G-7 - USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland - von zusammen 2,4 Prozent im ersten und von 1,8 Prozent im zweiten Quartal.

Generell bleibe der Unsicherheitsfaktor bei den neuen Prognosen hoch, warnte OECD-Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan. Die Flaute am Arbeitsmarkt sei in vielen OECD-Ländern weiterhin ein großes Problem - in Teilen der Euro-Zone habe sich die Lage noch weiter verschlechtert. Auch in den USA gebe es hier noch Verbesserungsbedarf.

OECD-Chefvolkswirt warnt vor neuen harten Sparmaßnahmen
Für die Euro-Zone warnte Padoan angesichts des schwachen Wachstums und der hohen Arbeitslosigkeit vor zusätzlichen harten Sparmaßnahmen - auch wenn dies bedeuten könnte, dass Defizitziele vermutlich nicht eingehalten würden. Der Volkswirt appellierte insbesondere an die Staaten mit einem Handelsüberschuss, zu mehr Wachstum in Europa beizutragen.

So sollten in Deutschland die Löhne angehoben und damit die Binnennachfrage angekurbelt werden. Auch seien die Investitionen in Deutschland zu niedrig. Liberalisiere Deutschland seinen Dienstleistungssektor, würden Investitionen und damit auch Wirtschaftswachstum zunehmen, sagte Padoan der Nachrichtenagentur AFP.

Zypern-Krise zeigt Schwächen im Bankensektor auf
Eine Schlüsselrolle zur Förderung des Wachstums kommt der OECD zufolge der Geldpolitik zu, auch wenn dies Risiken mit sich bringe. Die finanzpolitischen Spielräume seien begrenzt. "Die Euro-Zone bleibt verwundbar", warnen die Experten. Gerade die aktuelle Zypern-Krise zeige, dass den Schwächen im Bankensektor noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse. "Es gibt ein starkes Argument, die Geldpolitik noch weiter zu lockern", erklärten sie und verwiesen auf die schwache Nachfrage und die geringe Teuerung. Die Gefahr eines größeren Inflationsdrucks durch eine expansivere Geldpolitik sei gering.

Zugleich mahnte die OECD in dem Bericht angesichts der Zypern-Krise eine starke Bankenaufsicht für den Euro-Raum ein. Der Fall Zypern zeige, dass die "richtigen Institutionen in der Euro-Zone zum Erhalt der Stabilität des Bankensystems" eingerichtet werden müssten. Zypern sei zwar ein "außergewöhnlicher Fall" - dieser zeige aber, dass Bankenkrisen "direkt und entschieden" entgegengetreten werden müsse.

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