Korrupte Polizisten

Mexikaner erobern Stadt in Selbstjustiz gegen Drogenmafia

Ausland
27.03.2013 11:24
Seit Jahren tobt in Mexiko ein brutaler Drogenkrieg, doch in Teilen des Landes formiert sich nun Widerstand. In der Nacht auf Dienstag haben rund 1.500 Mexikaner, die zu einer "Selbstverteidigungsgruppe" gegen die Drogenmafia gehören, eine Stadt im Süden erobert. Die örtlichen Polizisten wurden kurzerhand festgenommen, ihnen wird vorgeworfen, für die Mafia einen Mord an einem ihrer Kollegen begangen zu haben. Seither befindet sich die Stadt unter der Kontrolle der Bewaffneten (Bild).

Die Gruppe nennt sich "Union de Pueblos y Organizaciones del Estado Guerrero" (UPOEG; Union der Dörfer und Organisationen des Staates Guerrero). Knapp 1.500 von ihnen hätten die Stadt Tierra Colorada im Morgengrauen übernommen, berichtete unter anderem "El Pais".

Einen Tag zuvor war ein Polizeikommandant mit drei Kopfschüssen getötet worden - die UPOEG vermutet den Polizeichef und seine Untergebenen hinter dem Anschlag. Der Ermordete hatte kurz zuvor bei der Staatsanwaltschaft wegen diverser Fälle von Erpressung, Raubüberfällen und Schutzgeldzahlungen ausgesagt.

Polizeichef bleibt in der Gewalt der UPOEG
Die Regionalregierung von Guerrero mutmaßt ebenfalls, es könnte sich bei dem Mord um Rache des organisierten Verbrechens handeln, gab aber noch keine Verdächtigen bekannt - der Fall werde von den Behörden untersucht. Das Vertrauen der UPOEG in die offiziellen Ermittlungen ist jedoch enden wollend: Der Polizeichef, acht seiner Beamten sowie drei Eskorten bleiben in Gefangenschaft der Gruppe.

Bevölkerung wehrt sich gegen brutale Mafia
Die UPOEG werde Tierra Colorada zudem weiterhin "belagern" und die Sicherheit "bewahren", sagte ihr Leiter Bruno Placido gegenüber CNNMexiko. Der Mordanschlag sei eine "Botschaft an uns gewesen, damit wir uns entscheiden zurückzuweichen, aber für uns gibt es kein Zurück". Eigentlich sei der Kampf gegen die Drogenmafia Sache der Regierung, doch die Kriminellen hätten sich mit Erpressung und Morden in das Leben der Bevölkerung eingemischt, so Placido. Nun werde die UPOEG so lange weitermachen, bis man die Verantwortlichen dingfest gemacht habe.

Selbstjustiz wegen mangelnden Vertrauens in Behörden
Die Gruppe sorgt bereits seit Monaten für Aufsehen, wie "El Pais" berichtet. Sie ist in mehreren Gemeinden des südlichen Bundesstaats Guerrero aktiv und übt dort Selbstjustiz, nachdem das Vertrauen in den Staat aufgrund zahlloser korrupter Politiker, Polizisten und Militärs kaum noch vorhanden ist.

Die UPOEG hat es zum Beispiel in manchen Dörfern in die Hand genommen, angebliche Kriminelle vor Schnellgerichte zu stellen. Da sich die Angeklagten allerdings kaum verteidigen dürfen und unabhängige Richter fehlen, geriet die Gruppe zuletzt im Februar in die Kritik.

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