"Vor langer Zeit"

Gadafis Familie spurlos aus Algerien verschwunden

Ausland
26.03.2013 11:44
Vier Familienmitglieder des 2011 gestürzten und getöteten libyschen Diktators Muammar al-Gadafi sind spurlos aus dem Exil im Nachbarland Algerien verschwunden. Wie lange sich Gadafis zweite Frau, seine Tochter und zwei Söhne schon nicht mehr im Land befinden, ist ebenso unklar wie ihr neuer Aufenthaltsort. Gegen die beiden Männer liegen internationale Haftbefehle vor.

Das "Time"-Magazin berichtet online über das mysteriöse Verschwinden von Gadafis Familie aus Algerien. Demnach spekulieren arabischsprachige Medien bereits seit Wochen, dass sich Gadafis Frau Safia (linkes Bild), Tochter Aisha (rechts) sowie die Söhne Mohammed und Hannibal heimlich davongemacht hätten. Letzten Monat sei dies von algerischen Behörden aber noch bestritten worden.

Am Samstag habe es dann zum ersten Mal eine offizielle Bestätigung für die Abreise gegeben: Der algerische Botschafter in Libyen, Abdel-Hamid Bouzaher, gab gegenüber einer libyschen Nachrichtenagentur an, die vier Gadafis hätten Algerien "vor langer Zeit" verlassen. Details teilte er jedoch nicht mit. Fraglich ist nicht nur, wann die Familie abreiste und wohin, sondern auch, mit wessen Hilfe.

Algerien kämpft mit Chaos nach Gadafis Tod
Ob die algerische Regierung ihren Segen gegeben habe, sei unklar, so das "Time"-Magazin. Zwar habe das Land Gadafis Familie vor 19 Monaten aufgenommen, da algerische Politiker die Bombardierung Libyens durch NATO-Truppen heftig kritisiert hatten. Sie fürchteten, ohne Gadafis stabilisierenden Einfluss könnten Dschihadisten an das Waffenarsenal Libyens gelangen und die gesamte Region in einen Krieg stürzen.

Diese Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Dschihadisten liefern sich mit Waffen aus den Hinterlassenschaften des alten Regimes immer wieder heftige Gefechte mit Algerien und dem angrenzenden Mali. So ist Algerien trotz der Wut auf die NATO nun auf die Hilfe des Westens angewiesen - und könnte Gadafis Familie daher weniger gastfreundlich gesinnt sein.

Großteil der Familie Gadafis verschwunden
Beim Sturz des Diktators im August 2011 war die Familie getrennt worden, Saifas Mann und zwei Söhne wurden beim Fluchtversuch nach Algerien getötet. Ein weiterer Sohn, Saadi, konnte in den Süden nach Niger fliehen, lediglich Saif al-Islam - Gadafis mächtigster Nachkomme - konnte im November 2011 im Süden Libyens festgenommen werden.

Er ist seither das einzige Familienmitglied, das in der Öffentlichkeit - vor Gericht in der Stadt Zintan - gesehen wurde. Er wartet weiterhin auf einen Prozess, der wegen eines Streits um die Zuständigkeit zwischen lokalen Gerichten und dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag immer noch nicht begonnen hat. Ihm droht die Todesstrafe. Auch Mohammed und Hannibal werden wegen Kriegsverbrechen per internationalem Haftbefehl gesucht. Gadafis jüngster Sohn Khamis soll ein Jahr nach dem Tod seines Vaters in der Stadt Bani Walid getötet worden sein (siehe Infobox).

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