Erfolgreich getestet

Mini-Wasserhahn im Auge soll grünen Star behandeln

Wissenschaft
26.03.2013 09:30
Mit einer Art Wasserhahn, der direkt ins Auge implantiert wird und den Flüssigkeitsdruck regelt, wollen Schweizer Forscher künftig den grünen Star behandeln. Tests an Kaninchen seien erfolgreich gewesen, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) am Montag mit. Das Produkt soll bis 2014 marktreif sein.

Der grüne Star, auch Glaukom genannt, ist nach dem grauen Star (Linsentrübung) die zweithäufigste Ursache für Blindheit. Er entsteht durch eine übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit zwischen Iris und Hornhaut. Der erhöhte Augeninnendruck kann den Sehnerv zerstören und zur Erblindung führen.

Abhilfe schaffen in 90 Prozent der Fälle spezielle Augentropfen. Bei einem von zehn Patienten muss jedoch operativ eine Öffnung oder – mit einer recht jungen Technik – ein künstlicher Kanal angelegt werden. Der Durchmesser solcher Kanäle lasse sich indes nicht regulieren, weshalb der Augeninnendruck wiederum zu tief fallen kann, schreibt die EPFL.

Regelbares Kanalsystem entwickelt
Dies führe zu Komplikationen, und der Patient müsse oft noch einmal unters Messer. Deshalb haben die Forscher um Nikos Stergiopoulos von der EPFL ein regelbares Kanalsystem entwickelt: einen Silikonschlauch, der um eine kleine magnetische Scheibe gewickelt ist. Die Scheibe lässt sich um eine nichtmittige Achse drehen, sie "eiert".

Je nach Position der Scheibe wird der Schlauch mehr oder weniger zusammengequetscht, was den Wasserfluss regelt - ähnlich wie das Ventil eines Wasserhahns. Die Position der Scheibe lässt sich von außerhalb des Auges mittels einer Art Mini-Kompassnadel bestimmen und ändern, die sich in einem kugelschreibergroßen Gerät befindet.

"Die Einstellung lässt sich innerhalb von Sekunden machen, ohne Eingriff", sagt Stergiopoulos in der Mitteilung. Das System sei zudem mit einem halben Millimeter Größe kleiner als gängige Implantate. Deshalb sollte man ohne Hornhauttransplantationen auskommen, die derzeit manchmal nach Implantationen notwendig seien.

Erfolgreich an Kaninchen getestet
Den Prototyp habe das Team bereits erfolgreich an Kaninchen getestet, schreibt die EPFL. Nun warten die Forscher auf grünes Licht von der Ethikkommission und dem Heilmittelinstitut Swissmedic für Tests am Menschen.

Am grünen Star leiden zwischen einem und zwei Prozent der Bevölkerung. Das Glaukom ist eine Alterskrankheit: Ab dem 50. Lebensjahr verdoppelt sich mit jedem Jahrzehnt die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken. In Österreich sind über 80.000 Menschen von grünem Star betroffen.

Risiko bei Schlaganfall-Patienten erhöht
Besonders hohes Risiko besteht bei Herz-Kreislauf-Erkrankten, aber auch bei Rauchern oder Schlaganfall-Patienten. Ein Anzeichen für den grünen Star ist der erhöhte Augeninnendruck, der nur von einem Augenarzt gemessen werden kann. Beim Augenarzt werden auch die Sehnerven untersucht. Hierfür benötigt der Arzt bestimmte Geräte, die nur in zehn bis 20 Prozent der österreichischen Ordinationen vorhanden sind.

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