Gegenüber der Zeitung betonte Abagnale, der sich Ende der 60er-Jahre durch Scheckbetrug und Dokumentenfälschung 2,5 Millionen US-Dollar ergaunert hatte, dass vor allem Kinder und Jugendliche über die Risiken informiert werden müssten, die mit der unwissentlichen Preisgabe sensibler Informationen in sozialen Netzwerken einhergehen.
"Wenn Sie mir per Facebook Ihr Geburtsdatum und Ihren Geburtsort nennen, habe ich Ihre Identität schon zu 98 Prozent gestohlen", sagte Abagnale. Dem 64-Jährigen zufolge kommen derlei Angaben in Online-Profilen einer Einladung zum Identitätsdiebstahl gleich. Nutzern rät der ehemalige Profi-Hochstapler daher auch, keine passbildartigen Aufnahmen für ihr Profilbild zu verwenden. Besser seien Gruppenfotos.
Der Ex-Betrüger warnte zudem vor der allzu freizügigen Preisgabe von Interessen durch das Verteilen von "Likes" auf Facebook. "Was Menschen auf Facebook sagen, haftet ihnen für immer an. Mit jedem 'Gefällt mir' geben sie jemandem etwas über ihre sexuelle Orientierung, ihre ethnische Herkunft oder ihre politischen Vorlieben preis."
"Ihre Privatssphäre ist alles, was Sie haben"
Große Internetkonzerne wie Facebook oder Google für den eigenen Leichtsinn im Umgang mit sensiblen Daten verantwortlich zu machen, hält Abagnale jedoch für falsch und mahnt daher zu mehr Eigenverantwortung: "Ihre Privatssphäre ist alles, was Sie haben -beschuldigen Sie nicht all die anderen Firmen, Sie kontrollieren sie und müssen die Kontrolle über Ihre eigenen Informationen behalten."
"Technologie züchtet Verbrechen heran"
Abagnale, der inzwischen seit 37 Jahren als Sicherheitsberater tätig ist, räumt jedoch ein, dass es aufgrund des technischen Fortschritts deutlich einfacher geworden sei, Identitäten zu stehlen und zu betrügen: "Was ich vor 40 Jahren als Teenager gemacht habe, ist jetzt 4.000 Mal leichter". Technologie züchte Verbrechen heran, heute müsse man dafür lediglich einen Laptop öffnen, so der einstige Schwindler.
"Das Gesetz schläft zwar manchmal, stirbt aber nie"
Dennoch, betont Abagnale, lohnt sich Verbrechen nicht: "Ich wusste immer, dass ich erwischt werden. Nur ein Narr hätte anders gedacht. Das Gesetz schläft zwar manchmal, stirbt aber nie. Manche sagen, dass ich brillant war, ein Genie – ich war keins von beidem, ich war ein Kind. Wenn ich brillant oder ein Genie gewesen wäre, hätte ich das Gesetz nicht brechen müssen, um zu überleben."
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