Kriminalität sinkt

Die gefährlichste Stadt Mexikos erwacht zum Leben

Ausland
21.03.2013 11:06
Die Stimmung in der Bar "El Rudo" im nordmexikanischen Ciudad Juarez ist gut. Junge Leute trinken Bier, lachen und tanzen. Noch vor gut einem Jahr wären die Studenten nach Sonnenuntergang in ihren Wohnungen geblieben, aus Angst vor Querschlägern, Entführungen oder Mord. Im Krieg zwischen zwei rivalisierenden Drogenkartellen starben in der Stadt nahe der US-Grenze in den vergangenen sechs Jahren mehr als 10.500 Menschen. Inzwischen geht die Gewalt zurück, über die Gründe dafür sind sich die Verantwortlichen jedoch uneins.

Die örtlichen Behörden rechnen dies dem neuen Polizeichef an, der seit 2011 hart durchgreift. Zahlreiche Festnahmen, strengere Strafen sowie die bessere Ausstattung der 2.600 städtischen Polizisten werden als Gründe angeführt. Andere machen den Sieg des mächtigen Sinaloa-Kartells mit seinem Anführer "El Chapo" Guzman gegen das rivalisierende Juarez-Kartell für den Rückgang der Gewalt verantwortlich. "Das ist der plausibelste Grund", sagt ein Regierungsbeamter, der anonym bleiben will.

Von der Geisterstadt zur Wüstenmetropole?
Die 1,3 Millionen-Einwohner-Stadt an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas galt bis vor kurzem sogar noch als gefährlichste Stadt der Welt. 2010 erreichte die Gewalt ihren Höhepunkt, als 3.116 Menschen getötet wurden. "Wir hatten Angst, auf die Straße zu gehen. Wir konnten nichts unternehmen", sagt der 21-jährige Student Vicente Martinez. "Aber jetzt, da die Dinge sich geändert haben, können wir wieder Spaß haben." Viele Geschäfte, vorher Opfer von Schutzgelderpressung, hängen nun "Geöffnet"-Schilder ins Fenster. Rund 115 Restaurants, Bars und Klubs warten in der Wüstenstadt mit den großen Boulevards, kleinen Shopping-Centern und niedrigen Häusern wieder auf Gäste.

Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Morde auf 759. Auch 2013 sind die Zahlen gesunken: Im Jänner starben 27 Menschen eines gewaltsamen Todes. "Das war mal eine Geisterstadt", sagt Bürgermeister Hector Murguía. "Heute können wir sagen: Ciudad Juarez ist wie Palermo in Sizilien, Medellin in Kolumbien, New York oder Chicago. Dort brauchten sie zehn Jahre, um die Kriminalitätsrate zu senken, hier brauchten wir zwei Jahre. Wir sind jetzt wieder da, wo wir waren, als die Dinge gut liefen."

Trotz Verbesserungen noch keine Entwarnung
Auch wirtschaftlich kehrt nun Leben zurück: In den Fabriken, dem wirtschaftlichen Herz von Ciudad Juarez, sind inzwischen wieder 210.000 Menschen beschäftigt, nachdem die Zahl von 230.000 im Jahr 2007 auf 143.000 im Jahr 2010 gefallen war.

Entwarnung gibt es trotzdem nicht. Oscar Enriquez von einer örtlichen Menschenrechtsgruppe betont: "Wir haben noch immer Kriminalität hier, darunter das Verschwinden von jungen Frauen, Menschenhandel, Drogenhandel und Drogenkonsum." Allein im Jänner verschwanden neun Frauen. Die 70-jährige Urgroßmutter Rosario Hermosillo, die vor ihrem Haus eine Zigarette raucht, sieht die Zukunft nicht rosig. Es gebe zwar weniger Schießereien und Tote. "Aber", fügt sie resigniert hinzu: "Es ist nicht zu Ende, und es wird nie enden."

Blutiger Drogenkrieg wütet nun in Acapulco
Und damit hat die alte Dame wohl recht, denn die Gewalt hat sich nur verlagert. Während sich Juarez erholt, tobt der Drogenkrieg am Pazifik weiter. Nun kämpft der Badeort Acapulco mit der höchsten Mordrate des Landes. In ganz Mexiko starben seit 2006 mehr als 70.000 Menschen im Drogenkrieg, davon ein Siebtel in Juarez.

Präsident Enrique Pena Nieto, der seit Dezember im Amt ist, kündigte eine landesweite Präventionskampagne mit einem Umfang von umgerechnet rund sieben Milliarden Euro an - damit sollen die Probleme Mexikos zumindest eingedämmt werden.

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