"Coupé" mit 4 Türen

BMW Gran Coupé: Unterwegs im wohl schönsten BMW

Motor
04.05.2013 10:08
BMW hat längst die Zeiten hinter sich, als es hässliche Autos gebaut hat. Der 6er Gran Coupé ist so ziemlich das Gegenteil davon. Egal, ob man sich ob der vier Türen nun dagegen sträubt, ihn als Coupé zu bezeichnen: Er ist der wohl schönste BMW im derzeit aktuellen Programm. Und so gesehen der Siebener für den sportlich-eleganten Dynamiker.
(Bild: kmm)

Man braucht sich nicht zu wundern, dass BMW den Wagen bei Veranstaltungen als Shuttle einsetzt: Man hat auf den beiden Rücksitzen wunderbar Platz. Es handelt sich also um eines der wenigen Coupés, bei dem die zweite Reihe uneingeschränkt nutzbar ist (wenn bei einem Viertürer überhaupt von einem Coupé sprechen will).

Ebenso vernünftig ist der Motor des Testwagens. Der Chromschriftzug 640d am angetriebenen Heck verweist auf den 3-Liter-Biturbo-Diesel (warum sollte er auch vier Liter haben, wenn man schon ein Coupé mit vier Türen akzeptiert?) mit 313 PS und satten 630 Nm ab 1.500/min. Aber das Emotionale kommt beileibe nicht zu kurz: Der Selbstzünder macht wohlklingenden Druck und lässt sportliche Fahrleistungen wahr werden. Eine Zahl sei genannt: fünfeinhalb. Als Wert für den Hundertersprint machbar, als Normverbrauch fabelhaft.

Für die Kraftübertragung sorgt eine sehr schnell schaltende ZF-Achtgang-Automatik. Die manuellen Eingriffe erfolgen entweder mit Schaltpaddles oder per Wählhebel auf der Mittelkonsole. Dass BMW hier der Logik von Rennwagen folgt und das Hochschalten mit Ziehen, das Herunterschalten hingegen mit Wegstoßen des Hebels initiiert, registrieren sportliche Fahrer dankbar.

Vorderwagen und Heck des Gran Coupé entsprechen dem 6er Coupé, der Unterschied liegt dazwischen (längerer Mittelteil und hintere Türen) und an der Oberkante der Heckscheibe, wo ein langes LED-Band als dritte Bremsleuchte verlegt ist. Der Radstand ist nunmehr wieder identisch mit dem 5er, auf dem der 6er seit jeher basiert, allerdings ist das Gran Coupé ein wenig schwerer. Und natürlich deutlich schwerer als das Coupé, plus zwei Türen, plus elf Zentimeter Länge und plus elf Zentimeter Radstand machen plus 65 kg.

You Gotta Fight for Your Ride
Auf gut gebauten kurvigen Straßen gelingt es dem 6er Gran Coupé, sein hohes Gewicht weitgehend zu überspielen. Da der Testwagen mit dem adaptiven Fahrwerk ausgestattet ist, macht der "Fahrerlebnisschalter" gleich noch mehr Sinn. Je nach Einstellung werden die Federn zu Daunen oder zu stechendem Hafer.

Einen überraschend abenteuerlichen Eindruck hinterlässt die optionale Integral-Aktivlenkung in Verbindung mit der ebenfalls optionalen 19-Zoll-Bereifung. Sie wehrt sich bisweilen unangenehm gegen Lenkbefehle des Fahrers, sogar wenn man einfach nur geradeaus fahren und nur leicht korrigieren will. Und auf unebener Fahrbahn hatte ich anfangs sogar das Gefühl, es ist ein Spurhalte-Assistent an Bord, der irgendwas als Fahrbahnmarkierung missversteht und in die Lenkung eingreift. Manchmal fühlt sich das tatsächlich wie ein Kampf an, obwohl es die Lenkung mit dem Fahrer nur gut meint. Allerdings ist "gut gemeint" bekanntlich das Gegenteil von "gut gemacht".

Das Wesen der Integral-Aktivlenkung ist, dass die Hinterräder leicht mitlenken und dass sie "geschwindigkeits- und situationsabhängig den Lenkeinschlag der Räder in Bezug auf die Lenkradbewegung variiert", wie es BMW beschreibt. "In kritischen Fahrsituationen kann die Integral-Aktivlenkung durch gezieltes Lenken an Vorder- und Hinterrädern das Fahrzeug stabilisieren." Offenbar haben das Auto und ich aber eine unterschiedliche Einschätzung über "kritische Fahrsituationen". Ich vermute, dass die Kombination mit der Testwagenbereifung etwas unglücklich ist, weil diese Lenkung in früher gefahrenen Testwagen einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat und das Ergebnis einer technischen Überprüfung laut BMW der einwandfreie Zustand des Testwagens war.

Unterm Strich
Es zahlt sich aus, die Sache mit der Lenkung selbst auszuprobieren, denn der BMW 640d GranCoupé ist ansonsten ein in jeder Hinsicht gelungenes Automobil. So schön, wie der Wagen ist, so teuer kann man ihm gestalten: Der Testwagen kommt auf gut 125.000 Euro, wobei der Einstiegspreis bei knapp unter 90.000 Euro liegt. Also 4.500 Euro über dem 640d Coupé und nur gut 2.000 Euro unter dem 740d. Das ist der Abschlag für das schönere und sportlichere Auto.

Warum?

  • Wohl der derzeit schönste BMW
  • Starker, sparsamer Motor

Warum nicht?

  • Eigenwillige Lenkung in der Testwagenkonfiguration

Oder vielleicht …

… Audi A7, Mercedes-Benz CLS, Porsche Panamera, Aston Martin Rapide

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(Bild: kmm)



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