Frischer Wind

Papst setzt neue Zeichen: Vatikan-Experten begeistert

Ausland
18.03.2013 13:02
Der neue Papst setzt täglich neue Zeichen. Mit seiner Bescheidenheit, dem Verzicht auf prunkvolle Gewänder sowie seinem Sinn für Humor hat Franziskus bereits die Herzen von Millionen Gläubigen gewonnen. Auch die Vaticanisti, die ständig im Vatikan akkreditierten Berichterstatter, feiern den frischen Wind, der nach der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio weht. An den neuen Pontifex sind viele Erwartungen geknüpft - unter anderem eine größere Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse der Armen, Verbesserungen für die Ökumene und ein verstärkter interreligiöser Dialog.

"Die Wahl Bergoglios war für mich ein Schock und eine Erleichterung zugleich. Ein Schock, weil ich nicht mit seiner Wahl gerechnet hatte, da der Argentinier nicht zu den Favoriten im Konklave zählte. Eine Erleichterung, weil ich mir einen Papst gewünscht hatte, der eine tief greifende Erneuerung in der Kirche in die Wege leitet. Bergoglios Wahl des Papst-Namens Franziskus gibt Anlass zur Hoffnung, denn der Heilige Franz von Assisi, von dem sich der Pontifex inspirieren ließ, war ein Reformer im Namen Christi", meint etwa der Vatikan-Korrespondent des katholischen britischen Wochenmagazins "The Tablet", Robert Mickens.

"Jetzt muss eine neue Ära anbrechen"
Laut James Bone, Korrespondent der britischen Tageszeitung "The Times", wird Papst Franziskus bald mit Aufräumarbeiten in der Kurie beginnen müssen. "Nach Jahren der Skandale muss jetzt eine neue Ära anbrechen. Bergoglio war beim Konklave 2005 der Kardinal, der nach Joseph Ratzinger die meisten Stimmen erhalten hatte. Nach dem Rücktritt Benedikts, der laut Meinung vieler Kardinäle wegen der zahlreichen Skandale während seines Pontifikats in seiner Mission gescheitert ist, will man jetzt von dem damals zweitstärksten Kandidaten einen Neubeginn. Bergoglio wird dafür sorgen, dass wahre Ethik im Dienste der Bedürftigen im Vatikan in den Vordergrund rückt", sagt Bone.

Auch die deutsche Vatikan-Expertin Christa Kramer von Reisswitz, Autorin des 2005 erschienenen Buches "Die Papstmacher", hofft, dass Bergoglio für Transparenz in der Kurie sorgen wird. "Der neue Papst sollte diejenigen aus der Kurie entfernen, die schwerwiegende Fehler in moralischer oder anderer Hinsicht begangen haben", meint die bayrische Journalistin. Schon 2005 hatte sie Bergoglio als "aufsteigenden Stern am Himmel der Papabili" bezeichnet. "Damals war er tatsächlich eine Art Geheimtipp, auch wenn im Jesuitenorden, zu dem er gehört, eine kirchliche Karriere keineswegs erstrebenswert ist. Beim Konklave 2005 war Bergoglio der stärkste 'Konkurrent' von Kardinal Joseph Ratzinger. Er war dies aber gegen seinen Willen, denn er selbst hatte Ratzinger gewählt. Ich freue mich jetzt, dass einer nach dem anderen Papst geworden ist", sagt Kramer von Reisswitz.

"Zu einem bescheidenen Stil entschlossen"
Lateinamerikanische Vaticanisti begrüßen vor allem die Schlichtheit von Franziskus' Stil. "Er wendet sich mit einfachen Worten an die Pilger und verzichtet auf theologische Akzente, die für Benedikt XVI. typisch waren. Als Jesuit hat er sich zu einem bescheidenen Stil entschlossen. Er lächelt immer und bittet die Gläubigen, für ihn zu beten. Das ist wirklich etwas Außergewöhnliches. Ich habe den Eindruck, dass wir zu den wahren Wurzeln des Christentums zurückkehren", erklärt der mexikanische Journalist Eduardo Llitteras.

"Der neue Papst imponiert den jungen Leuten"
Nicht nur Journalisten, auch Geistliche setzen große Erwartungen in den neuen Papst. Zu ihnen zählt der Präsident der kanadischen Bischofskonferenz, Richard Smith, der aus Edmonton in der kanadischen Region Alberta angereist kam, um am ersten Angelus-Gebet des neuen Papstes auf dem Petersplatz teilzunehmen. "Ich bin von der Freude und der Liebe beeindruckt, die der neue Papst in den Pilgern weckt. Er erinnert mich an Johannes Paul II. Der neue Papst imponiert den jungen Leuten. Ich bin sicher, dass er eine wichtige Rolle in der Wiederannäherung der Menschen an die Kirche spielen wird", sagt Smith.

Intensive Arbeitswoche für den Heiligen Vater
Franziskus steht diese Woche ein intensives Arbeitsprogramm bevor. Am Dienstagvormittag tritt Bergoglio mit einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz offiziell sein neues Amt an. Nach der Messe nimmt er im Petersdom die Grüße der angereisten Staatsoberhäupter und der Leiter der offiziellen Delegationen entgegen. Am Mittwoch trifft er in der Sala Clementina die Vertretungen anderer christlicher Kirchen. Am Freitag steht die erste Audienz des neuen Papstes für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps auf dem Programm. Am Samstag ist ein Treffen mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo geplant, am Sonntag schließlich finden auf dem Petersplatz die Palmsonntags-Messe und das Angelus-Gebet statt.

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