Brutale Selbstjustiz

Mob in Ägypten lyncht 2 angebliche Kriminelle

Ausland
18.03.2013 11:12
Es ist erst knapp über eine Woche her, dass Ägyptens Generalstaatsanwalt Talaat Abdullah alle Ägypter zu Polizisten erklärte, um die Sicherheitslage zu verbessern. Nun zeigt sich, wie gefährlich dieses Vorgehen ist: Am Sonntag wurden in der Kleinstadt Samanod, nördlich von Kairo, zwei angebliche Diebe von einem Mob verprügelt und an den Füßen aufgehängt. Die Leichname wurden anschließend vor einer Polizeistation abgeladen.

Es sind grauenvolle Bilder, die von einem Fotografen - trotz Morddrohungen der Umstehenden - von der öffentlichen Exekution gemacht wurden. Weitere Fotos zeigen die von Misshandlungen gezeichneten halbnackten Körper in Nahaufnahme, einen teils zertrümmerten Hinterkopf, das schmerzverzerrte Gesicht mit panischem Ausdruck eines der Toten vor der Polizeistation. Ebenfalls gut zu erkennen: die etwa 3.000 Zuseher, die das Geschehen teils mit Handys festhielten.

Angeblich bei Diebstahls- und Entführungsversuch ertappt
Die beiden Männer waren beschuldigt worden, sie hätten versucht, eine Rikscha zu stehlen, berichtet die staatliche ägyptische Zeitung "Ahram". Zeugen zufolge hätten die beiden zudem beinahe ein Mädchen, das sich in dem Gefährt aufgehalten habe, entführt - ihr sei aber unverletzt die Flucht gelungen.

Die beiden Männer seien in flagranti erwischt worden, behaupten Zuseher der Vorgänge. Daraufhin wurden sie laut "Ahram" durch die Straßen geschleift und verprügelt. Anschließend wurden sie an einer Busstation an den Füßen aufgehängt - von Teilen der Zuseher sollen die Vollstrecker mit "Tötet sie!"-Rufen ermutigt worden sein. Zwei weitere Männer, die angeblich an dem versuchten Diebstahl beteiligt waren, sollen dem Lynchmord nur knapp entronnen sein.

Behörden fürchten Blutfehde
Die Polizei sei machtlos gewesen, heißt es: Die Straßen waren wegen eines Protests gegen Dieselmangels gesperrt. Zudem seien jene Zuseher, die den beiden Männern helfen wollten, vom Mob verdrängt worden. Nun fürchten die Behörden eine Blutfehde zwischen den Einwohnern von Samanod und dem nahe gelegenen Dorf Mahallahit Ziyad, aus dem die beiden Toten stammen. Ob für die Morde verantwortliche Personen belangt werden können, ist unklar.

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