Erstes Angelus-Gebet
Franziskus: "Dieser Platz hat die Größe der Welt"
Um 12 Uhr erschien der am Mittwoch gewählte Jorge Mario Bergoglio auf dem Balkon seiner künftigen Privatgemächer in der dritten Etage des Apostolischen Palasts. Bis zu 300.000 Gläubige, Touristen, Berichterstatter und Schaulustigen lauschten am Petersplatz dem ersten Angelus-Gebet von Papst Franziskus.
"Wenig Barmherzigkeit ändert die Welt"
In seinen Worten an die Pilger hob der Papst die "unendliche Geduld Gottes" mit den Menschen hervor. "Gott hat große Barmherzigkeit und große Geduld mit jedem von uns", sagte der Heilige Vater. "Der Vater wird nie müde, uns zu verzeihen. Das Problem ist, dass wir ihn nicht genug um Verzeihung bitten. Ein wenig Barmherzigkeit ändert die Welt. Dadurch wird sie weniger kalt und gerechter", betonte der Papst.
Der Pontifex dankte den Pilgern für die Warmherzigkeit, mit der sie seine Wahl aufgenommen haben. Er bat sie, für ihn zu beten. Er habe den Namen des Heiligen Franz von Assisi gewählt, der auch Schutzpatron Italiens sei. Dies stärke seine Beziehung zu Italien, dem Land, aus dem seine Familie stamme. Christus habe die Gläubigen jedoch aufgerufen, Mitglied einer größeren Familie zu werden, der Familie der Kirche.
Päpstlicher Smalltalk mit Besuchern nach Messe
Tausende Pilger hatten schon seit dem frühen Sonntagvormittag begonnen, in Richtung Vatikan zu strömen. Die Zahl der Gläubigen übertraf sogar die Erwartungen der Behörden. Unzählige Pilger aus Lateinamerika befanden sich auf dem Platz.
Vor dem Höhepunkt auf dem Petersplatz zelebrierte Franziskus in der Pfarrkirche Sant'Anna im Innern des Vatikans einen Gottesdienst. Dabei forderte er die Menschen am Sonntag in seiner Predigt zur Barmherzigkeit auf. "Für mich, ich sage das in aller Bescheidenheit, ist die Barmherzigkeit die stärkste Botschaft des Herrn", sagte er. Nach der Messe begrüßte der 76-Jährige vor der Kirche die Besucher, schüttelte ihnen die Hand und sprach mit ihnen.
Angelus-Gebet erinnert an Empfängnis Jesu
Das Angelus-Gebet wird in der katholischen Kirche dreimal am Tag - morgens, mittags und abends - gesprochen. Das Gebet erinnert daran, wie der Erzengel Gabriel Maria die Botschaft von der Empfängnis Jesu brachte, und fasst das Leben Jesu ganz kurz zusammen. Die heutige Form des Angelus (deutsch: Der Engel des Herrn) wurde 1571 von Papst Pius V. eingeführt.
Der Papst betet das Angelus traditionell jeden Sonntag um 12 Uhr vom Fenster seines Arbeitszimmers aus mit allen Pilgern auf dem Petersplatz. Anschließend hält er eine kurze Ansprache und erteilt den päpstlichen Segen. Das Gebet wird stets direkt im staatlichen italienischen Fernsehen RAI übertragen.
Staatsgäste aus aller Welt und eine Million Pilger erwartet
Der Rummel wird auch in den nächsten Tagen anhalten. Am Montag will Franziskus in seiner derzeitigen Residenz Santa Marta die Staatschefin seines Heimatlandes Argentinien, Cristina Kirchner, treffen. Mit Staatsgästen aus aller Welt und einer Million Pilgern rechnet Rom am Dienstag zur feierlichen Amtseinführung des Papstes.
180 Delegationen mit Staats- und Regierungschefs wollen am Einführungsgottesdienst für Franziskus auf dem Petersplatz teilnehmen. Aus Österreich werden Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Michael Spindelegger zu der Zeremonie anreisen.
Die Behörden der italienischen Hauptstadt haben schärfste Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Mehr als 1.000 Sicherheitskräfte, darunter auch Scharfschützen, kommen zum Einsatz. Straßen rund um den Kirchenstaat werden auch in den kommenden Tagen für den Verkehr gesperrt, der öffentliche Nahverkehr dafür verstärkt. Für zusätzliches Chaos sorgte am Sonntag ein Marathon, an dem sich 14.000 Sportler beteiligten und vom Kolosseum startete. Ganze Teile der Innenstadt wurden deswegen abgesperrt.
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