"Krone"-Interview

Jazz Gitti: “Ich bin zu alt für Spompanadln”

Adabei
16.03.2013 17:00
Nach 14 Jahren mit ihrem Roman (25 Jahre jünger) ist Jazz Gitti (66) wieder solo. Im Interview mit Conny Bischofberger spricht die Sängerin über Liebe, Eifersucht und den Traum von der ewigen Jugend.

Ein schwedisches Fertigteilhaus am Rande von Leobendorf in Niederösterreich. Jazz Gitti wartet in einem blitzblauen Ensemble vor der Tür und winkt: "Kummts eina do!" Schönbrunngelbe Wände, gepflastert mit Goldenen Schallplatten. Die Gitti, die eigentlich Martha Butbul heißt, richtet Brote auf Bopla-Porzellan her und drückt Cappuccinos aus der Kaffeemaschine, weshalb ihr Kater "Tigerle" gleich Reißaus nimmt. "Einmal Wirtin, immer Wirtin", seufzt sie. Schön gemütlich soll man es haben bei ihr, mit ein bisschen Glitzer und Glamour überall.

Nach 14 gemeinsamen Jahren ist Roman Bogner, Gittis Freund und Manager, ausgezogen. Die Frau, die immer den Schmäh rennen hat, blickt nachdenklich. Sie ist ungeschminkt und trägt ihre Liftings mit Stolz. Eine Rücken-OP hat sie auch hinter sich und das rechte Knie ist angeschwollen. Und jetzt die Trennung: "Schmerzen machen mi narrisch", sagt sie. Und wir sind schon mitten im Thema.

Hier gibt's drei Hörproben von Jazz Gitti: Clip 1 (zum Thema Eifersucht), Clip 2 (über Humor)  und Clip 3 (zum Thema Männer)!

"Krone": Ihr Ex-Freund behauptet, Sie hätten ihn ins Burn-out getrieben. Stimmt das?
Jazz Gitti: Geh bitte! Der Roman weiß nicht einmal, was das ist, ein Burn-out! Die Medien wollen immer eine Sensation, aber da ist keine Sensation. Ich kann ihn einfach nicht mehr 24 Stunden neben mir aushalten. Obwohl wir uns im Bett und auch im Job super verstehen, gab es immer öfter Streitereien, die damit geendet haben, dass er gesagt hat: "Ich kann nimmer! Ich schlaf' heut' im Büro."

"Krone": Streitereien worüber?
Jazz Gitti: Kleinigkeiten. Ich musste zum Beispiel mit dem Fernsehen aufhören, wenn er schlafen gegangen ist. Er wollte nicht, dass ich im Urlaub oben ohne ins Wasser geh'. Er stellt die Milch nicht in den Kühlschrank zurück. Er lässt seine Socken herumliegen. Er nörgelt, wenn ich in der Küche steh'. Wenn ich mich schon hinstell', dann will ich einen Mann, der das schätzt und sagt: "Ma, Mausl, super!" Außerdem ist er ein Skorpion und wenn er zum Spinnen anfangt, das druck' i nimmer durch.

"Krone": War der Altersunterschied doch zu groß?
Jazz Gitti: Der war immer nur für die anderen ein Thema. Wir haben uns verliebt und ihm war's scheißegal, dass ich die Jazz Gitti bin, und mir war's scheißegal, dass er jung ist. Wir haben unseren Spaß gehabt. Aber auch der beste Mann ist nur ein Mann und nervt. Meiner war wenigstens schön zum Anschau'n!

"Krone": Aber?
Jazz Gitti: Aber ab 40 kommen die Männer in den Wechsel und ich bin zu alt für diese Spompanadln. Außerdem hab' ich immer gewusst, dass es irgendwann ein Ende hat. Wenn ich einmal 75 bin und er noch immer 50, dann wird er sich denken: Was macht die oide Tant' da neben mir?

"Krone": Ein schmerzvoller Gedanke?
Jazz Gitti: Nein, da bin ich realistisch. Wer nicht alt werden will, muss sich aufhängen. Mich hält mein Publikum und der Spaß mit ihm jung. Das brauch' ich, das ist mein Leben. 14 Tage ohne Auftritt, da fehlt mir was. Aber der Roman fehlt mir auch.

"Krone": Hat man mit 66 noch Liebeskummer?
Jazz Gitti: Ich bin schon traurig, aber ich werde nicht untergehen an der Traurigkeit.

"Krone": Was hilft Ihnen, wenn Sie traurig sind?
Jazz Gitti: Ich lass' mich reinfallen. Ich wein', bis ich erschöpft bin, und dann schlaf' ich mich aus und wenn ich aufwach', dann denk ich: "Mit mir nicht! Das pack' ich!"

"Krone": Woher kommt diese Kraft?
Jazz Gitti: Von meiner Mutter, die gestorben ist, als ich 13 war. Sie war Jüdin und hat genug mitgemacht. Von ihr habe ich gelernt, dass es kein Rezept gibt fürs Leben. Du musst peu à peu, schön langsam alles abarbeiten und dich durchkämpfen.

"Krone": Wie ist der Gedanke, Ihr langjähriger Partner könnte eine andere Frau kennen- und lieben lernen?
Jazz Gitti: Er hat mir 14 schöne Jahre geschenkt. Es wäre egoistisch und gemein, ihn da zu blockieren. Vielleicht lernt er eine Frau kennen, mit der er noch ein Kind haben kann. Mit 30 hätt' ich ihm vielleicht die Augen ausgekratzt, aber heute gönn' ich ihm ein neues Glück.

"Krone": Träumen Sie von so etwas auch?
Jazz Gitti: Ich bin offen für alles, aber ich brauch' nicht unbedingt einen Mann. Alle vier Wochen Hausfrauensex, da bin ich lieber allein.

"Krone": Apropos Augen ausgekratzt: Waren Sie eigentlich eifersüchtig?
Jazz Gitti: Manchmal schon. Ich war dem Roman absolut treu und ich glaube, er mir auch. Die Weiber sind ihm ja wirklich nachgerannt, vor allem meine Fans. Einmal haben ihn drei ang'soffene Damen vor meinen Augen begrapscht, bis ich aufgestanden bin und sie gewarnt hab: "Wenn ihr nicht sofort aufhört, dann kommt der zweite Bezirk bei mir durch."

"Krone": Klingt wie eine gefährliche Drohung.
Jazz Gitti: Ja, ich hab' die zwei gepackt und sie rausgeschmissen, so wie ich es als Wirtin oft machen musste. Männer sind ja feig.

"Krone": Wie wichtig ist es Ihnen, gut auszusehen?
Jazz Gitti: Ich hab' mich nie schiach gefunden. Ich war dick, aber ich hab' von 165 auf 80 Kilo abgenommen. Natürlich hab' ich mir die überschüssige Haut wegschneiden lassen. Ich hab' zu meinem Arzt gesagt: "Hans, ich will die Lappen da weghaben, aber wenn ich g'spannt ausschau, dann kannst was erleben!" Ich finde, ich schau' altersgemäß aus. Aber ich tu auch was dafür: Ich rauch' nicht, ich trink' nicht, ich leb' sehr gesund. Mein Arzt sagt, ich hab' Leberwerte wie ein Baby.

"Krone": Ist jetzt Schluss mit den OPs?
Jazz Gitti: Ich könnte mir noch mein Hendl-Goder wegoperieren lassen, aber ich find' mich auch so fesch. Nach der Kreuz-Operation und dem Knie bin ich doch nicht deppert und leg' mich wegen dem bisserl Doppelkinn unters Messer.

"Krone": Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Jazz Gitti: Hoffentlich ned in der Kist'n. Ich hoffe, ich werde noch immer auf der Bühne stehen, ich hoffe, dass sich meine Stimme hält. Ich brauch' die Leut', die Gaudi, das Affentheater. Ich glaub', ich bin auf dieser Welt, damit die Menschen Freude mit mir haben. Ich war schon als Kind eine Pipp'n.

"Krone": Bringt Liebeskummer das Selbstbildnis ins Wanken?
Jazz Gitti: Nicht mehr. Als Teenager war ich einmal unsterblich verliebt, aber der Typ hat mich nicht angerührt. Ich dachte, dass ich ihm nicht schön genug sei und natürlich zu dick. Erst viel später habe ich erfahren, dass mein Vater, der Herr Bohdal, schuld war. Er bläute dem jungen Mann Folgendes ein: "Fortgehen können S' mit der Gitti, einen Spaß können S' auch mit ihr haben, aber wenn sie mir wer angreift, dann schieß' ich ihm einen Tunnel ins Hirn." Seither hab' ich nicht mehr an mir gezweifelt. Schon gar nicht wegen eines Mannes.

Zur Person
Geboren am 13. Mai 1946 als Martha Margit Bohdal in Wien-Leopoldstadt. Mit 16 Jahren – und 120 Kilo – gewinnt sie den Jugendwettbewerb mit dem Titel "Lulila". Nach dem Tod ihrer Mutter zieht Gitti nach Israel und lebt in einem Kibbuz. 1971 kehrt sie mit Tochter Shlomit zurück nach Wien. Die 66-Jährige ist Sängerin und Entertainerin. Sie ist seit 1980 mit dem World Music Award ausgezeichnet. Ihr aktuelles Album trägt den Titel "Männertraum". Ab 9. Mai geht sie mit ihren "Best of Hits" wieder aumine.html?99cd3eac71b720c8da01a43b4be2c665=fbf32119db6d39118fad87fb0d2dd0ab">hier die Termine). Privat war sie 14 Jahre mit Roman Bogner (42), der nach wie vor ihr Manager ist, liiert.

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(Bild: kmm)



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