Im "Krone"-Interview

Schönborn: “Freude über Franziskus ist überall zu spüren”

Österreich
14.03.2013 17:22
Fröhlich und gelöst hat sich Kardinal Christoph Schönborn am Morgen nach dem Konklave gezeigt. Bei einem Treffen mit der "Krone" im Priesterhospiz Santa Maria dell'Anima gleich ums Eck der berühmten Piazza Navona sagte der Wiener Erzbischof über die überraschend schnelle Wahl von Papst Franziskus: "Die Freude ist ganz gewaltig. Das ist überall zu spüren." Er habe das gleich am Donnerstag in der Früh schon "an den strahlenden Gesichtern der Putzfrauen" im vatikanischen Gästehaus der Kardinäle gesehen, die von "einem Papst der Armen" schwärmten.

"Ich bin über diese Wahl sehr glücklich", sagt Schönborn. Die Wahl des neuen Heiligen Vaters, dem bisherigen Kardinal Jorge Mario Bergoglio, muss mit ziemlicher Einhelligkeit gefallen sein. Schönborn darf wegen des Schweigegelübdes nichts über das Konklave erzählen, aber "aus der Schnelligkeit - nicht einmal 26 Stunden - der Wahl kann jeder seine Schlüsse ziehen. In sehr kurzer Zeit gab es eine ganz große Einigkeit", so der Kardinal.

Bei der Suche nach dem neuen Pontifex wäre bereits zuvor "der Blick stark nach Amerika, in den Norden und Süden Amerikas, gegangen", berichtet der Kardinal. Und von Bergoglio, dem nunmehrigen Papst Franziskus, "war bereits vor acht Jahren viel die Rede". Schönborn meint damit das Konklave von 2005, bei dem am Ende Benedikt XVI. als Papst hervorgegangen war.

Schwere Krankheit hinter sich gebracht
Schönborn erzählt auch, dass der neue, mittlerweile 76-jährige Pontifex "eine ziemlich schwere Krankheit hinter sich" hatte - ihm wurde laut Vatikansprecher Federico Lombardi im Alter von 21 Jahren aufgrund einer schweren Lungenerkrankung ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt.

Kardinal Schönborn, der den neuen Papst von einem Besuch in Buenos Aires "im winzigen Klösterlein bei den 'Kleinen Schwestern vom Lamm' und von Treffen in Rom und beim Weltjugendtag kennt", beschreibt ihn als "Mann der Menschen, einen wirklichen Hirten". Der neue Papst Franziskus sei ein "Mann des Evangeliums und der Soziallehre sehr nahe". Man kannte ihn schon, so Schönborn, als "einen Mann, der den Ruf hat, ein Bischof der Armen zu sein".

"Vatikan hat keine geringen Probleme"
Schönborn ist auch überzeugt, dass Franziskus "eine starke Leitungskompetenz hat". Eine Eigenschaft, die er brauchen werde. "Denn in Rom und im Vatikan gibt es nicht geringe Probleme", sagt Schönborn. Er meint damit die zuletzt immer massiver gewordene Kritik an der römischen Kurie im Umgang mit den verschiedensten Problemen von "Vatileaks" bis zu den Missbrauchsfällen. Kardinal Schönborn: "Hier braucht es dringend Aufarbeitung, es braucht eine Reform an Haupt und Gliedern. Papst Benedikt XVI. hat es versucht, aber es muss dringend weitergehen."

Schönborn deutet damit unter anderem auch die Besetzung zentraler Positionen und Posten im Vatikan an. "Kein Papst kann das alleine machen. Er benötigt gute Mitarbeiter, und es gibt gute Mitarbeiter im Vatikan, die unter dem Ruf des Vatikans zuletzt sehr gelitten haben", wird Schönborn im Gespräch mit der "Krone" ungewöhnlich deutlich. "Ich bin nach dieser Wahl sehr zuversichtlich. Papst Franziskus wird einen klaren Weg gehen und die Leitung wahrnehmen. Das hat man schon in seiner Diözese in Argentinien gesehen."

"Bin mit Wiener Intrigen gut fertiggeworden"
Zu einem kürzlich aus Anlass des Konklaves von seiner Mutter gegebenen Interview, in dem Eleonore Schönborn unter anderem sagte, sie wünsche ihrem Sohn auch wegen der vielen Gemeinheiten im Vatikan nicht, dass er Papst werde, sagt Schönborn: "Ich freue mich, dass meine Mutter so besorgt um mich ist. Aber ich bin bisher auch mit den Wiener Intrigen ganz gut fertiggeworden. Und ich weiß nicht, ob die römischen Intrigen um so vieles schlimmer sein sollen."

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