"Gottesteilchen"

CERN: Weitere klare Hinweise auf Higgs-Teilchen gefunden

Wissenschaft
14.03.2013 13:06
Physiker sind bei der Entdeckung des mysteriösen und seit vielen Jahren fieberhaft gesuchten Higgs-Teilchens - auch "Gottesteilchen" genannt - einen entscheidenden Schritt weitergekommen. "Das neue Teilchen sieht mehr und mehr aus wie ein Higgs-Teilchen", teilte das europäische Kernforschungszentrum CERN am Donnerstag in Genf mit.

Der Nachweis für die Existenz des Elementarteilchens wäre eine wissenschaftliche Sensation. In jedem Fall sei aber noch nicht endgültig klar, ob es sich tatsächlich um das im Standardmodell der Materie vorhergesagte Higgs-Teilchen handle, räumten die Forscher ein. "Die Antwort auf die Frage wird noch Zeit brauchen", betonten die Teams der CERN-Forschungsprojekte ATLAS und CMS. Das Higgs-Teilchen gilt als letzter noch unentdeckter Baustein der Materie. Der Nachweis für seine Existenz wäre eine wissenschaftliche Sensation.

Nach jahrelangen Auswertungen von Daten von Billiarden Teilchenkollisionen sehen sich die Forscher so nahe an der Lösung wie noch nie. Die neuen Messdaten bekräftigen Forschungsergebnisse vom vergangenen Juli (siehe Infobox). Damals sagten die Wissenschaftler nach Experimenten im 27 Kilometer langen Ringtunnel des Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider (LHC, Bild 2), dass sie das gesuchte Higgs-Teilchen höchstwahrscheinlich gefunden haben.

Forscher zeigen sich zuversichtlich
CMS-Sprecher Joe Incandela zeigte sich überzeugt: "Für mich ist es klar, dass wir es mit dem Higgs-Boson zu tun haben, obwohl wir weiterhin einen langen Weg vor uns haben, bis wir wissen, welche Art von Higgs-Boson es ist."

"Wir können uns jetzt ziemlich sicher sein, dass wir ein Higgs-Teilchen haben", meinte auch Joachim Mnich vom Beschleunigerzentrum DESY in Hamburg. Auf das Higgs-Teilchen weise eine Entdeckung zum sogenannten Spin hin, der oft mit der Eigendrehung eines Teilchens verglichen wird. "Die herausragende Eigenschaft eines Higgs-Bosons ist, dass es keinen Spin hat, und die neuen Ergebnisse deuten stark darauf hin."

Suche nach Teilchen am LHC
Sollte sich dies bestätigen, würde es sich um eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Entdeckungen der letzten Jahrhunderte handeln. Die Suche nach dem Higgs-Boson gehört zu den zentralen Aufgaben des LHC an der französisch-schweizerischen Grenze. Dafür wurden am CERN Protonen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und aufeinander geschleudert (Bild).

Forscher suchen Higgs-Boson seit 40 Jahren
Bereits seit 40 Jahren fahnden Physiker nach dem Higgs-Boson, das nach der herrschenden Teilchentheorie eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Universums nach dem Urknall spielte.

Das nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannte Teilchen erklärt im Standardmodell der Elementarteilchen-Physik, wie die Teilchen - also die Grundbausteine der Materie - ihre Masse erhalten. Der heute 83-jährige Higgs hatte die Existenz des Teilchens bereits 1964 angenommen und seine Entdeckung vorhergesagt.

Völlig instabiles Teilchen
Das "Gottesteilchen" selbst ist den Annahmen nach völlig instabil, es zerfällt sofort in bekannte andere Teilchen, etwa Photonen. Erst aus der Analyse dieser Zerfallserscheinungen kann man auf das Higgs rückschließen. Tatsächlich sind es nur ein paar Hundert Zerfallsereignisse, die auf das Higgs hindeuten.

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