"Keine Option"

Studie: Atomkraft schon ab 2020 unwirtschaftlich

Wissenschaft
14.03.2013 10:29
Das Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur in Wien hat am Mittwoch die Ergebnisse einer mehrjährigen Studie zum Thema Atomkraft vorgelegt. "Kernenergie kann zur langfristigen Stromversorgung und zum Klimaschutz kaum beitragen", bilanzierte Projektleiter Wolfgang Kromp bei einer Pressekonferenz. Schon 2020 werde sie unwirtschaftlich sein.

Im Rahmen der vom Klima- und Energiefonds geförderten Studie nahmen die Forscher eine "Evaluation einer hypothetischen nuklearen Renaissance" (EHNUR) vor. Dafür haben sie das Potenzial von Kernenergie für die zukünftige Stromversorgung sowie ihren zuletzt auch in der EU vermehrt behaupteten möglichen Beitrag zum Klimaschutz untersucht. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Atomkraft schon in wenigen Jahren unwirtschaftlich sein wird.

Uranabbau wird zunehmend unwirtschaftlich
Ein wichtiger Parameter war die Verfügbarkeit des Brennstoffs Uran. Der Uranabbau in Minen werde über die kommenden Jahrzehnte Hauptversorgungsquelle bleiben, sagte Werner Zittel von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH. Die Förderung gehe in vielen Regionen bereits deutlich zurück und werde zunehmend unwirtschaftlich. Die bestehenden Reaktoren könnten noch über zehn bis 20 Jahre versorgt werden, im günstigsten Fall 40 Jahre. "Wenn die jetzt angedachten Projekte (für neue Anlagen zum Uranabbau, Anm.) nicht zeitnah realisiert werden, werden 2020 Engpässe auftreten."

Die Versprechen der vorhergesagten "nuklearen Renaissance" hätten sich als unerfüllbar erwiesen, zog Steve Thomas von der Universität von Greenwich Bilanz. So seien etwa die neuen Reaktortechnologien, die als sicherer, aber einfacher und deshalb billiger angepriesen worden waren, nachweislich teurer als ihre Vorgänger. Die geschätzten Kosten für die modernen Anlagen der Generation III+ liegen seinen Angaben zufolge etwa siebenfach über den versprochenen. Hier seien allerdings Änderungen, die sich aus der Katastrophe von Fukushima ergeben werden, noch gar nicht eingerechnet.

"Kernenergie keine Option für die Zukunft"
Die vielen Engpässe wie die Verfügbarkeit potenzieller Standorte und des Brennstoffs, die Akzeptanz sowie die Investitionsbereitschaft in neue AKW-Bauten "machen deutlich, dass Kernenergie - ganz abgesehen von Sicherheitsproblemen - keine Option für die Zukunft, auch nicht für eine Übergangsphase darstellt", sagte Kromp. Der bessere Weg seien Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

Spätestens seit der Katastrophe von Fukushima sei, was die Sicherheit von Kernkraftwerken angehe, ein Paradigmenwechsel nötig, sagte Kromp. Zuvor habe die Atomwirtschaft so getan, als könnten solche Katastrophen - der "beyond design base accident" (das ist ein Unfall, der über die eingebauten Sicherheitsmaßnahmen eines AKW nicht mehr beherrscht werden kann, Anm.) - gar nicht vorkommen. Mit Fukushima und dem Super-GAU von Tschernobyl anno 1986 sei ein solcher "sehr schwerer Unfall" schon zweimal eingetreten. "Das kann man nicht mehr einfach auf die Seite schieben", meinte der Risikoforscher und betonte: "Das waren noch nicht die schlimmsten vorstellbaren Unfälle."

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