Höchststand seit '70

Fast jeder fünfte Lehrling fällt bei Endprüfung durch

Wirtschaft
11.03.2013 15:20
Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa wird die Lehrlingsausbildung in Österreich immer wieder als Vorzeigemodell für andere Länder genannt. Doch von den 58.034 Lehrlingen, die 2012 zur Abschlussprüfung angetreten waren, fielen 10.399 durch. Damit bestanden österreichweit 18 von 100 Lehrlingen nicht - das ist fast jeder Fünfte und ein neuer Höchststand seit 1970.

In den letzten Jahrzehnten stieg die Zahl der Durchfaller konstant. 2012 lag die Erfolgsquote nur noch bei 82,1 Prozent, im Jahr davor, 2011, bei 82,5 Prozent. Problematisch dabei: Von den über 10.000 Lehrlingen, die jährlich durchfallen, traten 2012 nur 4.386 zur Wiederholungsprüfung an. Damit warfen im Vorjahr rund 6.000 Lehrlinge das Handtuch und standen letztlich ohne abgeschlossene Berufsausbildung da. Dazu kamen noch jene, die schon vor dem ersten Prüfungsantritt aufgegeben hatten.

Maler und Anstreicher als Sorgenkinder
Als besonderes Sorgenkind gilt der Lehrberuf "Maler und Anstreicher": Hier fielen 2012 von 1.007 angetretenen Lehrlingen 383, und damit mehr als jeder Dritte, durch. Auch bei den technisch anspruchsvollen Lehren wie Elektroinstallationstechnik (32 Prozent), Kraftfahrzeugtechnik und Metalltechnik (je 25 Prozent) lagen die Durchfallsraten deutlich über dem Schnitt. Bei den Köchen fiel jeder Vierte durch, bei den Friseuren jeder Fünfte.

Die Jugendlichen, die eine Einzelhandelslehre absolvierten, schnitten hingegen gut ab: Nur jeder Achte schaffte die Prüfung nicht. Die Erfolgsquote von Lehrlingen bei Banken und Versicherungen sticht ebenfalls Jahr für Jahr positiv hervor. Im Schnitt schafften hier im Vorjahr 95,4 Prozent die Prüfung auf Anhieb. Bei der Lehre zur Bankkauffrau oder zum Bankkaufmann bestand nur jeder 30. nicht. Auch die Industrie liegt mit 87,7 Prozent erfolgreichen Lehrlingen über dem Gesamtschnitt.

WKÖ-Referent sieht Erfolgsquote auf gutem Niveau
Der in der Wirtschaftskammer Österreich für Bildungspolitik zuständige Referent, Alfred Freundlinger, sieht die Erfolgsquote im Vergleich zu anderen Ausbildungen, etwa einem Studium, auf gutem Niveau. Angesichts der demografischen Entwicklung gelte es aber, die Quote zu verbessern, um die Wirtschaft mit genügend Fachkräften zu versorgen. Dass in Handwerks- und Gewerbebetrieben mehr Lehrlinge durchfallen, hänge auch damit zusammen, dass diese schwerer an gute Bewerber kommen würden, erklärte Freundlinger am Montag. Außerdem gilt für ihn die gute Qualität von großen Unternehmen mit eigenen Lehrwerkstätten als unbestritten.

AK-Expertin plädiert für Betrachtung jedes einzelnen Falles
Die Lehrlingsexpertin der Arbeiterkammer, Edith Kugi-Mazza, plädiert hingegen dafür, sich jeden Lehrberuf einzeln anzusehen, um mehr über die Gründe für das Nichtbestehen der Prüfungen herauszufinden. Sie fordert auch eine Qualitätssicherung während der Ausbildungszeit, denn viele würden sich erst gar nicht für die Prüfung bei der Wirtschaftskammer anmelden. Kugi-Mazza vermutet, dass da auch Prüfungsängste eine Rolle spielen könnten. Ziel müsse es jedenfalls sein, die Drop-out-Rate zu senken, so die AK-Expertin.

30.000 Fachkräfte fehlen der österreichischen Wirtschaft
Der österreichischen Wirtschaft fehlen Schätzungen zufolge an die 30.000 Fachkräfte. Die Lehre konkurriert seit einigen Jahren immer stärker mit höherbildenden Schulen. Den Betrieben fällt es oft schwer, den notwendigen Fachkräftenachwuchs zu finden.

Die Sozialpartner - Gewerkschaft, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer - haben sich nun Ende Februar in einem Positionspapier zur Schulbildung darauf geeinigt, sich die Probleme der Lehrlingsausbildung gemeinsam ansehen zu wollen und die Lehre wieder attraktiver zu machen. Erste Ergebnisse und Maßnahmen werden für den Sommer erwartet.

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