Online-Fiasko

“SimCity”: Wenn es endlich läuft, macht es auch Spaß

Spiele
11.03.2013 14:44
Mit dem neuen "SimCity" liefern Maxis und EA endlich den langersehnten Nachfolger von "SimCity 4" – und vergrämten gleich zum Start zahlreiche Kunden mit einem dank Online-Zwang nicht funktionierenden Einzelspieler-Titel. Mittlerweile lassen die Startschwierigkeiten langsam nach und das Game kann endlich mehr oder minder unterbrechungsfrei gespielt werden. Ob abseits des kundenfeindlichen Online-Zwangs und den damit verbundenen Startschwierigkeiten zumindest der Spielspaß stimmt, klärt unser Test.

Nachdem wir bereits ausführlich über die massiven Startschwierigkeiten (siehe Infobox) mit verloren gegangenen Spielständen, nicht funktionierenden Servern und empörten Spielern berichteten, die das Erscheinen des neuen "SimCity" überschatteten, konnten wir mittlerweile endlich auch tatsächlich spielen. Verbindungsabbrüche, verloren gegangene Spielstände, eilig eingespielte Updates und eine verschollene Stadt trübten dabei immer noch den Spielspaß, aber die Situation hat sich zumindest gebessert. Dabei wäre "SimCity" eigentlich kein schlechtes Spiel, hätte der Hersteller auf die Online-Schikanen verzichtet.

"SimCity" kommt ohne Hintergrundgeschichte aus
Wie bei Aufbaustrategiespielen üblich, fehlt auch bei "SimCity" eine echte Hintergrundgeschichte, was dem Spiel angesichts seines Charakters als Aufbau-Game verziehen sei. Schließlich will der Spieler bei einem Titel à la "SimCity" ohnehin hauptsächlich seine eigene Stadt aus dem Boden stampfen und sie nach seinen Wünschen und Vorstellungen gestalten.

Und diesen Wunsch erfüllt "SimCity" sehr gut, wenn es dann mal läuft. In zwei unterschiedlichen Modi kann der Spieler seine Städte auf leeren Karten errichten. Entweder klassisch, mit begrenztem Budget und Gebäuden, die erst noch erforscht werden müssen, oder in einem Sandkasten-Modus, bei dem der Spieler mit reichlich Zaster startet und bereits alle möglichen Gebäude erforscht sind.

Zu kleine Karten: Spielfeld ist im Nu zugebaut
Beide Modi spielen sich spaßig und es macht Freude, der eigenen Stadt beim Wachsen zuzusehen. Schade ist allerdings, dass aufgrund der relativ kleinen Karten die Grenzen des Wachstums in der Regel schon nach recht kurzer Zeit erreicht sind. Dann bleibt nur die Flucht nach oben: Straßen aufwerten, Gebäudedichte erhöhen und Wolkenkratzern beim Wachsen zusehen.

Weil das bebaubare Gebiet so klein ist, sehen sich Hobbybürgermeister leider recht schnell mit dem Problem konfrontiert, dass für das tolle neue Gebäude, das man eigentlich bauen wollte, kein Platz mehr ist. Das Problem kann zwar durch den Abriss alter Gebäude gelöst werden, trotzdem hätte Maxis zumindest unterschiedliche Kartengrößen anbieten können, um Freunden stattlicher Metropolen genug Platz für ihre Projekte einzuräumen.

Regionen entschädigen nur bedingt für kleine Karten
Ein nettes Feature sind die neuen Regionen, die von mehreren Spielern gleichzeitig besiedelt werden können. Jeder Spieler darf eine solche Region gründen, indem er eine Landschaft auswählt, ihr einen Namen gibt und bestimmt, ob es sich um eine öffentliche oder eine private Region handelt. Öffentliche Regionen können dabei von anderen Spielern besiedelt werden, die man noch nicht kennt, private Regionen sind nur auf Einladung zugänglich. Immerhin: Maxis bietet verschieden große Regionen an, auf denen sich die Spieler tummeln können, der Großteil bietet jedoch nur Platz für einige wenige Städte.

Innerhalb dieser Regionen können die einzelnen Bürgermeister miteinander handeln, Dienstleistungen feilbieten und sogar Großprojekte wie einen Raumbahnhof errichten. Dabei gilt: Bei Großprojekten ist die Unterstützung mehrerer Städte nötig, eine einzelne kann sie finanziell normalerweise kaum stemmen. Auch wenn die Regionen und der damit einhergehende Multiplayer-Modus ein nettes Feature sind: Die meisten Spieler hätten sich sicherlich mit einem Mehrspieler-Erlebnis begnügt, das keine permanente Online-Pflicht voraussetzt.

Online-Zwang trübt den Spielspaß massiv
Dieser Online-Zwang bringt nämlich einige echte Nachteile mit sich, die sich auch auf den Spielspaß auswirken. Die gefühlte Ewigkeit, die es dauert, das Spiel zu starten und sich mit einem Server zu verbinden, ist da noch das geringste Übel. Viel lästiger sind verlorene Spielstände, die durch Verbindungsabbrüche entstehen.

Im Test ist es mehr als einmal passiert, dass das Spiel uns mit einer Fehlermeldung zurück ins Hauptmenü geschickt und die zuvor bebaute Stadt erst nach einigen Minuten wieder freigegeben hat. Dass dabei zahlreiche eigentlich längst durchgeführte Bauarbeiten wieder rückgängig gemacht wurden, trieb dem Tester nicht nur die Zornesröte ins Gesicht, sondern führt auch zu der berechtigten Frage: Warum darf ich meine Spielstände nicht auf meiner Festplatte speichern, wie es sich seit Jahrzehnten bewährt hat?

Auf welchem Server war noch gleich die Stadt?
Seltsame Blüten trieb der Online-Zwang auch mit unserer ersten im Test erstellten Stadt. Sie war am nächsten Tag nämlich einfach spurlos verschwunden. Erst durch Nachforschungen gelangten wir zu der Erkenntnis, dass die einzelnen "SimCity"-Server untereinander nicht verbunden sind, weshalb Städte immer nur auf jenem Server auffindbar sind, auf dem man sie anfänglich erstellt hat.

Weil das Spiel derzeit aber aufgrund der bereits thematisierten Serverprobleme dazu neigt, den Spieler willkürlich auf andere Server zu verfrachten, wenn der zuvor genutzte voll ist, kann es durchaus vorkommen, dass Städte nicht mehr auffindbar sind. Immerhin: Einige Tage nach Release reichte EA einen Patch nach, durch den in der Serverliste nun endlich angezeigt wird, ob man auf dem betreffenden Server bereits eine Stadt errichtet hat. Zuvor durfte man sich auf gut Glück von Server zu Server hangeln und hoffen, seine Stadt wiederzufinden.

"SimCity" bietet Entscheidungsfreiheit und Wuselfaktor
Abseits dieser Online-Schweinereien ist "SimCity" ein durchaus gelungenes Städtebau-Game. Es glänzt durch eine große Gebäude-Auswahl, lässt dem Spieler die Wahlfreiheit, ob er einen stinkenden Industrie-Moloch oder ein sauberes, mit Windenergie versorgtes Öko-Utopia errichtet, und bietet die Möglichkeit, die eigene Stadt mit viel Liebe zum Detail zu verschönern. Zahlreiche städtische Einrichtungen können ausgebaut und verbessert, verschiedenste öffentliche Verkehrsmittel installiert werden. Und wer nicht weiß, wohin mit seinem Geld, der baut kurzerhand Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm, das Brandenburger Tor oder den Tokio Tower in seine Stadt.

Eine der Stärken des Spiels ist auch das "Leben" in den "SimCity"-Städten. In den Straßen wuselt es, dass es eine Freude ist. Sims fahren mit dem Auto in die Industriegebiete zur Arbeit, steigen in die Öffis, um ihre Einkäufe zu erledigen, und demonstrieren vor dem Rathaus, wenn die städtische Versorgung zu wünschen übrig lässt. Immer wieder mal treten auch Einwohner mit konkreten Wünschen an den Bürgermeister heran und raten ihm beispielsweise, die Ölvorkommen unter der Stadt gewinnbringend anzuzapfen. Auf diese Weise sorgt das Spiel dafür, dass dem Bürgermeister auch dann nicht langweilig wird, wenn der verfügbare Platz längst aufgebraucht ist.

Hardwarehunger trotz hübscher Grafik gering
Grafisch zeigt sich "SimCity" von seiner Schokoladenseite. Die 3D-Grafik lässt die Städte im besten Glanz erstrahlen, die Gebäudemodelle sind schön detailliert und auch der Verkehr ist stimmig in das Gesamtbild integriert. Die einzelnen Fabriken und städtischen Einrichtungen sind mit hübschen Animationen ausgestattet und trotz der Detailvielfalt bleiben die Hardwareanforderungen im akzeptablen Rahmen.

Zum stimmigen Gesamteindruck trägt auch der Sound bei. Die Geräuschkulisse in den Straßenschluchten lässt das geschäftige Treiben erahnen, das in den Geschäftsvierteln vorherrscht, und auch die Motorengeräusche der Autos sind gut getroffen. Ein kleiner Kritikpunkt ist der teils etwas eintönige Soundtrack, der dank eingängiger Songs allerdings nicht störend auffällt. Eine Sprachausgabe im engeren Sinne fehlt, weil die Sims sich nur durch Gebrabbel verständlich machen, das von Textboxen mit dem tatsächlichen Wortlaut begleitet wird.

Bewährte Maus-Steuerung und netter Multiplayer
Die Steuerung ist gut gelungen und stellt den Bürgermeister in spe vor keine ernstzunehmenden Herausforderungen. Im Grunde lässt sich das ga" ist das Spiel einfach zu erlernen, wozu auch die aufgeräumten Menüs beitragen.

Der Multiplayer-Modus ist ein nettes Zusatz-Feature, das man allerdings auch ohne lästigen Online-Zwang realisieren hätte können. Das Handeln mit anderen Städten und das Um-die-Wette-bauen mit echten Spielern bereichern das Spiel zwar, sind aber kein Muss, schließlich baut letztlich immer noch jeder Bürgermeister seine Stadt für sich alleine und der Multiplayer-Modus spielt seine Stärken erst bei Großprojekten und beim Handeln mit Nachbarstädten wirklich aus.

Fazit: "SimCity" wurde lang mit Spannung erwartet und hätte tatsächlich das Zeug zum Aufbau-Hit gehabt. Der einzige wirkliche Kritikpunkt an dem Spiel sind die zu klein geratenen Karten und der etwas eintönige Soundtrack. Allerdings trübt der Online-Zwang mitsamt den dadurch verursachten Startschwierigkeiten den Spielspaß dermaßen, dass wir nicht umhin kommen, ein eigentlich gutes Spiel wegen der kundenfeindlichen Geschäftspolitik des Herstellers mit Punkteabzügen zu strafen. Ginge man nur nach dem eigentlichen Spielspaß, würden wir "SimCity" acht von zehn möglichen Punkten geben. So reicht es gerade noch für sechs.

Plattform: PC
Publisher: EA
krone.at-Wertung: 6/10

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