Designerstück

Mercedes CLA: So fährt sich der stylische Windhund

Motor
11.03.2013 12:55
Manchmal muss man sich Freiheiten einfach nehmen oder die zugestandenen auch mal ausdehnen. Dann entstehen Dinge, die andere nicht erwartet hätten und die für große Veränderungen sorgen. Das gilt für die Mercedes-A-Klasse ebenso wie für den CLA, das aufregend designte Viersitzer-Kompakt-"Coupé", das so nah am Concept Style Coupé ist. Und das Schöne ist: Er fährt sich so gut, wie er aussieht.
(Bild: kmm)

Der CLA ist keine A-Klasse mit Kofferraum, sondern eine eigenständige Kreuzung des BMW-1er-Konkurrenten mit dem Segmenterfinder CLS, die den Eindruck eines Windhundes in vollem Lauf erweckt. Und diesem Bild entspricht die beispielgebende Aerodynamik des CLA, der mit cW 0,23 Windmeister ist.

Die Front aggressiv, auf Wunsch mit dem eleganten Diamantgrill, zwei angedeutete Powerdomes auf der Motorhaube, die anders als in der A-Klasse geschnitten ist, seitliche Sicken, die an den Plattformspender erinnern, aber einen anderen Charakter ziehen, fließender, gestreckter, sportlicher. Die Dachlinie verläuft flach, die Schulterlinie hoch, das hat was vom Audi TT. Zum je nach Ausführung stylischen oder aggressiv-stylischen Heck hin spitzt sich alles zu, läuft zusammen und findet nach 4,36 m einen krönenden Abschluss in der zart geschwungenen Lichtgrafik der LED-Heckleuchten.

Function follows form
Je länger, öfter und genauer ich den CLA betrachte, desto besser gefällt er mir, nimmt mich so sehr ein, dass ich beinahe ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich auf Kritikpunkte stoße. Wer auf den ersten Blick zu erkennen glaubt, dass das Platzangebot im top gestylten Innenraum bei der Entwicklung nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stand, hat Recht. Auf den 2+1 Rücksitzen zwickt's vor allem im Kopfbereich, wenn man über 1,75 m groß ist. Die Beinfreiheit geht dagegen voll in Ordnung. Auch der Kofferraum ist mit 470 Liter groß genug, allerdings ist die Ladeöffnung wegen der weit nach innen gezogenen Heckleuchten relativ winzig.

Auf den vorderen Plätzen, speziell am Fahrersitz herrschen keine opulenten Verhältnisse, obwohl der Längsverstellbereich des Sitzes extrem groß ist. Leider gilt das nicht für die Lenkradlängsverstellung, und die in den Sportsitz integrierte fixe Kopfstütze verursacht Nackenverspannungen, wenn ich die Lehne aufrechter stelle, um näher ans Lenkrad zu kommen. Dazu kommt die leicht kantige Türverkleidung. Abhilfe in Sachen "Kopfverbeugung" schafft laut Mercedes der ebenfalls erhältliche Komfortsitz, dessen Kopfstütze in Fahrtrichtung verstellbar ist. Dass der CLA zwar wirkt wie ein Coupé, aber eben doch vier Türen hat, merkt man, wenn man cool den Ellbogen raushängen lassen will. Da ist nämlich die B-Säule im Weg. Aber: Die rahmenlosen Türen sind stark.

Edler Kompaktsportler
Es zahlt sich durchaus aus, sich um eine aktive Sitzposition zu bemühen, denn der CLA weiß auch sportlich ambitionierteren Gemütern einiges zu bieten – obwohl er frontgetrieben ist. Auch auf nassen Bergstraßen rund um Marseille und St. Tropez glänzte der dynamische Daimler mit flinkem Handling, erstaunlicher Bodenhaftung und vor allem überraschend geringem Untersteuern. Wer Frontantrieb als Stilbruch für einen coupéhaften Mercedes empfindet, der greife zur 4matic-Version, die bei Bedarf – ausgehend vom Frontantrieb – variabel bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse übermittelt. Damit zeigte sich der Windhund naturgemäß noch sportlicher.

Sauber arbeitet die hier serienmäßige Direktlenkung, sie vermittelt gut zwischen Fahrer und Fahrbahn. Und das Fahrwerk hat komfortmäßig echte Mercedesqualität, ohne weich oder schaukelig zu werden. Es soll nun auch in die A-Klasse einfließen. Auch das optionale Sportfahrwerk überfordert die Bandscheiben nicht. Das ESP ist übrigens, wie bei Mercedes üblich, nicht komplett deaktivierbar.

Durchzugsstarke Motoren
Die beiden anfänglichen Topmotorisierungen (CLA 220 CDI mit 170 PS und CLA 250 Benziner mit 211 PS) erwiesen sich als angenehm kräftige Wegbegleiter, da sie schon aus geringen Drehzahlen nachdrücklich anschieben, gleichermaßen mit einem maximalen Drehmoment von 350 Nm, das beim Diesel ab 1.400 Touren anliegt und damit 200 Umdrehungen später als beim Benziner. Beide haben das serienmäßige 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gemeinsam, das je nachdem etwas übereifrig oder etwas träge schaltet. Letzteres gilt auch für das Start-Stopp-System. Ein manuelles Schaltgetriebe ist nur für die schwächeren Motorisierungen zu bekommen, die da wären CLA 180/200 mit 122/156 PS. Später folgen noch der CLA 180 Blue Efficiency, der mit nochmals um 0,01 verbessertem cW-Wert auf den beachtlichen Normverbrauch von 5,0 l/100 km Benzin kommt (und dafür gleich mit einem kleineren Tank bestraft wird) und der 200 CDI mit 136 PS. Sparmeister ist einstweilen der Selbstzünder mit 4,2 Liter. Als sportliche Speerspitze folgt im Sommer der CLA 45 AMG, der 360 PS aus dem 2-Liter-Vierzylinder holt.

Das Heer der optionalen Assistenzsysteme stammt aus der A-Klasse, inklusive der vollen iPhone-Anbindung mit tollen Features. Notbremsassistent (Collision Prevention Assist, arbeitet jetzt ab 7 statt ab 30 km/h) und Müdigkeitswarner sind Serie. Auch der Innenraum gleicht dem der A-Klasse, allerdings hat der CLA generell ein Farbdisplay zwischen den beiden Rundinstrumenten. Leider ist auch hier das iPad-ähnliche Display, das über der Mitte thront, nicht versenkbar.

Es stehen zwei Karosserieversionen zur Wahl, die sich im Grad der Aggressivität deutlich unterscheiden. Zusätzlich gibt es diverse Designpakete sowie für die ersten zwölf Monate ein "Edition One" genanntes Sondermodell, das vor allem mit neongelben Streifen auf schwarzen Sitzen und ebensolchen Ziernähten auf Sitzen und Armaturenbrett auffällt, die sich fröhlich in der Windschutzscheibe spiegeln. Eine etwas gewagte Farbgebung, aber Wagnis stand schon ganz am Anfang der A-Klasse-Entwicklung. Auf unserer Facebook-Seite ordneten Leser das Sitzdesign unter anderem Mini, Opel Adam oder sogar Citroen 2CV zu, aber auch Camaro, Lamborghini und dem CLA.

Wer sich jetzt die Freiheit nimmt, ab Marktstart am 13. April mindestens 30.900 Euro (das kostet der CLA 180) zu investieren, der bekommt einen Kompaktwagen, der nicht frei von Schwächen, aber voll von Charakter ist, und ein besonderes Auto, mit dem bei Daimler eine neue Zeitrechnung beginnt.

Warum?

  • Tolles Design
  • Knackig-komfortables Fahrverhalten

Warum nicht?

  • Sitzposition nicht für jeden ideal

Oder vielleicht …

… VW CC. C-Klasse wird gerne als Alternative genannt, passt aber nicht.

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(Bild: kmm)



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