Übergriff im Bus

IND: Vergewaltiger erhängt in Zelle gefunden

Ausland
11.03.2013 09:23
Drei Monate nach der mörderischen Gruppenvergewaltigung in Indien ist der mutmaßliche Drahtzieher tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Ram Singh habe sich am frühen Montagmorgen mit einer Bettdecke im Hochsicherheitsgefängnis Tihar erhängt, sagte Gefängnissprecher Sunil Gupta. Der Anwalt und die Familie des Toten sprechen von Mord.

Der 33-Jährige sei - entgegen erster Berichte, in denen von einer Einzelzelle die Rede war - mit drei weiteren Insassen untergebracht gewesen, die nicht wegen des Verbrechens an der 23-jährigen Studentin angeklagt werden. Laut Gupta solle daher eine Obduktion klären, ob Fremdeinwirkung vorliegt.

Angehörige und Anwalt des Toten sprechen von Mord
Der Tod von Singh sei "eine durchgeplante Verschwörung", betonte sein Verteidiger V. K. Anand. Sein Klient sei nicht depressiv gewesen und habe vor einigen Tagen noch seine Familie getroffen. "Wenn er sich umgebracht hätte, hätte er einen Brief hinterlassen", so Anand. Auch Angehörige des Toten sprachen im Nachrichtensender NDTV von Mord. Seine Eltern meinten, er hätte sich aus der Decke gar keinen Strick drehen können, da er eine Verletzung an der Hand gehabt habe.

Nach Angaben des Gefängnissprechers gibt es in den Zellen keine Überwachungskameras, die Insassen würden direkt von den Sicherheitskräften beobachtet. Die Verteidiger der Angeklagten hatten mehrfach erklärt, ihre Klienten würden im Gefängnis von anderen Insassen auf Geheiß der Polizei gefoltert. Sie baten um bessere Sicherheitsvorkehrungen und tägliche Gesundheitsuntersuchungen.

Ram Singh hatte die Idee zur brutalen Tat
Ram Singh war der Fahrer des Busses, in dem am 16. Dezember die Studentin entführt, vergewaltigt und gefoltert wurde. Die junge Frau starb zwei Wochen später an ihren inneren Verletzungen. Nach Polizeiangaben ist der Busfahrer der Hauptverdächtige, da er die Idee zur Tat gehabt haben soll.

Der Prozess gegen die fünf volljährigen Angeklagten läuft seit Jänner, ihnen droht die Todesstrafe wegen Mordes. Derzeit läuft das Verfahren vor einem Schnellgericht, das fast täglich tagt. Bisher wurden laut Verteidiger A. P. Singh 45 der 90 Zeugen gehört. Ein sechster mutmaßlicher Täter steht vor einem Jugendgericht, ihm drohen maximal drei Jahre Jugendarrest.

Eltern üben Kritik an Behörden nach Tod Ram Singhs
Der Vater der Medizinstudentin kritisierte die Behörden nach dem Tod des Anführers am Montag: "Wie konnten sie ihn die Art wählen lassen, auf die er sterben wollte?" Die Polizei habe versagt und er frage sich, wie es mit dem Verfahren weitergehen werde. Die Mutter der Toten zeigte sich ebenfalls schockiert. Sie habe Gerechtigkeit für ihre Tochter gewollt, aber nun sei der Hauptangeklagte tot.

Ein ranghoher Polizeibeamter versicherte, dass der Selbstmord keinen Einfluss auf das Gerichtsverfahren haben werde - dieses werde fortgeführt. Ein weiterer Polizeivertreter ergänzte, dass noch alles versucht worden sei, um den Mann wiederzubeleben. Allerdings konnten die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen.

Tat hatte Welle der Empörung in Indien ausgelöst
Die brutale Tat hatte in Indien eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Es begann eine breite Diskussion über die Sicherheit von Frauen in der Öffentlichkeit und Rollenbilder in der indischen Gesellschaft. Auch im Ausland fanden der Fall und die zahlreichen Proteste in den Wochen danach Beachtung. Nach der Tat wurden zahlreiche Maßnahmen verabschiedet wie spezielle Notrufnummern für Frauen, mehr Polizeikontrollen auf den Straßen und eine zentrale Datenbank für alle verurteilten Vergewaltiger.

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