Warten auf Befehl
Nordkoreas Armee für "totalen Krieg" einsatzbereit
Auch die Atomwaffen des Landes seien einsatzbereit, hieß es laut Yonhap in einem Bericht der offiziellen nordkoreanischen Zeitung "Rodong Sinmun". Nordkorea warnt derzeit fast täglich vor einem Krieg. Der Streit mit Südkorea hatte jüngst eine neue Eskalationsstufe erreicht, als das kommunistische Land einen Nichtangriffspakt mit dem Nachbarn für ungültig erklärte (siehe Infobox).
Regime droht USA mit atomarem Erstschlag
Damit nicht genug, drohte das stalinistische Regime den USA mit einem atomaren Erstschlag und kündigte zudem die Annullierung des Waffenstillstandsvertrags von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs an. Bei einem Besuch an der umstrittenen Seegrenze zwischen den beiden Nachbarn drohte Machthaber Kim Jong Un dann am Donnerstag mit einem "umfassenden Krieg".
Pjöngjang reagiert damit auf die laufenden Militärmanöver der Streitkräfte der USA und Südkoreas sowie auf den wachsenden internationalen Druck wegen seines Atomwaffenprogramms. Am Montag wollen Südkorea und die USA ihre jährliche mehrtägige Übung zur Kommandoschulung ("Key Resolve") beginnen. Seit Anfang März laufen in Südkorea bereits die gemeinsamen Frühjahrsfeldübungen. Nach Angaben Südkoreas bereitet sich das nordkoreanische Militär derzeit selbst auf ein massives Manöver vor.
Säbelrasseln sorgt auch in China für Unmut
Das anhaltende Säbelrasseln Nordkoreas sorgt auch bei Verbündeten China für Unmut. Peking geht erstmals auf Distanz zu seinem die Weltgemeinschaft provozierenden Nachbarn. Die Zustimmung zu den Sanktionen des Weltsicherheitsrates gegen Pjöngjang sei ein klares Zeichen der Verärgerung über den jungen Machthaber Kim Jong Un, der Chinas Geduld überstrapaziert habe, sind Experten überzeugt.
Alles hänge vom nächsten Schritt des stalinistischen Regimes in Pjöngjang ab. "Die Leute blicken jetzt nach Nordkorea", sagte Professor Cheng Xiaohe von der Schule für internationale Studien an der Volksuniversität in Peking der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn Nordkorea die Atomtests und Satellitenstarts fortsetzt, ist der Sicherheitsrat gezwungen, einen weiteren Schritt zu tun. Es ist ein Teufelskreis."
Kim Jong Un nur eine Marionette?
Die völlige Isolation verstärke die Unsicherheit. So glaube Nordkorea, Atomwaffen entwickeln zu müssen, "damit sich niemand mit ihm anlegt", so Cheng Xiaohe. "Es zeigt seine harte Seite, um andere einzuschüchtern." Die Experten in China sind sich wie westliche Beobachter auch nicht sicher, ob Kim Jong Un nur eine Marionette ist und in Wirklichkeit vor allem sein Onkel Jang Song Thaek oder die Generäle die Fäden ziehen.
Der junge Mann sei nicht sonderlich gebildet, besitze wenig Führungsqualitäten und zeige nur eine einstudierte dramatische "Herrschaftsgestik", berichtete ein westlicher Experte, der ihn in Pjöngjang persönlich erlebt hat. "Er ist nicht beeindruckend, sondern eher unsicher." Der engste Führungszirkel um den Spross der Kim-Dynastie gilt als enges Netzwerk von Vertrauten, die völlig entrückt vom Rest der Welt leben und nach Angaben des Experten ein "dekadentes und neureiches Verhalten" an den Tag legen.
Sanktionen und Druck allein würden Pjöngjangs Haltung jedoch nicht ändern, glaubt etwa der Politologe Paik Hak Soon von dem in der Nähe von Seoul angesiedelten privaten Sejong-Institut. "Nordkorea bricht die Kanäle zu Südkorea und den USA nach und nach ab." Da bleibe kaum noch Raum für Diplomatie.
Politologe sieht größte Krise seit Korea-Krieg
Nach Ansicht Paiks ist es die größte Krise seit dem Korea-Krieg (1950-53). "Süd- und Nordkorea sind bereit, sofort auf jede Provokation der anderen Seite zu reagieren." Hinter Nordkoreas Ankündigung und Drohungen mit einem atomaren Erstschlag sieht Paik dennoch keine Angriffsabsichten. Falls es jedoch schon zu kleinen Fehlern militärischer Einheiten oder Missverständnissen komme, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, "dass die Situation zu einer weitflächigen militärischen Konfrontation eskalieren könnte".
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).