Mehrere Tote

Kabul: Selbstmord-Anschlag als ‘Botschaft’ an Hagel

Ausland
09.03.2013 11:19
Ein Selbstmordattentäter hat am Samstagmorgen vor dem afghanischen Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Kabul mindestens neun Menschen mit in den Tod gerissen und 14 weitere verletzt. Der Anschlag ereignete sich während eines Besuchs von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel. Die Taliban haben sich zu dem Attentat bekannt und sprachen von einer "Botschaft" an Hagel. Er hielt sich aber zum Zeitpunkt des Anschlags an einem anderen Ort auf.

Die NATO bestätigte, dass es einen Selbstmordanschlag gab. Der Attentäter habe seine Bombe etwa 30 Meter vom Tor des Ministeriums entfernt gezündet, so der Ministeriumssprecher. Auf die Detonation folgten Schüsse am Südtor der Behörde, sagte ein NATO-Sprecher am Samstagmorgen.

Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben der Polizei um Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums, die kurz vor Arbeitsbeginn am Eingang des Hauses in einer Warteschlange standen. Der Attentäter war mit einem Fahrrad unterwegs.

Spontaner Besuch des neuen US-Verteidigungsministers
Hagel war am Freitag zu einem nicht angekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Neun Tage nach seiner Vereidigung (siehe Infobox) landete er in Kabul zu Gesprächen über den Abzug der internationalen Truppen bis Ende 2014. Vor US- und NATO-Soldaten sagte er: "Auch wenn wir mehr und mehr eine Unterstützerrolle einnehmen, bleibt dies eine gefährliche und schwierige Mission."

Ursprünglich wollte Hagel der afghanischen Regierung am Samstag die vollständige Kontrolle über das umstrittene US-Gefängnis Bagram übergeben. Die Zeremonie wurde aber kurzfristig ohne Angabe von Gründen abgesagt. Nach Angaben der Regierung in Kabul halten die US-Amerikaner dort noch immer etwa 400 Gefangene fest, obwohl die offizielle Übergabe des Gefängnisses bereits im September erfolgt ist. Das Gefängnis sorgt seit Jahren für Streit.

Acht Kinder bei weiterem Selbstmordanschlag getötet
Bei einem zweiten Selbstmordanschlag in der ostafghanischen Provinz Khost wurden am Samstag acht Kinder und ein Polizist getötet. Nach Angaben der Polizei hatte der Attentäter versucht, einen Checkpoint zu betreten. Als der Polizist ihn aufhalten wollte, zündete der Mann seine Sprengstoffweste. Der Polizist und acht Kinder, die in der Nähe spielten, kamen ums Leben, zwei weitere Menschen wurden verletzt.

Die Taliban bekämpfen seit Jahren die Regierung in Kabul sowie die internationalen Truppen im Land. Die Angriffe auf einheimische Kräfte nahmen dabei zuletzt stark zu.

Derzeit sind noch rund 100.000 ausländische Soldaten am Hindukusch im Einsatz, davon gehören etwa 66.000 der US-Armee an. US-Präsident Barack Obama hatte im Februar in seiner Rede zur Lage der Nation angekündigt, innerhalb eines Jahres weitere 34.000 Soldaten heimzuholen. Der Großteil der Truppenreduzierung soll nach dem Ende der Kampfsaison im Spätherbst erfolgen.

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