EU-Stimmenthaltung

Hiobsbotschaften von der Konferenz zum Artenschutz

Tierecke
08.03.2013 13:44
Der lange erwartete Schutz der Eisbären vor kommerziellen Jägern ist gescheitert. Auf der Artenschutzkonferenz CITES in Bangkok schaffte ein US-Antrag mit russischer Unterstützung am Donnerstag nicht die nötige Mehrheit. Die EU stand am Pranger, weil sie sich der Stimme enthielt. Weitere Hiobsbotschaft für die Tierwelt: Eine neue Studie belegt, dass der illegale Handel mit Tigerprodukten blüht.

"Heute ist ein schwarzer Tag für den Artenschutz", sagte Sandra Altherr von "Pro Wildlife" mit Blick auf die Eisbären. Es gibt noch insgesamt 25.000 Tiere in fünf Ländern, doch könnten zwei Drittel davon durch Eisschmelze und Verlust des Lebensraums in den nächsten 40 Jahren verschwinden. Nur Kanada lässt noch kommerziell jagen. Die Felle von etwa 400 Tieren landen pro Jahr auf dem internationalen Markt.

"Unglückliche, entscheidende Rolle der EU"
Dabei sah es vor der Konferenz der Unterzeichner des Artenschutzabkommens (CITES) gut aus für die Eisbären: Die USA holten Russland für ihren Antrag ins Boot. Deutschland war auch für ein Handelsverbot, konnte das Ruder in der EU aber nicht herumreißen. Dänemark vertritt die Interessen des Eisbärlandes Grönland und blockierte ein EU-Ja. "Die EU hat eine unglückliche, womöglich entscheidende Rolle gespielt", meinte Ralf Sonntag vom "International Fund for Animal Welfare" (IFAW).

Klimawandel größte Gefahr für Eisbären
Die Umweltstiftung WWF betonte, dass die größte Bedrohung für den Eisbären der Klimawandel sei und ein Handelsverbot wenig für die Tiere tun kann. "Gegner des Eisbären-Antrags argumentieren, dass sie die USA für ihre Klimaschutz-Politik abstrafen wollten", sagte Altherr. Sie prangert an, "dass Differenzen beim Klimaschutz auf dem Rücken der Eisbären ausgetragen wurden".

Tierschützer kritisieren "Kuhhandel"-Konferenz
Beim Artenschutz gebe es wie bei jeder Staatenkonferenz Kuhhandel, so der Vorwurf der Tierschützer. In Bangkok berichten Delegationen von dem Vertreter einer großen Fischereination, der angeblich mit einer Aktentasche voller Umschläge mit Geldscheinen auf Stimmenfang ist. "Wenn ein Land ohne Meereszugang plötzlich vehement gegen den Schutz von Fischarten ist oder ein fast baumloser Inselstaat gegen den Schutz von Tropenwäldern antritt - dann ziehen Beobachter die Augenbrauen hoch."

"Profitgier und politische Absprachen"
Nicht nur in Bezug auf die Abstimmung über die Eisbären sieht Altherr dunkle Machenschaften: "Profitgier und politische Absprachen haben erneut verhindert, dass eine aussterbende Art streng geschützt wird - ein Armutszeugnis", meinte sie. Thailand ist angeblich gegen mehr Schutz für Haie und Manta-Rochen, weil das den Export von Zierfischen erschwere. Die Abstimmung steht noch aus.

Handelsverbot garantiert keinen Artenschutz
Dass ein rigoroses Handelsverbot keine Garantie für Tierschutz ist, zeigt eine Tiger-Studie der Organisation "Traffic" und des WWF. Wilderer haben seit dem Jahr 2000 mindestens 1.425 Tiger erlegt, schätzen die Autorinnen. In den vergangenen drei Jahren seien sogar Schmuggler mit 61 lebenden Tieren erwischt worden, davon die Hälfte in Thailand. Die Nachfrage kommt vor allem aus Asien: Felle und Köpfe sind bei Teilen der wohlhabenden Bevölkerungsschicht als Trophäen beliebt. Weil der Tiger ein mächtiges Tier ist, gelten seine Knochen, Augen und Zähne als Wundermittel der Medizin.

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