"Misstrauen wächst"

Mehrheit der Eltern steht Impfungen kritisch gegenüber

Wissenschaft
07.03.2013 16:56
Mumps-Masern-Röteln, Diphterie-Tetanus oder FSME - die Liste der empfohlenen Impfungen für Kinder ist lang. Wie eine Studie der Karl Landsteiner Gesellschaft (KLG) zeigt, steht die Mehrheit der österreichischen Eltern Impfungen kritisch gegenüber. Immerhin 57 Prozent der Eltern geben an, Impfungen skeptisch zu sehen, vier Prozent lehnen sie überhaupt ab.

Befragt wurden 750 Eltern mit Kindern bis zu einem Alter von 13 Jahren. "Diese Impfskeptiker müssen unsere Zielgruppe sein, hier können wir etwas bewegen", erklärte Karl Zwiauer, Leiter des Instituts für pädiatrische Fortbildung und Forschung der KLG, bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag. Impfskeptiker gebe es in allen Alters- und Bildungsschichten, schilderte Zwiauer. "Sie stellen differenzierte Fragen und wollen klare, evidenzbasierte Antworten."

Momentan würden sich nur knapp 40 Prozent der befragten Eltern zu den Impfbefürwortern zählen, die den empfohlenen Schutzimpfungen vorbehaltlos begegnen. Am häufigsten stimmen Eltern einer Impfung nicht zu, weil sie den Schutz als unnötig empfinden (44 Prozent). Auch die Sorge, das Kind könnte zu stark belastet werden (35%) und die Angst vor Nebenwirkungen und Impfschäden (34%) spielt eine Rolle.

Viele sehen Zusammenhang mit Allergien
40 Prozent sehen sogar einen klaren Zusammenhang zwischen Impfungen im Kindesalter und der Zunahme von Allergien. Hier ortete Zwiauer einen "massiven Kommunikationsbedarf". Nur zwei Drittel der Befragten gaben an, den österreichischen Impfempfehlungen zu vertrauen. "Dieses Misstrauen ist in den letzten Jahren gewachsen", erklärte Zwiauer. Auch die Interessengemeinschaft zwischen Ärzten und Pharmafirmen werde äußerst kritisch hinterfragt.

Impfentscheidungen dürften aber nicht aufgrund von Emotionalität und Irrationalität getroffen werden: "Das Wiederherstellen des Vertrauens ist wichtig, um Eltern zu überzeugen, ihre Kinder durch Impfungen zu schützen. Denn das Kind hat ein Recht auf die bestmögliche Behandlung", so Zwiauer.

Auch Reinhold Kerbl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde sieht diese Entwicklung kritisch: "32 Prozent der Eltern glauben es besser zu wissen als das nationale Impfgremium. Da müssen wir einfach noch besser informieren." Er empfahl noch innovativere und publikumswirksamere Informationsstrategien – etwa Plakatkampagnen.

Kinderkrankheiten haben Schrecken verloren
Zwar würden sich die meisten Eltern wünschen, dass ihre Kinder gut geschützt sind, allerdings sei über ein Dreiviertel der Befragten auch der Meinung, dass es gut ist, wenn Kinder auch einmal krank sind. "Kinderkrankheiten haben ihren Schrecken verloren", meinte Zwiauer. Die Akzeptanz von Impfungen hänge aber nicht nur von der subjektiven Gefährlichkeit der Krankheit ab – so werde Influenza generell als risikoreich und ansteckend beurteilt, die Durchimpfungsrate ist aber eher gering. "Faktoren für die Entscheidung könnte die Unsicherheit der Eltern bezüglich der Zuverlässigkeit eines Impfstoffes sein", vermutete Zwiauer.

Insgesamt fühlten sich 82 Prozent der befragten Eltern einigermaßen gut über das Thema Kinderimpfungen informiert, jedoch nur knapp ein Drittel bezeichnete den Wissensstand als sehr gut. Als wichtigste Informationsquelle dient das persönliche Gespräch mit dem Arzt, auch Broschüren, das Internet oder Zeitschriften werden gerne herangezogen. Etwa ein Drittel der Eltern würde sich allerdings mehr Informationen zu diesem Thema wünschen.

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