Weltbevölkerung

Forscher: Bis 2100 gibt es über zehn Mrd. Menschen

Wissenschaft
04.03.2013 14:49
Geht es nach einer Prognose der Vereinten Nationen, dann wird die Weltbevölkerung am Ende des Jahrhunderts beim Stand von zehn Milliarden Menschen stagnieren. Stimmt nicht, sagen Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) im deutschen Rostock. Sie glauben, dass die Weltbevölkerung nach einem kurzen Nullwachstum weiter anwachsen wird.

Rund 7,1 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Dass die Weltbevölkerung beim Stand von zehn Milliarden Menschen aufhört zu wachsen, wie es UNO-Prognosen für das Ende des Jahrhunderts in Aussicht stellen, sei unwahrscheinlich, so die deutschen Forscher.

Schon kleine Schwankungen in der Energie- oder Nahrungsversorgung könnten dazu führen, dass die Bevölkerung von der Zehn-Milliarden-Marke abweicht und erneut stark wächst. Das hätten Modellrechnungen ergeben, die der MPIDR-Forscher Oskar Burger zusammen mit den US-Experten John DeLong von der Yale-Universität in New Haven (Connecticut) sowie Marcus Hamilton vom Santa Fe Institute (New Mexico) durchführte. Die Ergebnisse wurden nun im Wissenschaftsmagazin "Frontiers in Ecology and the Environment" veröffentlicht.

"Die Obergrenze der Vereinten Nationen ist alles andere als ein stabiles Gleichgewicht", sagt Burger. Das Populationsmodell geht von der Beobachtung aus, dass das Bevölkerungswachstum stark vom Pro-Kopf-Energieverbrauch abhängt: Ist mehr Energie nutzbar, begünstigt dies die wirtschaftliche Entwicklung und drückt in der Folge die Geburtenraten. Sind diese rund um den Globus klein genug, hört die Weltbevölkerung auf zu wachsen. Damit steht das Modell im Kontrast zu den Vorhersagen der UNO, die lediglich den seit einigen Jahrzehnten sichtbaren Trend sinkender Geburtenziffern für kommende Zeiten fortschreiben, dafür aber keinen Mechanismus angeben.

Nullwachstum möglich, aber nicht von Dauer
"Bei zehn Milliarden Menschen ist tatsächlich ein Nullwachstum erreichbar", sagt Oskar Burger. "Die Bevölkerungsgröße bleibt aber nur auf diesem Niveau, wenn weiterhin ständig genügend Energie pro Kopf zur Verfügung steht." Das sei jedoch kaum zu erwarten. "Seit 1960 ist die Bevölkerung stärker angewachsen als die weltweit nutzbare Energiemenge", sagt Burger. Im Mittel sei darum die pro Person bereitstehende Energie gesunken, und diese Entwicklung halte nach wie vor an.

"In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung damit von einem stabilen Gleichgewicht sogar noch entfernt", sagt der MPIDR-Forscher. Komme es tatsächlich zu einem Nullwachstum bei zehn Milliarden Menschen, ohne dass es genügend Energiezufuhr gebe, würden schon kleinste Veränderungen bei den Ressourcen oder im Verhalten der Gesellschaften reichen, um eine Abweichung auszulösen, die sich sofort verstärke.

Forderung nach dynamischen Prognose-Modellen
Auch falls sich der Zusammenhang von Energie und Bevölkerungswachstum ändere, sei die Stabilität des Zehn-Milliarden-Niveaus nicht gewährleistet, betont Burger. "Der große Nachteil der UNO-Berechnungen ist, dass Stabilitätsanalysen für ein Nullwachstums prinzipiell unmöglich sind." Denn für eine solche Analyse reiche es nicht, wenn die Bevölkerungsgröße einfach nur von der Zeit abhängt – ohne weitere kausale Begründung. Insbesondere ist die Bevölkerung in den UNO-Berechnungen völlig unabhängig von der verfügbaren Energie.

Nötig sei stattdessen ein echtes dynamisches Modell der globalen Population, in dem die Bevölkerungsgröße mindestens vom Energieverbrauch bestimmt wird, aber auch von weiteren dynamischen Größen wie den natürlichen Ressourcen, der Wirtschaft, Kultur und von politischen Einflüssen. Erst dann lasse sich sagen, ob es für die Menschheit tatsächlich eine dauerhafte Wachstumsgrenze gebe und wie sie sich ansteuern lasse.

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