Allein in der Kälte

Zugemauert: Das trostlose Leben der Roma in Rumänien

Ausland
01.03.2013 12:22
Eigentlich waren ihnen vor Monaten neue Wohnungen versprochen worden, doch noch immer müssen 500 Roma-Familien im rumänischen Baia Mare in einem Elendsviertel hausen. Dem Bürgermeister der Stadt werfen Menschenrechtsorganisationen Rassismus vor - spätestens seit er die Siedlung im Juni von einem Wall abschotten ließ. Dabei leben die Menschen nicht freiwillig im Slum - viele verloren nicht nur ihren Job, sondern wurden auch aus ihren Wohnungen vertrieben.

Neue Fotos und ein Bericht der "Daily Mail" zeigen nun einmal mehr, wie die Bewohner - darunter viele Kinder - unter den menschenunwürdigen Lebensbedingungen leiden. Die Temperaturen fallen auf bis zu minus 26 Grad ab, in den oft offenen Hütten ohne jegliche Isolierung ist es daher bitterkalt. Zudem fließt Abwasser mitten durch das Elendsviertel Craica, das von einer 1,8 Meter hohen Mauer von der restlichen Stadt abgeschottet ist.

Bürgermeister Catalin Chereches, der in Wien Wirtschaft studiert hat, hat für die Mauer allerhand Erklärungen parat. Sie sei ein "Schritt vorwärts für die Kultur und Emanzipation" der Roma, erklärte er etwa. Zudem würden die Kinder durch den Wall davor geschützt, auf einer nahen Hauptstraße verletzt zu werden.

Umsiedelung in abbruchreife Fabrik
1.600 Roma wurden bereits umgesiedelt, von einer echten Verbesserung ihrer Situation kann allerdings keine Rede sein: Sie müssen in einer abbruchreifen ehemaligen Kupferfabrik leben (Bilder oben weiterklicken). Auch dem Rest droht die Zwangsräumung, seit 2011 werden Roma-Hütten in der Stadt von den Behörden abgerissen.

Job verloren, aus Wohnungen vertrieben
Dabei wohnen die Menschen keineswegs freiwillig in dem Elendsviertel, so die "Daily Mail": Wie in vielen anderen rumänischen Städte auch, kam es nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes von Nicolae Ceaușescu in Baia Mare zu einem Kollaps der Wirtschaft - ein Großteil der Einwohner, darunter viele Roma, verlor den Arbeitsplatz. Aus ihren Wohnungen wurden sie anschließend vertrieben, da Staatsbesitz rücksichtslos und so rasch wie möglich an Private und Firmen verscherbelt wurde.

Geschätzte zehn Millionen Roma leben in Europa, sie stellen damit die größte ethnische Minderheit der Union. Jeder fünfte Roma lebt in Rumänien, größere Gruppen gibt es zudem in Bulgarien und Tschechien. Der Großteil lebt in Armut und ist immer wieder rassistischen Angriffen ausgesetzt.

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