Langzeitstudie zeigt:

Pessimismus im Alter verlängert das Leben

Wissenschaft
03.03.2013 08:00
Nicht Optimismus, sondern Pessimismus verlängert im Alter das Leben. Das ist zusammengefasst das überraschende Ergebnis einer Untersuchung deutscher und Schweizer Forscher, die im Rahmen einer Langzeitstudie über einen Zeitraum von zehn Jahren dieselbe Personengruppe immer wieder nach ihren Erwartungen an die Zukunft befragten.

Dabei zeigte sich, dass ältere Menschen, die ihre künftige Zufriedenheit gering einschätzen, offenbar länger und gesünder leben als Gleichaltrige, die für sich eine rosige Zukunft sehen. Demnach kann allzu großer Optimismus im Alter zu einem erhöhten Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko führen, schreiben die Wissenschaftler, deren Forschungsergebnisse auf der Website der renommierten Zeitschrift "Psychology and Aging" veröffentlicht wurden.

Für die Studie analysierten die Forscher Daten, die zwischen 1993 und 2003 bei denselben Personen erhoben worden waren. Dabei wurden drei Altersgruppen untersucht: 18- bis 39-Jährige, 40- bis 64-Jährige und Menschen über 65. Die Befragten hatten jedes Jahr angegeben, wie zufrieden sie aktuell mit ihrem Leben waren und wie zufrieden sie in fünf Jahren zu sein glaubten. Im Zeitraum der Untersuchung überprüften die Forscher bei jedem Befragten zudem sechsmal, ob der für die Zukunft erwartete Grad der Zufriedenheit fünf Jahre später tatsächlich mit dem aktuell angegebenen übereinstimmte.

Optimismus im Alter schlecht für Lebenserwartung
Es zeigte sich, dass rund 43 Prozent der älteren Befragten ihre zukünftige Zufriedenheit unterschätzten, ein knappes Drittel diese überschätzte und ein Viertel seine Zufriedenheit in der Zukunft realistisch beurteilte. Was die Forscher überraschte: Schätzten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre zukünftige Zufriedenheit überdurchschnittlich hoch ein, so erhöhten sich ihr Risiko für körperliche Einschränkungen oder Beschwerden und das Risiko zu sterben um etwa zehn Prozent.

"Möglicherweise ermuntern pessimistische Zukunftserwartungen die Senioren dazu, noch besser auf die eigene Gesundheit zu achten und sich vor Gefahren zu schützen", sagt Frieder R. Lang, Leiter des Instituts für Psychogerontologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der die Studie gemeinsam mit Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Zürich erstellt hat.

Jüngere malen unrealistisch rosiges Bild ihrer Zukunft
Im Gegensatz zu den älteren Menschen zeichneten junge Erwachsenen meist ein unrealistisch rosiges Bild von ihrer Zukunft. Menschen im mittleren Erwachsenenalter dagegen waren weitgehend realistisch. Je älter die Befragten waren, umso pessimistischer schätzten sie ihre Zukunft ein.

"Überrascht hat uns, dass die Befragten umso pessimistischer in die Zukunft sahen, je stabiler ihre Gesundheit und je höher ihr Einkommen war", sagt Lang. Für ihn möglicherweise ein Indikator dafür, dass diese Probanden sensibler für die Begrenztheit ihrer verbleibenden Zeit sind und eher darauf achten, ihren gegenwärtig guten Status zu erhalten, als auf künftige Besserung zu hoffen.

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