Hochglanz-Shooter

Wunderschönes Action-Feuerwerk: “Crysis 3” im Test

Spiele
24.02.2013 19:00
In "Crysis 3", dem neuen Werk der Frankfurter Shooter-Spezialisten von Crytek, schlüpft der Spieler einmal mehr in die Rolle des Nano-Anzug tragenden Helden Prophet und kämpft gegen die finstere CELL-Corporation. Wie bei Crytek-Shootern üblich, strotzt der Titel nur so vor grafischem Bombast und lässt selbst starke Rechner an ihre Grenzen stoßen. Wer sehen will, wozu aktuelle PC-Games in Kombination mit starker Hardware fähig sind, für den führt kein Weg an "Crysis 3" vorbei. Ob der Shooter aber auch Spieler in seinen Bann zieht, denen es mehr um Gameplay und Story geht, klärt dieser Test.

Die Geschichte von "Crysis 3" spielt rund zwanzig Jahre nach den Ereignissen aus Teil 2. Erneut schlüpft man in die Haut - oder besser: den "Nanosuit" - von Held Prophet und kämpft gegen die zwielichtige CELL-Corporation und bösartige Ceph-Aliens. Schauplatz des letzten Teils der "Crysis"-Trilogie ist das weitestgehend menschenleere und verwilderte New York City, das neuerdings unter einer riesenhaften Kuppel liegt und von der CELL-Corporation kontrolliert wird.

New York: Krieg tobt unter der Kuppel
Innerhalb dieser Kuppel liefern sich CELL-Truppen einen Krieg mit vereinzelten Ceph-Aliens, vor allem aber auch mit dem menschlichen Widerstand. Das neueste Hobby der CELL-Corporation ist dabei, Helden mit Nano-Anzügen, die überall auf der Welt erfolgreich gegen die Machenschaften der Organisation aufbegehren, einzufangen und aus ihren Anzügen zu schneiden. Das soll ziemlich schmerzhaft sein, schließlich geht der Träger eines solchen Hightech-Anzugs eine Symbiose auf zellulärer Ebene mit dem Ding ein. Das neueste Opfer der CELL-Corporation: Held Prophet, der sich zu Beginn des Spieles in einer Gefängniszelle wiederfindet, wo er seines weiteren Schicksals harrt.

Der "Crysis 3"-Krieg scheint verloren, bevor er angefangen hat, als plötzlich ein alter Bekannter den Nano-Helden aus seiner Zelle befreit. Psycho, seines Zeichens einst ebenfalls Nano-Kämpfer, kommt Prophet zu Hilfe und unterstützt ihm bei seiner halsbrecherischen Flucht aus der CELL-Gefangenschaft. Dem Widerstandskämpfer kommt im Laufe des Spiels eine wichtige Rolle zu: Er begleitet Prophet auf den meisten seiner Einsätze und unterstützt ihn nach Kräften.

Prophet und Psycho - ein ungleiches Gespann
Weil Psycho aber weniger Glück als Prophet hatte und von der CELL-Corporation bereits aus seinem Nanosuit geschnitten wurde, bevor ihm die Flucht gelang, ist er das krasse Gegenstück des mit Nano-Superkräften ausgestatteten Protagonisten: ein abgekämpfter und verbitterter Widerstandskämpfer, der die Rache an CELL zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Ein schöner Konterpart zum übermenschlichen Prophet, wie wir meinen - und dank der atemberaubenden Grafik und der großartigen Animationen, Mimik und Gestik von Psycho, ein glaubwürdiger noch dazu. Der Kamerad von Prophet verleiht dem Spiel die Emotion, die der Nanosuit-Träger aufgrund der Tatsache, dass sich sein Gesicht hinter einem Helm verbirgt, nicht beizusteuern vermag.

Spielerisch setzt "Crysis 3" die Stärken des Vorgängers konsequent fort und ergänzt das Szenario noch um einige coole Zusatz-Features. Zentrales Spielelement ist der Kampf im Nanosuit: der verleiht Prophet so nützliche Fähigkeiten wie den Tarn-Modus, lässt ihn besonders schnell laufen, höher springen und mehr einstecken. Die einzelnen Nanosuit-Fertigkeiten lassen sich dabei mithilfe eines Talentsystems ausbauen, man kann den Helden also ganz nach persönlicher Vorliebe entweder zum schleichenden Jäger oder zum schwer gepanzerten Frontschwein machen.

Stealth-Gameplay im Tarnmodus macht Spaß
Wir haben Prophet lieber in der Schleicher-Rolle gespielt. Sich getarnt an Gegner anzupirschen, sie leise zur Strecke zu bringen und mithilfe des neuen Spezialbogens von Prophet den nächsten Gegner auszuschalten, bevor dieser das Ableben seines Kameraden bemerkt hat, macht reichlich Laune. Dass man bei den Waffen - und davon gibt es eine ganze Menge, inklusive Alien-Wummen - Munition, Zielmechanismus und allerlei andere Einstellungen ändern kann, verleiht dem Spiel zusätzliche Tiefe. Mehrere Gegner, die in der gleichen Wasserpfütze stehen, mit Elektro-Pfeilen beharken oder mit einem gezielten Explosivpfeil das Gegnergrüppchen zur Strecke bringen: Die Wahl hat der Spieler.

Der Wahlfreiheit zuträglich sind auch die großen, weitläufigen Levels. Es ist dem Spieler überlassen, ob er Gegnergruppen umgeht, sie von Weitem oder von einem erhöhten Punkt aus ausschaltet oder sich im Tarnmodus in ihre Mitte schleicht und jeden einzelnen lautlos im Nahkampf auseinandernimmt. Gerade die weitläufigen Außenlevels mit reichlich Vegetation und Objekten, die als Deckung dienen, lassen ordentlich Freude aufkommen, in den Innenlevels spielt sich das Game linearer, aber auch hier erweist sich "Crysis 3" als hochwertige Shooter-Kost.

Der grafisch momentan wohl beste PC-Shooter
Grafisch macht "Crysis 3" kein anderer aktuell erhältlicher Shooter etwas vor. Was Crytek hier insbesondere bei den Außenlevels geleistet hat, verdient die Bezeichnung "ganz großes Kino". Pfützen reflektieren realistisch das Sonnenlicht und die Vegetation der Umgebung, hohes Gras wiegt sich im Wind, und die Charaktere - insbesondere Psycho - sind so verdammt detailliert, dass sie noch vor wenigen Jahren problemlos die Hauptrolle in dem einen oder anderen Animationsfilm spielen gekonnt hätten.

Psychos abgekämpftes Gesicht ist von zahlreichen Narben übersät, auch manche Abschürfung hat das Dasein als Widerstandskämpfer hinterlassen. Einzelne Bartstoppeln sind zu erkennen, und trotz dieses Detailreichtums gelingt es Crytek, ihm durch realistische Gesichtszüge und -animationen noch erschreckend real wirkendes virtuelles Leben einzuhauchen. Neben den weitläufigen Außenarealen des verwilderten New York City unter der CELL-Kuppel und den großartigen Wetter- und Lichteffekten sind die Charakteranimationen eine der großen Stärken von "Crysis 3".

Innenlevels nicht ganz so hübsch wie Außenareale
Die Innenlevels spielen zwar ebenfalls auf hohem Niveau, stinken grafisch aber im Vergleich zu den Außenlevels ein wenig ab. Sie bieten weniger Abwechslung als die Urwälder, Steppen und Sümpfe New Yorks, was aber als Kritik auf hohem Niveau zu verstehen ist. Auf hohem Niveau bewegen sich übrigens auch die Hardware-Anforderungen von "Crysis 3".

Besonders die Grafikkarte wird extrem gefordert, aber auch beim Prozessor sollte es sich um ein einigermaßen potentes Modell handeln. Die Mindestanforderung hinsichtlich der Grafikkarte ist eine Radeon HD 5770 - aber auf der müssen Details und Auflösung schon ordentlich reduziert werden. Überhaupt gilt: Wer "Crysis 3" auf hohen Details in Full-HD-Auflösung spielen will, der braucht eine aktuelle High-End-Grafikkarte mit Direct-X-11-Unterstützung à la Radeon HD 7970 oder Geforce GTX 680. Als Prozessor sollte ein Quad-Core-Modell zur Verfügung stehen, und als Betriebssystem müssen Windows Vista, 7 oder 8 verwendet werden. Windows XP wird nicht mehr unterstützt.

Sound: Gelungen vertont, auch in Deutsch
Über den Sound von "Crysis 3" gibt es nichts zu jammern. Überall rumst und knallt es in der Hitze des Gefechts, der Soundtrack ist voller Pathos und setzt das Gezeigte gut in Szene. Die Sprachausgabe ist ebenfalls gut gelungen, auch in der deutschen Version. Übersetzungsfehler halten sich in Grenzen, und die Wahl der Sprecher ist gut getroffen. Insbesondere unser Begleiter Psycho wächst uns auch in der deutschen Version schnell ans Herz und bildet eine interessante Mischung aus verbittert, hartgesotten und tollpatschig.

Die Steuerung von "Crysis 3" stellt Shooter-Fans vor keine allzu großen Herausforderungen: Gesteuert wird Held Prophet ganz klassisch mit Maus und Tastatur. Hat man eine akzeptable Bildwiederholrate erreicht, ist sie auch schön direkt und sorgt für schnelle Reaktionen. Generell gilt: "Crysis 3" bietet verdammt viel fürs Auge, trotzdem sollte man des Spielspaßes wegen gegebenenfalls auf das eine oder andere Grafikdetail verzichten, um eine ausreichende Bildwiederholrate zu erzielen. Denn mit weniger als 30 Bildern in der Sekunde macht selbst der beste Shooter keinen Spaß. Da trifft es sich gut, dass das Spiel auch auf mittleren Details und leicht reduzierten Auflösungen noch immer exzellent ausschaut.

Multiplayer macht Spieler zu Jägern und Gejagten
Im Multiplayer-Modus erwarten die Spieler von "Crysis 3" die bekannten und beliebten Modi "Deathmatch" und "Capture theTestbesuch sehr witzig waren. Campern macht es das Spiel durch das hohe Tempo und die Tarnfunktion des Nanosuits schwer, wer im Multiplayermodus gerne unsichtbar durch Wälder flitzt und Gegner aus der Deckung ausschaltet, der kommt hier definitiv auf seine Kosten. Der Tarnmodus ist dabei aber nicht übermächtig, kann er doch durch den gezielten Wurf einer EMP-Granate aufgehoben werden.

Ein Spezialmodus mit asymmetrischem Gameplay hat es ebenfalls in das Spiel geschafft. "Hunter" heißt der und lässt einen Teil der Spieler in Nanosuit-Kämpfer schlüpfen, während der Rest als normaler CELL-Soldat sein Dasein fristet. Das Ziel der mit Tarnvorrichtung ausgerüsteten Nanosuit-Kämpfer: möglichst viele CELL-Soldaten erwischen, ohne selbst getötet zu werden. Das Ziel der CELL-Soldaten: überleben. Gerade die Rolle des Jägers, der sich unsichtbar an seine Opfer anpirscht, dabei aber stets vor deren Ortungsgeräten auf der Hut sein muss, bietet tolle Unterhaltung.

Fazit: Mit "Crysis 3" gelingt Crytek einmal mehr ein Shooter, der zumindest in puncto Grafik neue Maßstäbe setzt. Sich als Prophet im Nanosuit durch die düstere Zukunftsvision eines unter einer Kuppel gefangenen und völlig verwilderten New Yorks zu kämpfen, das dann auch noch von bösartigen CELL-Truppen und Ceph-Aliens bevölkert wird, das ist ganz großes Kino. Dazu tragen auch die gelungenen Charaktere und der feine Sound bei. Dass die Story nicht unbedingt vor Tiefgründigkeit strotzt, stellenweise Fragen offen bleiben und es in manchen Innenlevels an Abwechslung mangelt, ist Kritik auf hohem Niveau. Ginge man nur nach der Grafik, würde "Crysis 3" die Höchstwertung verdienen, als Gesamtpaket ist es immer noch ein exzellenter Shooter mit coolem Gameplay.

Plattform: Xbox 360, PS3, PC (getestet)
Publisher: EA
krone.at-Wertung: 9/10

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