In Mexiko bestattet

Würdevolles Ende für die “Affenfrau” nach 153 Jahren

Ausland
13.02.2013 14:14
153 Jahre nach ihrem Tod hat die tragische Geschichte einer als "Affenfrau" oder "hässlichste Frau der Welt" in Zirkussen rund um den Globus zur Schau gestellten Indio-Frau aus Mexiko ein würdevolles Ende gefunden. Nach langem Tauziehen wurden die Überreste der 1860 gestorbenen Julia Pastrana aus Norwegen in ihre Heimat überführt und am Dienstag in einem weißen Sarg auf einem Friedhof ihres Geburtsortes Sinaloa de Leyva im Nordwesten Mexikos beigesetzt.

Julia Pastrana wurde 1834 in Mexiko geboren. Sie war indigener Abstammung und litt an Hypertrichose, einer Krankheit, bei der Behaarung an normalerweise unbehaarten Stellen auftritt. Neben einem stark behaarten Körper hatte die nur knapp 1,37 Meter große Frau zudem einen als affenähnlich beschriebenen Kiefer, ungewöhnlich große Ohren und eine große Nase.

Mehrere Bücher widmeten sich dem Schicksal der "Affenfrau", deren genaue Herkunft nicht mehr geklärt werden kann: So soll sie mehreren Quellen zufolge als Kind zusammen mit ihrer Mutter in einer Höhle gefunden worden sein. Der Frau abgekauft, soll sie für Showzwecke ausgebildet worden sein. In späteren Jahren konnte Julia Pastrana singen, tanzen und sich in drei Sprachen schriftlich und mündlich verständigen.

US-Geschäftsmann tourte mit "Affenfrau" durch die Lande
In Zirkussen in den USA und Europa wurde die Frau als Sensation präsentiert. Als "Affenfrau" oder "hässlichste Frau der Welt" wurde sie dem Publikum auf Jahrmärkten, in Kuriositätenkabinetten oder "Freakshows", wie sie im englischsprachigen Raum genannt wurden, angepriesen. Vor allem verdiente daran der US-amerikanische Unternehmer Theodore Lent, der sie auch geheiratet haben soll, was allerdings als umstritten gilt. Mit der "Affenfrau" tourte der "Impresario" jedenfalls äußerst gewinnbringend durch die Länder Europas und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Als gesichert gilt, dass Pastrana während einer Tournee 1860 in Moskau einen Sohn zur Welt brachte. Er hatte ihre Krankheit geerbt und starb einen Tag nach der Geburt. Wenige Tage später starb auch sie. Doch damit sollte die tragische Geschichte der "Affenfrau" noch lange nicht zu Ende sein, denn die Leichname von Mutter und Kind wurden in Lents Auftrag einbalsamiert und weiter zur Schau gestellt. Der Geschäftsmann präsentierte Julia Pastranas Mumie in einem ihrer Kostüme, das Kind neben ihr auf einem Gestell wie ein Papagei.

Unbestätigten Angaben zufolge habe Lent 1863 in Deutschland eine weitere Frau entdeckt, die Ähnlichkeit mit Pastrana hatte. Er soll die Frau geheiratet und sie ebenfalls in seine groteske Show einbezogen haben - wobei er vorgab, es handle sich um Zenora Pastrana, die Schwester der Toten. Der Amerikaner soll später dem Wahnsinn verfallen und bis an sein Lebensende in einer russischen Irrenanstalt untergekommen sein.

Norweger erwarb Mumien und ließ Kassen erneut klingeln
Die Mumien von Julia Pastrana und ihrem Kind wurden 1921 von dem Norweger Haakon Lund erworben, der damit bis 1943 in seiner zirkusähnlichen Wanderschau die Kassen klingeln ließ. In diesem Jahr wurden die beiden Körper von den Nazis beschlagnahmt, nach Ende des Zweiten Weltkriegs aber erneut zur Schau gestellt. Erst 1970 griff die norwegische Regierung ein. Die öffentliche Präsentation wurde untersagt und die Leichen von den Behörden beschlagnahmt.

Die Geschichte bekam jedoch einige Jahre später eine weitere unerwartete Wendung, als die Mumien gestohlen, entsorgt und von der Polizei erneut sichergestellt wurden. In Oslo wurde Pastranas präparierte Leiche - die ihres Sohnes war im Zuge des Diebstahls irreparabel beschädigt worden - dann für Forschungs- und Ausbildungszwecke benutzt. Mexiko und Norwegen lieferten sich ein jahrelanges Tauziehen um die Überführung der sterblichen Überreste, nachdem eine New Yorker Künstlerin sich für die Überstellung eingesetzt hatte, wie die "New York Times" berichtete.

Leichnam in Mexiko würdevoll bestattet
Jetzt wurde Julia Pastranas Leiche in ihre Heimat überstellt und dort am Dienstag würdevoll bestattet. "Es darf keine weiteren Julia Pastranas geben", sagte der Gouverneur des Bundesstaates Sinaloa, Mario Lopez Valdez, bei der Trauerfeier. Die Behandlung, die die Frau seinerzeit erfahren habe, sei unwürdig und ein Verstoß gegen die Menschenrechte gewesen, so Valdez.

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