US Open

Rekord-Zahltag für waghalsige Clijsters

Sport
11.09.2005 16:15
Nach der eindrucksvollen Demonstration ihrer Übermacht ließ Kim Clijsters den Tennis-Schläger fallen, schlug die Hände vors Gesicht und rannte dann zu der Box, in der ihre Familie jubelte. Waghalsig balancierte sie ein Geländer hinauf und fiel ihrer Mutter Els, ihrer Schwester Elke und ihrem Trainer Marc Dehous um den Hals.

"Ich wollte nicht alleine auf dem Platz stehen; ich musste sie einfach umarmen", sagte die mutige Belgierin, die lange auf ihren ersten Grand-Slam-Titel hatte warten müssen. Nun wurde sie nach dem 6:3, 6:1-Triumph im Finale der US.Open gegen die Französin Mary Pierce gleich doppelt belohnt.

Doppelte Prämie!
Weil sie die amerikanische Hartplatz-Turnierserie im Vorfeld von Flushing Meadows gewonnen hat, wurde ihr Siegerscheck auf stattliche 2,2 Millionen Dollar verdoppelt. Einen solchen Zahltag hat es im Frauensport noch nie gegeben. Die in dem nur 65 Minuten dauernden Endspiel hoffnungslos unterlegene Pierce bekam als Zweite der Serie einen Zuschlag von 50 Prozent, was ihr Preisgeld auf 825 000 Dollar wachsen ließ.

Das gleiche Preisgeld hat auch Andre Agassi als Zweiter der Serie sicher. Doch der mit 35 Jahren älteste Finalist seit Ken Rosewall 1974 wollte mehr, als er in der Nacht zum Montag in seinem sechsten Endspiel in Flushing Meadows Titelverteidiger Roger Federer zum Traumfinale herausforderte. "Heute war es verdammt eng", sagte der Schweizer, der im Halbfinale genau drei Stunden benötigte, ehe er den Australier Lleyton Hewitt in der Neuauflage des Vorjahresfinals mit 6:3, 7:6 (7:0), 4:6, 6:3 auch im neunten Vergleich in Serie geschlagen hatte.

Der zweimalige US-Open-Sieger Agassi stand beim 6:4, 5:7, 6:3, 4:6, 6:3 im amerikanischen Halbfinale gegen den 22-jährigen Robby Ginepri wieder knapp drei Stunden auf dem Platz. Doch nach heißem Kampf hatte er auch den dritten Fünfsatz-Krimi nacheinander gewonnen und den elften Vergleich mit dem Eidgenossen gebucht, von denen er nur die drei ersten gewinnen konnte.

"Kim, du warst heute einfach zu gut für mich", rief die 30-jährige Pierce ihrer Kontrahentin zu und umarmte sie freundschaftlich. "Sie ist ein tolles Mädchen, ein großer Champion und ich freue mich für sie." Schon im ersten Spiel hatte ihr Böses geschwant, als Clijsters einen 0:30-Rückstand ausglich und mit einem Break in die Partie startete. Wie vor einem Vierteljahr im Endspiel der French Open gegen Justine Henin-Hardenne war die zweimalige Grand-Slam-Siegerin fortan ohne Chance. Als nichts mehr ging, sollte der dick verbundene rechte Oberschenkel behandelt werden. Doch das wurde erst später gestattet.

"Daran hat es aber nicht gelegen", sagte die älteste Grand-Slam- Finalistin seit der damals 37-jährigen Martina Navratilova 1994 in Wimbledon. "Ich war bereit und ich wollte, aber es war heute definitiv nicht mein Tag", sagte Pierce, die diesen Montag als Sechste erstmals seit April 2001 wieder unter die Top Ten der Weltrangliste vorstößt. Clijsters verbessert sich hinter Maria Scharapowa, die im Halbfinale an ihr scheiterte und trotzdem Lindsay Davenport von der Spitze verdrängte, auf Position drei.

Schnell, trickreich und topfit bestimmte Clijsters das Finale nach Belieben. "Ich kann es kaum glauben. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl vor allem nach dem schrecklichen letzten Jahr." Den Arm in Gipps hatte sie nach einer Handgelenks-Operation von Juni 2004 an nicht mehr spielen können und war nur nach Flushing Meadows gekommen, um ihren damaligen Freund Lleyton Hewitt zu unterstützen. Im Frühjahr kehrte sie zurück auf die Tour und eilt seitdem von Erfolg zu Erfolg.

Mit sechs Turniersiegen schraubte die 22-Jährige ihre Bilanz auf 27 Titel und durfte nun den ersten großen Sieg feiern. Vier Mal war das misslungen:.2003 in Paris und New York sowie 2004 in Australien jeweils gegen Henin-Hardenne; 2001 zudem in Paris gegen Jennifer Capriati (USA). Dennoch steht ihr Entschluss fest:."In zwei Jahren ist Schluss mit dem Profitennis."

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(Bild: KMM)



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