"Inter-Ösi" im Talk

Spendlhofer: “Mir geht’s nicht anders als Wesley Snejder”

Sport
26.12.2012 08:04
Herbert Prohaska war vor vielen Jahren da, Marko Arnautovic vor nicht allzu langer Zeit und nun hält Lukas Spendlhofer bei Inter Mailand die rot-weiß-rote Stellung – doch während Prohaska mit Inter den Cuptitel holte und Arnautovic kaum spielte, darf Spendlhofer, bei der Primavera Inters noch Musterschüler Andrea Stramaccionis, wegen eines Vertragsstreits gar nicht mehr spielen. Mit krone.at sprach der ÖFB-U21-Teamspieler über seine Leidenszeit bei Inter, die er mit Oranje-Star Wesley Sneijder gemein hat, seine Liebe zum Italo-Fußball und zur deutschen Liga und darüber, wo Philipp Prosenik am 20. Oktober wirklich war.

krone.at: Pottschach, Wiener Neustadt, St. Pölten und Mailand – Lukas, wie groß ist die Chance, dass zu deinen bisherigen Stationen bald eine neue dazukommt? Eintracht Braunschweig soll rufen...
Lukas Spendlhofer: Zu Braunschweig kann ich nichts sagen, solange noch nichts fix ist. Fix ist nur, dass ich wahrscheinlich schon im Winter Inter Mailand verlassen werde.

krone.at: Kann man dein Zielgebiet geografisch etwas eingrenzen?
Spendlhofer: Hm... (überlegt) Europa bleibt es auf jeden Fall (lacht). Meine Lieblingsliga wäre jedenfalls die deutsche Bundesliga, das kann ich ja sagen. Aber um schon bald dorthin kommen zu können, müsste natürlich auch Inter das Okay geben. Es hängt von den Italienern ab, ob's schon jetzt im Winter oder erst im Sommer mit einem Klubwechsel klappt.

krone.at: Stichwort Inter: Dein Engagement steckt dort derzeit in einer Sackgasse. Statt nach dem Gewinn der Jugend-Champions-League nach oben aufzurücken, standest du plötzlich am Abstellgleis. Was war da los?
Spendlhofer: Die Hoffnung aufzurücken, war sicher da. Es wäre nur logisch gewesen, wenn sie mich genommen hätten, das habe ich zumindest gehofft, das gebe ich offen zu. Sie haben sich dann aber für einen Italiener entschieden, der eigentlich bis dahin nur die Nummer drei in der Hackordnung war. Sicher, ein Mitgrund war, dass ich nur mehr ein Jahr Vertrag gehabt habe, sie gleich verlängern wollten, wir uns aber nicht geeinigt haben.

krone.at: Ist das mit der Behandlung von Wesley Snejder, der nach der Ablehnung eines Angebots zur Vertragsverlängerung auf einmal nicht mehr spielen darf, zu vergleichen?
Spendlhofer: Ja, das ist eigentlich genau dasselbe! Mir geht's nicht anders als dem Wesley. Es dreht sich nur um andere Konditionen...(zwinkert)

krone.at: Stichwort Snejder: Was bekommt man als Primavera-Spieler in Italien eigentlich von Stars der Einser-Garnituren mit?
Spendlhofer:
In unserem Trainingszentrum trainieren die Erste und die Primavera gemeinsam. Als ich noch spielen hab' dürfen, habe ich auch immer direkt mit der Ersten mittrainiert. Abseits des Platzes muss man sagen, dass es sicher Stars gibt, die halt zu den Einheiten kommen, trainieren, duschen und sofort wieder fahren – für die ist das nur ein Job. Aber es gibt auch die andere Sorte Spieler, die z.B. mit den Jungen essen gehen oder sonst noch etwas gemeinsam mit uns machen. Es gibt solche und solche, das ist verschieden.

krone.at: Wer gehört zum Beispiel zur zweiten Kategorie?
Spendlhofer: Der Javier Zanetti ist so einer. Der ist total bodenständig geblieben.

krone.at: Vielleicht etwas hart gefragt: Ist es nicht irgendwie naiv, daran zu glauben, es als Österreicher über die Primavera in die Einsergarnitur eines nicht sehr auf die Jugend seiner Abwehrspieler schauenden Teams wie Inter zu schaffen?
Spendlhofer: Naja, dass es schwierig werden würde, das war mir klar. Und wenn man es wirklich schaffen will, muss man zwei Klassen besser sein als ein Italiener, vor allem als Österreicher. Ich mein', in den ersten beiden Monaten hat jeder gedacht, ich komme aus Australien! Es hat seine Zeit gebraucht, bis der Trainer gesehen hat: "Okay, den kann ich wirklich nicht mehr übersehen, der ist um so viel besser."

krone.at: Wie schätzt du die Bedeutung der Primavera ein? Herbert Prohaska sieht den geringen Status der Primavera-Teams kritisch. Kann man es da heraus in die Einsergarnitur schaffen?
Spendlhofer: Ja sicher, vor allem jetzt, wenn es einen Umbruch gibt. Unser Topstürmer aus der Primavera kickt jetzt etwa in Spanien bei Espanyol Barcelona und ist dort Stammspieler. Es ist also nicht so schlecht, wie manche glauben. Es ist ja in diesem Bereich auch alles wie bei einer Profimannschaft aufgebaut: Wir haben etwa immer zehn Betreuer am Platz und fliegen, wenn's um größere Distanzen geht, auch zu Auswärtsspielen. Auch was die Zuschauer anbelangt, brauchen wir uns nicht zu verstecken, bei den Finalspielen haben wir etwa 10.000 Zuschauer auf den Rängen gehabt.

krone.at: Apropos Herbert Prohaska: Bei den "großen Nerazzurri" war unser "Schneckerl nazionale" ja einstmals selbst drei Jahre lang engagiert – wie präsent ist er hier eigentlich noch?
Spendlhofer: Weniger! Da kennt man eher den Marko Arnautovic.

krone.at: Du bist nicht der einzige Österreicher in Mailand, es gibt auch noch den Philipp Prosenik bei Milan. Sucht man da eigentlich untereinander Kontakt als Landsmann zu Landsmann, oder regiert da die Klubrivalität?
Spendlhofer: Aber nein! Ich kenn' den Philipp jetzt schon sehr lang, wir sind sehr gute Freunde und oft treffen wir uns, um etwas zu unternehmen. Dass wir unterschiedliche Farben tragen, spielt überhaupt keine Rolle.

krone.at: Glaubst du, dass er bei Milan den Durchbruch schaffen kann? Vor Kurzem hieß es ja, dass er bei einem Spiel Milans bereits Ersatzspieler gewesen sei...
Spendlhofer: Das ist eine lustige Geschichte, denn zu dem Zeitpunkt, als er angeblich beim Lazio-Spiel auf der Milan-Bank gesessen ist, war er in Wien. Er hat mir dann gesagt: "Eh nicht schlecht, wenn sie's schreiben!" Aber im Ernst: Er war nicht wirklich dort. Auch wenn die Cheftrainer seit heuer immer fünf, sechs ganz Junge mit dabei haben.

krone.at: Apropos Cheftrainer: Dein "Oberboss" Andrea Stramaccioni, der in der Primavera dein Coach war, wird ja bereits als neuer José Mourinho gehandelt. Wie schätzt Du ihn als Typ ein?
Spendlhofer: So wie ich ihn kennengelernt habe, muss ich sagen, dass er ein toller Typ ist. Er ist ein akribischer Arbeiter und auch im Umgang mit den Spielern topp - er pflegt ein wirklich gutes Verhältnis zu ihnen. Zudem ist er ein richtiger Taktikfuchs – natürlich, er ist ein Italiener, aber allein unter den italienischen Trainern, die ich bisher gehabt habe, war er wohl der beste Taktiker.

krone.at: Taktik ist ja eher nichts für Dummköpfe, dazu passt, dass du als intelligenter Spieler giltst - wie stehst du zu derlei Lob? Trifft es zu? Wo siehst du selbst deine Stärken?
Spendlhofer:(lacht) Ob jetzt Intelligenz am Fußballplatz eine Stärke ist, ist schwer zu sagen...

krone.at: Ex-Schwimmer Markus Rogan würde es wohl eher als Belastung ansehen...
Spendlhofer:(lacht) Naja, Spielübersicht ist zweifellos eine Stärke von mir und da gehört wohl auch ein bisschen Fußball-Intelligenz dazu. Diese Spielübersicht war ja auch damals ein Mitgrund für meinen Entschluss, nach Italien zu gehen. Ich wollte meine Stärken dort noch mehr forcieren, von wegen taktisches Verhalten und italienische Spielweise. Ich würd' sogar sagen, dass ich schon vor meinem Wechsel ein "richtiger Italiener" war.

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(Bild: KMM)



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