Spaß trotz 60 PS

Skoda Citigo: Klein, aber mehr Auto als erwartet

Motor
18.12.2012 08:08
Der Skoda Citigo ist wohl das Auto, das mich dieses Jahr am meisten überrascht hat – und das positiv. Dabei war sein Einstand zum Teststart kein leichter, musste er doch den BMW M6 ablösen: Von 560 PS auf 60 PS zu wechseln ist jetzt nicht unbedingt das, was man sich als spaßorientierter Autofahrer gemeinhin wünscht.
(Bild: kmm)

Wenn man Tata Nano auf der einen und Rolls-Royce und Konsorten auf der anderen Seite weglässt, entspricht der Wechsel vom M6 auf den Citigo so ziemlich dem größtmöglichen Gegensatz. Insofern hatte ich eigentlich vor, etwas über die "automobile Holzklasse" zu schreiben. Doch es zeigte sich schnell, wie wenig das dem tschechische Bruder von VW up! und Seat Mii gerecht würde.

Das ist ein richtiges Auto!
Ich sitze in dem Skoda-Floh, seines Zeichens ein "Skoda Citigo 5-Türer Ambition GreenTec", so entspannt wie in einem größeren Auto. Mehr Platz wäre schon fast Luxus. Sogar hinter dem auf mich eingestellten Fahrersitz kann ich mit 1,88 m Größe sitzen, ohne Platzangst zu kriegen, was angesichts der geringen Abmessungen von 3,54 m Länge, 1,65 m Breite und 1,49 m Höhe echt eine Leistung ist. Vor allem die Kopffreiheit ist beeindruckend. Kleinere Menschen halten es auch länger gut aus, einige sind freiwillig eingestiegen und haben es nicht bereut. Für problemloses Einsteigen sorgen die hinteren Türen des Testwagens, deren Scheiben zwar nicht versenk-, aber immerhin ausstellbar sind.

Ganz hinten ist sogar noch Platz für 251 Liter Gepäck hinter einer recht hohen Ladekante. Die Hutablage muss man leider mit der Hand nach oben klappen – und auch wieder nach unten - Letzteres habe ich regelmäßig vergessen. Dafür ist es sehr praktisch, dass in die Türablage eine 1,5-Liter-PET-Flasche passt: Mit ihr als Armverlängerung kann ich die Hutablage vom Fahrersitz aus flachlegen und sehe dann auch wieder was hinten raus.

Preiswerter Luxus
Klar sind die Kunststoffe im Innenraum nicht die hochwertigsten, irgendwo muss ja gespart werden. Das Plastik ist hart, aber praktisch, was meine lederverwöhnten Hände aber eigentlich nur am Lenkrad stört. Ich würde sicher knapp 200 Euro in ein Lederlenkrad investieren. Ergonomie und Haptik sind völlig in Ordnung, es wurde an Ablagen gedacht, ich finde mich sofort zurecht und alles ist so zu bedienen, wie man es erwartet. Der Blinker blinkt auf Antippen wie gewohnt dreimal. Fast schon nobel ist der abnehmbare Touchscreen, der mittig auf der Mittelkonsole thront (auch wenn der Screen manchmal Nachdruck braucht, um den Touch zu erkennen). Er beinhaltet ein Navigationssystem, den Bordcomputer und die Bluetooth-Anbindung fürs Smartphone. Musik hören funktioniert via Bluetooth super, die Handy-Sprachqualität hat sich bei meinen Gesprächspartnern dagegen als recht unangenehm erwiesen. Absoluter Pluspunkt für das Infotainment-Tool: Es kostet nur 360 Euro Aufpreis. Damit ist dann auch wirklich alles da, was man braucht.

Ein Manko sei noch erwähnt: Der Citigo hat zwar elektrische Fensterheber, aber Skoda spart an den Schaltern - an der Fahrertür befindet sich kein Schalter für das rechte Seitenfenster, und eine Antippautomatik ist auch nicht zu haben.

Fahrspaß mit Sportfahrwerk
Solche Kleinigkeiten macht der flinke Tscheche mit seinem erwachsenen Fahrverhalten wett. Mit dem 1-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 60 PS und 95 Nm (75 PS werden auch verkauft) kommt erstaunlich viel Fahrspaß auf, nicht zuletzt wegen des geringen Leergewichts von 940 kg. 14,4 Sekunden von 0 auf 100 und 161 km/h Spitze mit Anlauf gehen in Ordnung. Der Sound passt zu diesem kleinen Kerl.

Das Fünfganggetriebe schaltet sich flüssig und exakt, sodass man das Triebwerk gut bei Laune halten kann, wenn man will. Dann lernt man auch zu schätzen, dass die Lenkung gefühlvoll ist und das Fahrwerk mehr an Kurvengeschwindigkeit verträgt, als sich die meisten Fahrer in größeren Autos nicht zutrauen, und da muss noch nicht mal das ESP eingreifen. Dazu sei erwähnt, dass die GreenTec-Ausstattung nicht nur ein Start-Stopp-System und Spritsparreifen beinhaltet, sondern auch ein 15 mm tiefergelegtes Sportfahrwerk.

Es ist ein Spaß, mit diesem wendigen, kleinen Auto durch die Stadt zu kurven, schneller unterwegs zu sein, als die anderen glauben und auch mal die sportliche Zweiton-Hupe zu betätigen, die auch zu einem Sportwagen passen würde. Und dann Parkplatz zu finden statt Parkplatz zu suchen.

Ein echt vollwertiges Auto
Die meisten Käufer werden Citigo wohl nicht sportlich ambitioniert bewegen, sondern sich eher am Fahrkomfort erfreuen, der tatsächlich vorhanden ist. Dann kommt man auch mit 5 l/100 km aus (während flotte Fahrt gerne auch mal nach 6 oder 7 Liter verlangt). Die Karosserie ist übersichtlich, mit 9,80 m Wendekreis verliert jedes Parkhaus seinen Schrecken und angesichts der Platzverhältnisse (959 Liter Kofferraum bei umgeklappter Rückbank) darf es gerne das Parkhaus eines großen Einkaufszentrums sein. Und auch sonst wird Parkplatzsuchen durch Parkplatzfinden ersetzt.

Der Einstiegspreis für den fünftürigen Skoda Citigo liegt bei 9.260 Euro (einfacher ausgestatteter Dreitürer ab 8.140 Euro ohne Servolenkung), der Testwagen "Skoda Citigo 5-Türer Ambition GreenTec" kommt inklusive den Extras City-Notbremsassistent (bremst bis 30 km/h selbstständig, kostet 110 Euro), elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Navitainment und Alus auf knapp über 12.000 Euro. So viel Auto muss sein, dann kann ich gut glauben, wenn jemand sagt: Da fehlt mir nichts.

Warum?

  • Sehr erwachsenes Fahrverhalten
  • Viel Auto fürs Geld

Warum nicht?

Fensterheberschalter auf der Fahrerseite nur für die Fahrerseite

Oder vielleicht …

… VW up!, Seat Mii
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(Bild: kmm)



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