Kampf um Union Jack

Straßenschlachten in Nordirland wegen Streit um Flagge

Ausland
07.12.2012 12:02
Eine neue Welle der Gewalt schockiert Nordirland, das jahrzehntelang unter dem Bürgerkrieg zwischen Unabhängigkeitsbewegung und den Anhängern Großbritanniens gelitten hatte. Der Grund ist diesmal der Streit um den Union Jack, die britische Flagge, die in der Hauptstadt Belfast nur noch an 17 Tagen im Jahr wehen soll. Fans der Monarchie liefern sich seither Schlachten mit der Polizei, Politiker und Bevölkerung fürchten um ihre Sicherheit.

Autobomben, Schüsse und Morde, ganze Straßenzüge in Brand - zwischen 1960 und 1998 gehörte brutale Gewalt zum Alltag in Nordirland. Seit dem Waffenstillstandsabkommen ist die Situation relativ friedlich, auch wenn es weiterhin vereinzelt zu Attentaten auf Soldaten und Polizisten kam.

Nun geht erneut die Angst um, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Im Mittelpunkt der Ausschreitungen steht die Frage, wie das Rathaus Belfasts beflaggt wird. Seit der Eröffnung vor über 100 Jahren weht dort der Union Jack, doch die Abgeordneten der katholischen Sinn Fein und der Social Democratic and Labour Party wollten dies ändern. Im Kompromiss mit der neutralen Alliance Party wurde am Montag entschieden, dass der Union Jack nur noch an 17 Tagen im Jahr gehisst werden soll, zum Beispiel am Geburtstag der Queen.

Union Jack vielerorts bereits abgeschafft
Belfast ist mit der Flaggenfrage nicht allein, nur in zehn der 26 Landkreise Nordirlands wird der Union Jack noch täglich gehisst, in acht wurde er abgeschafft, im Rest gibt es Kompromissregelungen. Die Sinn Fein sieht die britische Flagge als entzweiendes Symbol, das einschüchtere: "Aus unserer Sicht dienen Fahnen der territorialen Markierung und spalten die Stadt", so ein Vertreter der Partei.

Straßenschlachten mit der Polizei - Politiker in Angst
Das empfindet nicht nur die Opposition um die Democratic Unionist Party als Affront, bei der Sitzung am Montag versuchten Hunderte Demonstranten, das Rathaus zu stürmen. Da dies aufgrund der Polizeipräsenz unmöglich war, ließen sie ihre Wut in anderen Vierteln und nahen Ortschaften aus, wo Steine und Brandbomben geworfen und Autos zerstört wurden. 15 Polizisten mussten anschließend in ärztliche Behandlung, doch der Krawall ging weiter. Am Mittwoch lieferten sich 1.600 Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei, sie setzten außerdem das Büro der Alliance Party in Brand und warfen Farbbeutel auf die Häuser von Politikern. Die fürchten nun um ihre Sicherheit und die ihrer Familien, schließlich soll es auch zu Morddrohungen gekommen sein.

Extremisten unter Demonstranten
Die Democratic Unionist Party hat die Gewalt verurteilt, wurde jedoch scharf kritisiert, mit Flugblättern und über das Internet zur Eskalation der Situation beigetragen zu haben. Ebenfalls problematisch: Offenbar haben sich Paramilitärs der Ulster Volonteer Force, die eigentlich einen Waffenstillstand versprochen hatte, unter die Demonstranten gemischt. Sie könnten versuchen, die Stimmung im Land erneut anzuheizen, und so zu einer neuen Welle der Gewalt beitragen.

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