Aus einem Zelt mit durchsichtigem Dach verfolgten mehr als 250 geladene Gäste das bizarre Schauspiel, darunter der frühere demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry und die Schauspieler Johnny Depp und Bill Murray.
"Die Whiskey-Gläser sollten klingeln!"
"Hunter liebte Explosionen", sagte seine 32 Jahre alte Witwe Anita der "Aspen Daily News". "Er wollte das Eis in den Whiskey-Gläsern klingeln hören. Keine Tränen, kein Begräbnis." Seine zweite Frau und langjährige Assistentin gab sich alle Mühe, die Vorgaben zu erfüllen. In dem Zelt stellte sie nach Angaben der "Rocky Mountain News" lieb gewordene Dinge Thompsons wie drei aufblasbare Sexpuppen, einen ausgestopften Pfau, einen Bisonkopf und eine Hockeymaske aus.
Auch Schauspieler Johnny Depp war der Letzte Wille seines Freundes lieb und teuer: Er bezahlte rund 2,5 Millionen Dollar (zwei Millionen Euro) für eine Kanone, die mit 47 Meter extra einen halben Meter höher sein sollte als die Freiheitsstatue in New York.
Von der Faust in den Himmel
Die Form der Kanone - eine geballte Faust mit zwei Daumen - entwarf der britische Karikaturist Ralph Steadman bereits 1977. Thompson spielte in jungen Jahren seinem Kollegen mit abgrundtiefen Recherchen voller Alkohol und Drogen oft so übel mit, dass Steadman zwischenzeitlich schwor, nie wieder den Boden der USA zu betreten. "Alles ist vergeben", sagte Steadman.
Der Sport- und Politikreporter revolutionierte den amerikanischen Journalismus und gehörte seit Beginn der 70er Jahre zu den radikalsten Vertretern des so genannten "New Journalism".
Mit einer unter schwerem Alkoholeinfluss geschriebenen, aberwitzigen Reportage über das berühmteste Pferderennen in den USA, das "Kentucky Derby", wurde Thompson 1970 über Nacht der Begründer des so genannten "Gonzo"-Journalismus.
In diesen subjektiven Reportagen ohne feste Regeln werden eigene Erlebnisse mit Analysen, fiktiven Geschehnissen, einer gehörigen Portion Sarkasmus sowie Drogen- und Alkoholvisionen vermengt. Der Journalist übt keine Distanz, sondern ist selbst Teil des Ereignisses und wie im Falle Thompsons oft sogar wichtiger als das Geschehen selbst.
Zu international bekanntesten Büchern Thompsons gehören die "Hells Angels" (1966) sowie sein Buch über die Jagd nach dem amerikanischen Traum "Angst und Schrecken in Las Vegas" (1971).
Eines der großen literarischen Vorbilder Thompsons war der US-Schriftsteller Ernest Hemingway, der sich 1961 ebenfalls erschossen hatte. Thompson stellte erstmals 1978 in einer Dokumentation des britischen Fernsehsenders BBC seine Pläne für den Abschuss der Asche vor. Die "Aspen News" berichtete unter Berufung auf die 32-jährige Ehefrau Anita, dass der Autor zum Abschied keine Tränen sehen, sondern Eis in den Whiskey-Gläsern klicken hören wolle.
Johnny Depp spielte in der Filmadaption "Angst und Schrecken in Las Vegas" (1998) die Hauptrolle und wurde ein enger Freund des Schriftstellers. Depp sagte in einer Talk-Show des US-Fernsehsenders NBC, dass er Thompsons Asche bis zu denen Sternen schießen wolle.
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