WikiLeaks-Informant

US-Soldat Bradley Manning “dachte oft an Selbstmord”

(Bild: EPA)

Der mutmaßliche WikiLeaks-Informant Bradley Manning hat sich erstmals seit seiner Verhaftung öffentlich zu Wort gemeldet. In einer Anhörung vor einem Militärgericht in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland prangerte der 24-Jährige am Donnerstag die üblen Haftbedingungen nach seiner Festnahme im Mai 2010 an. Er habe "oft an Selbstmord gedacht", meinte Manning, dem lebenslange Haft droht. Der Prozess ist für das Frühjahr 2013 geplant.

Dem Obergefreiten der US-Armee wird vorgeworfen, während seiner Stationierung im Irak die Internet-Plattform WikiLeaks mit Tausenden geheimen Dokumenten versorgt zu haben. WikiLeaks hatte die Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige vertrauliche Diplomatendepeschen im Internet öffentlich gemacht.

Mit den Enthüllungen dem Feind geholfen?
Insgesamt ist Manning in 22 Punkten angeklagt. Am schwersten wiegt der Vorwurf, mit den Enthüllungen dem Feind geholfen zu haben - das allein könnte ihn lebenslang hinter Gitter bringen. Medienberichten zufolge hat sich Manning dazu bereit erklärt, sich in weniger schwerwiegenden Anklagepunkten schuldig zu bekennen. Das könnte nach Ansicht von Rechtsexperten seine Chance erhöhen, vergleichsweise glimpflich davonzukommen. Um wegen Unterstützung des Feindes verurteilt zu werden, müsse die Anklage demnach vorsätzliches Handeln nachweisen - was schwierig sei.

Nach Angaben der "Washington Post" stimmte die zuständige Richterin am Donnerstag den Bedingungen zu, unter denen sich Manning teilweise schuldig bekennen könnte. Aber das sei laut der Zeitung noch keine Entscheidung darüber, ob das Gericht das Schuldbekenntnis an sich akzeptieren werde und die Anklage dazu bereit sei, die restlichen Anklagepunkte fallen zu lassen. Die Verteidigung wiederum argumentiert, dass Manning in der U-Haft über lange Strecken so schlecht behandelt worden sei, dass dies allein schon eine ausreichende Strafe sei - oder zumindest eine Strafmilderung rechtfertige.

In der Aussage des 24-Jährigen in der Anhörung ging es nicht um die Vorwürfe an sich, sondern ausschließlich um die bisherige Zeit in der Untersuchungshaft. Manning war im Irak festgenommen und zunächst rund zwei Monate in Kuwait festgehalten worden. Danach verbrachte er neun Monate in Einzelhaft in einem Militärgefängnis in Quantico im US-Bundesstaat Virginia, bevor er schließlich unter etwas gelockerten Haftbedingungen in ein Gefängnis in Kansas verlegt wurde.

"Ich dachte, ich werde in diesem Käfig sterben"
Dem Sender CNN zufolge schilderte Manning, dass er in Kuwait mehrfach an Selbstmord gedacht habe. "Meine Welt schrumpfte zu diesem Käfig zusammen. Ich dachte, ich werde in diesem Käfig sterben", sagte Manning mit Blick auf die Zelle, in der er damals festgehalten wurde. Besonders beklagte er sich jedoch über die Haftbedingungen in Quantico, wo er wegen mutmaßlicher Selbstmordgefahr anfangs ständig unter Beobachtung stand. Er sei 21 Stunden, manchmal bis zu 23 Stunden ohne jede Gesellschaft gewesen, zitierte CNN Manning.

Anfangs habe man ihm seine Brille weggenommen, ohne die er nicht sehen könne, und wenn er geschlafen habe, dann immer mit Licht vom Flur in seinen Augen. Um Toilettenpapier habe er jedes Mal bitten müssen - dieses sei ihm in seiner Zelle verweigert worden, nachdem es ein anderer Häftling gezielt gekaut und sich dadurch erstickt habe.