Drama in Mexiko

Drogenkrieg fordert 25.000 Vermisste und 100.000 Tote

Ausland
30.11.2012 11:14
Einer neuen Aufstellung des mexikanischen Generalstaatsanwalts zufolge hat der Drogenkrieg im Land in den letzten sechs Jahren nicht nur über 100.000 Tote gefordert, sondern auch mehr als 25.000 Vermisste, darunter zahlreiche Kinder. Indes greifen die Drogenkartelle immer öfter Umweltaktivisten an, die versuchen, die Regenwälder vor den kriminellen Machenschaften zu schützen. Erst am Mittwoch sind eine 50-jährige Aktivistin und ihr zehnjähriger Sohn ermordet worden - trotz Polizeischutz.

Die Liste enthält laut "Washington Post" Daten, die von Staatsanwälten und der Regierung gesammelt, bisher aber nicht an die Öffentlichkeit gegeben wurden. In einer schlichten Excel-Liste finden sich Namen, Alter und Beruf der Vermissten ebenso wie das Datum des Verschwindens. Aber auch kurze, tragische Details sollen darin vermerkt sein: "Seine Frau ging Medikamente einkaufen und verschwand", "Seine Tochter wurde in ein Auto gezwungen", "Ihr Vater wurde von Männern in Uniform verhaftet und wurde nie wieder gesehen".

Die Zahlen sind laut Bericht wesentlich höher als bisher angenommen, dabei soll die Aufstellung weder vollständig noch genau sein. Schließlich könnten manche der Vermissten heimgekehrt sein, in vielen Fällen könnten Familien (im Bild bei einer Demonstration in Mexiko-Stadt im Mai) - etwa aus Angst vor korrupten Polizisten - ein Verschwinden aber auch nie gemeldet haben.

Regierungsmitarbeiter frustriert
Die Dokumente sollen von Regierungsmitarbeitern veröffentlicht worden sein, die der "Washington Post" zufolge von fehlender Transparenz und zu wenig Interesse der Regierungsorganisationen, die Fälle zu untersuchen, frustriert sind. Die Generalstaatsanwaltschaft wollte sich zu der Vermisstenliste ebenso wenig äußern wie der Sprecher des Noch-Präsidenten Felipe Calderon, der am Samstag sein Amt abgibt.

Informationen für Image unter Verschluss gehalten?
Kritiker werfen Calderon vor, das Sammeln der Daten zu Vermissten und die Herausgabe der Informationen absichtlich verzögert zu haben. So habe der Präsident verhindern wollen, dass sein seit Langem umstrittener harter Krieg gegen die Drogenmafia noch negativer wirke. Nun müssen sich der neue Präsident Enrique Pena Nieto und seine Regierung damit auseinandersetzen und versuchen, die Gewalt einzudämmen.

Drogenkartelle übernehmen skrupellos Regenwälder
Ein Problemfeld für Pena Nieto werden die Regenwälder sein, zum Beispiel im südlichen Bundesstaat Guerrero. Dort nimmt die Drogenmafia immer weitere Gebiete ein, um lukratives Tropenholz zu verkaufen sowie Marihuana und andere Pflanzen für die Drogenproduktion anzubauen. Dabei zerstören sie nicht nur gewissenlos unberührte Natur, sondern ermorden auch all jene Einwohner, die sich und ihr Land zu schützen versuchen.

Naturschützerin ein Jahr nach ihrem Ehemann ermordet
Das bisher letzte Opfer ist die Naturschützerin Juventina Villa Mojica, deren Polizeikonvoi am Mittwoch von 30 Bewaffneten angegriffen wurde, berichtet die "Los Angeles Times". Auch ihr Sohn Rey kam bei dem Angriff ums Leben, lediglich die siebenjährige Tochter überlebte. Sie ist nun Vollwaise - letztes Jahr war ihr Vater, Villas Ehemann, in Guerrero zusammen mit 14 anderen Umweltaktivisten ermordet worden.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele