"Alarmsignal"

Eisschilde an Polen schmelzen immer schneller

Wissenschaft
29.11.2012 11:53
Die Eisschilde von Arktis (Bild) und Antarktis haben im Zuge der fortschreitenden globalen Erwärmung seit dem Jahr 1992 etwa 4.000 Milliarden Tonnen an Eis verloren. Das zeigt eine groß angelegte alarmierende Studie, die das tatsächliche Ausmaß des Schmelzens der Polkappen mit der bisher höchsten Genauigkeit analysiert hat.

Im Inlandeis Grönlands (Arktis) und der Antarktis sind enorme Mengen an Wasser gebunden, doch im Zuge der fortschreitenden globalen Erwärmung nehmen die Eisschilde immer mehr ab - das durch das Abschmelzen entstandene Wasser hat den Meeresspiegel bereits um 1,1 Zentimeter steigen lassen.

Eis in Grönland schmilzt immer schneller
Vor allem die Beschleunigung des Prozesses macht den Wissenschaftlern ernsthafte Sorgen: In Grönland schmilzt jährlich etwa fünfmal so viel Eis ab wie in den 1990er-Jahren, ein "Alarmsignal", wie der an der Studie beteiligte Innsbrucker Forscher Helmut Rott betont.

Mit den Ergebnissen habe man die Genauigkeit gegenüber den Daten im vor fünf Jahren erschienen Bericht des Weltklimarates IPCC "mehr als verdoppelt", so der Klimaforscher vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck. 2007 hatten die einzelnen Methoden noch sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert. Es sei etwa nicht ganz klar gewesen, ob die Antarktis tatsächlich Eismasse verliere.

Satelliten- und Radardaten analysiert
Für die Analyse haben 47 Experten aus 26 Forschungseinrichtungen auf Initiative der NASA und der ESA Daten über Veränderungen in der Höhe und Dichte des Eises und der Erdkruste aus zehn Satellitenmissionen sowie Radardaten der Eisbewegungen einfließen lassen. Die Daten zeigten nun, dass Grönland und die Antarktis zusammen alljährlich dreimal so viel Eis verlieren wie noch vor etwa 15 Jahren.

Als großes Problemkind entpuppte sich einmal mehr Grönland, mit einem Verlust von etwa 51 Gigatonnen (51.000.000.000 Tonnen) pro Jahr im Zeitraum zwischen 1992 und 2000 und jährlich 263 Gigatonnen zwischen 2005 und 2010. Jetzt schmilzt also alljährlich etwa fünfmal so viel Eis wie in den 1990er-Jahren.

Schmelzwasser lässt Gletscher schneller wandern
Etwa die Hälfte des Verlustes komme dort durch Abschmelzen an der Oberfläche zustande. Das Schmelzwasser und der erhöhte Wasserdruck im Gletscher führen zu einem "Gleiteffekt", der die Gletscher schneller wandern lässt und damit auch den Eisausstoß durch Kalben von Eisbergen erhöht. Ein weiterer wichtiger Faktor sei, dass durch das wärmere Meerwasser der Frontbereich des vermeintlich ewigen Eises instabil wird, was das Nachrücken des grönländischen Inlandeises zusätzlich beschleunige.

In der Antarktis ist es vor allem die Westantarktis, die den Wissenschaftlern Sorge bereitet. Hier beträgt der durchschnittliche Verlust zwischen 2005 und 2010 etwa 102 Gigatonnen pro Jahr. Das sehr hoch gelegene Plateau der Ostantarktis habe dagegen aufgrund steigender Schneefälle etwas zugelegt. "In der Antarktis liegt der Masseverlust klar unter dem von Grönland", sagte der Wissenschaftler.

Starke Beschleunigung "sehr bedenklich"
"Das ist eine Entwicklung, die langfristig kritisch ist", so Klimaforscher Rott. Schmelzen etwa alle Gebirgsgletscher ab, würde der Meeresspiegel um etwa einen halben Meter steigen. "Bei Grönland sind es aber siebeneinhalb Meter und in der Antarktis 58 Meter." Die nun beobachtete starke Beschleunigung sei "sehr bedenklich, denn vor zehn, 15 Jahren war der Beitrag der Eisschilde noch deutlich unter dem Beitrag der Gletscher, jetzt ist er gleich - und wenn die Erwärmung so weitergeht, wird er in 20, 30 Jahren deutlich darüber sein".

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