Zwei Autobomben

Syrien: Dutzende Tote bei Anschlag im Christen-Viertel

Ausland
28.11.2012 11:26
Bei einem Doppelanschlag nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Mittwochmorgen etwa 40 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge explodierten zwei Autobomben in dem als regierungstreu geltenden Ort Jaramana. Das Innenministerium sprach von "Terroranschlägen" mit 34 Toten und 83 Verletzten. Zuvor war in Agenturen von bis zu 60 Toten berichtet worden.

Wie die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, erfassten die Autobomben einen zentralen Platz in der Ortschaft, in der vor allem Drusen und Christen wohnen. Durch die Wucht der Explosionen wurden umliegende Häuser und Fahrzeuge schwer beschädigt. Sana zufolge explodierten zudem zwei weitere Sprengsätze in nahe gelegenen Straßen, richteten aber nur materielle Schäden an.

Der im Exil ansässigen Beobachtungsstelle zufolge wurde eines der Autos von einem Selbstmordattentäter gesteuert, die andere Autobombe wurde offenbar ferngezündet. Die Anschläge erfolgten im Morgengrauen. Zu den Angriffen bekannte sich zunächst niemand, deren Handschrift und vor allem die Nutzung von Autobomben erinnerte aber an die Vorgehensweise islamistischer Terrorgruppen.

"Es ist zur Routine geworden"
Der Vatikanbotschafter in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, beklagte laut Kathpress die täglich anwachsende Zahl der Opfer. Aber "niemand sagt mehr etwas, es ist zur Routine geworden".

In Jaramana haben die dort lebenden Bürger Milizen gebildet, um ihr Viertel zu verteidigen. Die Drusen sind eine einflussreiche Minderheit in Syrien, ihr Glaube ist ebenso wie der der Führung um Staatschef Bashar al-Assad ein Ableger der schiitischen Religion. Religiöse Konflikte sind ein wesentlicher Punkt der Revolte gegen die Führung, da die sunnitische Mehrheit im Land gegen die jahrzehntelange Herrschaft der Alawiten aufbegehrt.

Syrischer Jagdbomber abgeschossen
Beobachtungen eines Korrespondenten zufolge schossen syrische Rebellen am Mittwoch an der syrisch-türkischen Grenze einen Jagdbomber der syrischen Luftwaffe ab. Die Maschine wurde von einer Rakete getroffen und explodierte. Augenzeugen sagten, die zwei Piloten hätten sich mit Schleudersitzen gerettet, einer von ihnen sei gefangen genommen worden.

Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Abschuss in Daret Essa in der Provinz Aleppo. Am Dienstag hatten die Rebellen erstmals einen Kampfhubschrauber der Armee mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

Angriffe im Norden verstärkt
Die syrische Luftwaffe verstärkte unterdessen ihre Angriffe im Norden und im Zentrum des Landes, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Demnach wurden auf die Stadt Maaret al-Noman in der nordwestlichen Provinz Idlib innerhalb von einer Viertelstunde fünf Luftangriffe geflogen.

Auch im zentralen Homs sowie im Großraum von Damaskus setzte die Armee ihre Angriffe fort. Am Dienstag waren landesweit bei Kämpfen und Angriffen mindestens 132 Menschen getötet worden, darunter 58 Zivilisten.

UNO verurteilt Menschenrechtsverletzungen
Mit breiter Mehrheit verurteilte indes ein UNO-Ausschuss die "schweren und systematischen" Menschenrechtsverletzungen durch syrische Sicherheitskräfte und die regierungstreuen Shabiha-Milizen. Die nicht bindende Resolution wurde in dem für Menschenrechte zuständigen Dritten Ausschuss der UNO-Vollversammlung mit 132 Ja-und zwölf Nein-Stimmen sowie 35 Enthaltungen verabschiedet.

Der von 20 europäischen und arabischen Staaten und den USA eingebrachte Text fordert die syrische Regierung auf, alle Verletzungen der Menschenrechte und alle Angriffe auf Zivilisten zu beenden, und ruft alle Konfliktparteien auf, jede Form der Gewalt aufzugeben.

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