Klimagipfel in Katar

Fronten trotz schöner Worte weiter verhärtet

Ausland
26.11.2012 15:50
Gastgeber Katar hat zur Eröffnung des zweiwöchigen UN-Klimagipfels am Montag alle 193 Teilnehmerstaaten dringend zur Zusammenarbeit aufgerufen. "Vor uns liegt eine goldene Chance - wir müssen sie nutzen", sagte der Vizepremier des Golfstaates, Abdullah bin Hamad Al-Attiyah, in der Hauptstadt Doha. Doch die Fronten waren zu Beginn der Konferenz gleich verhärtet wie zuvor.

Geopolitisch komme dieser Klimakonferenz eine ganz besondere Rolle zu, sagte die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres (Bild). Erstmals fänden die Verhandlungen in einem arabischen Land statt. Damit biete sich der Golfregion eine unvergleichliche Weltbühne, um ihr Energiewachstum nachhaltiger zu gestalten und eine stärkere und sicherere Energieversorgung für alle Staaten auf den Weg zu bringen.

Katar bei Pro-Kopf-Emissionen führend
Das Gas- und Ölland Katar hat den höchsten Pro-Kopf-Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit (siehe Infobox). "Wir sollten uns aber nicht auf die Pro-Kopf-Emissionen konzentrieren", sagte Attiyah bei einer Pressekonferenz. Vielmehr gehe es um die Gesamtemissionen einzelner Länder, meinte er und verwies auf nationale Klimabemühungen Katars, etwa bei der Solarenergie. "Wir glauben daran, dass Technologie die Probleme lösen wird." Katar sei der richtige Ort für die Klimaverhandlungen.

Klimaschützer äußerten zu Beginn der Verhandlungen die Hoffnung, dass die kleine Golfmonarchie als Spitze einer regionalen Allianz progressiver Länder aus der Konferenz hervorgehen würde. Dazu würden demnach etwa die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten gehören. Saudi-Arabien wiederum blockiere bisher. Deshalb spiele Katar diesbezüglich in der arabischen Welt zunehmend eine Schlüsselrolle.

Das Emirat ist aber nicht nur Klimasünder, es ist selbst vom Klimawandel bedroht: Der durch die Erderwärmung ansteigende Meeresspiegel gefährdet die niedrig gelegenen Küstenstreifen. Außerdem ist das von einer Wüstenlandschaft geprägte Katar von Nahrungsimporten abhängig. "Wir machen das nicht, um zu zeigen, dass wir die Guten sind", sagte Attiyah mit Blick auf den Klimagipfel. "Wir machen es für unser Land." In zwei Wochen will Doha einen Erfolg vermelden - und kündigt schon jetzt einen "Wendepunkt in den Verhandlungen über den Klimawandel" an.

Unveränderte Positionen der Hauptakteure
Doch die Positionen der Länder haben sich zum Beginn der Konferenz nicht geändert. In der Frage nach der Verantwortung der USA bei der Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen verwies der Vertreter aus Washington auf die Verantwortung aller Staaten - und sprach von "wichtigen neuen Akteuren". Die USA seien für weniger als 20 Prozent der weltweiten Emission verantwortlich, Spitzenreiter sei vielmehr China mit über 25 Prozent.

China wiederum rief die Industriestaaten auf, eine Vorreiterrolle bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes einzunehmen. "Wir haben bereits ehrgeizige Schritte ergriffen, um die Emissionen zu senken", sagte ein Vertreter der chinesischen Delegation. Von der neuen Führung in Peking wird keine andere Klimapolitik erwartet als bisher. Das bevölkerungsreichste Land der Erde stützt sich zu zwei Dritteln auf Kohle. Gleichzeitig aber investiert es weltweit die größten Geldbeträge in erneuerbare Energien.

Vorangegangene Klimagipfel ohne Ergebnisse
Wichtigster Brocken bei der Konferenz ist das Ringen um ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls aus dem Jahr 1997. Damals hatten sich die Industriestaaten erstmals auf eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen geeinigt. Die Vereinbarung wurde im Lauf der Jahre zunehmend verwässert, die USA und Kanada haben sich gänzlich aus dem Prozess zurückgezogen. Heuer läuft die ohnehin zahnlose Regelung aus, ein neuer Kompromiss ist nicht in Sicht. Angesichts der vorangegangenen UN-Klimakonferenzen, die allesamt ohne konkrete Ergebnisse blieben, rechnen Beobachter mit einer neuerlichen Pleite.

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