Nervensache

Wenn die Steuerung quält: “Jack Keane” ist zurück

Spiele
27.11.2012 17:23
Es hätte so schön werden können: "Jack Keane" vom deutschen Entwicklerstudio Deck13 ("Ankh"-Reihe, "Haunted") brachte Adventure-Fans 2007 jede Menge lustiger Momente. Der Nachfolger "Jack Keane und das Auge des Schicksals" kann da nicht ganz mithalten - Schuld ist vor allem die nervenaufreibende Steuerung.

1899, Pechvogel Jack Keane sitzt mal wieder in der Patsche, genauer gesagt in einem Gefängnis in Shanghai. Immerhin, von seinem Zellengenossen erhält er Informationen zum titelgebenden Auge des Schicksals oder Ukumba, wie der Schamane den das geheimnisvolle, mächtige Amulett nennt. Dummerweise stirbt der alte Mann nach einem Trip in Jacks Unterbewusstsein, wo sich sein Geist häuslich einrichtet. Dieses muss Jack fortan immer wieder erkunden und sich dabei mit seiner Bindungsangst auseinandersetzen, um voranzukommen und die Reiseziele quer über den Erdball zu erfahren. Bei seiner Suche ist Jack aber nicht allein, auch der böse Professor Umbati ist Ukumba auf der Spur.

Steuerung wird zum Geduldsspiel
Doch bevor die Reise losgeht, muss die Flucht gelingen. Während die toughe Amanda, ebenfalls bekannt aus dem Vorgänger, versucht, Jack von außerhalb zu befreien, erkundet dieser das Gefängnis. Dabei machen sich von Anfang an die Schwächen von "Jack Keane und das Auge des Schicksals" bemerkbar, allen voran die Steuerung. Um die Spielfigur zu bewegen, muss man die linke Maustaste gedrückt halten, alternativ steht die - ebenfalls quälende - WASD-Steuerung zur Auswahl. In beiden Fällen bleibt der Charakter des Öfteren an der Umgebung hängen oder läuft in die falsche Richtung. Dazu kommt die ebenfalls missglückte Rennen-Funktion, die sich ohne ersichtlichen Grund gern mal an der nächsten Ecke an- oder abschaltet.

Und dann wären da noch die aufgesetzt wirkenden, zum Glück aber seltenen Sprungpassagen: Mit der rechten Maustaste überwindet der Charakter Hindernisse oder Abgründe, der Versuch endet jedoch meist in Frust. Schließlich muss die Spielfigur in der 3D-Welt richtig ausgerichtet sein, was mit der Steuerung zum Geduldsspiel wird.

Zum Beispiel, wenn Jack in der Gefängnisarena gegen den "Schädelbrecher" antreten muss. Kommt er ihm zu nahe, beginnt ein weiterer aussichtsloser Kampf - dazu später mehr. So flüchtet man vor dem Muskelprotz und versucht gleichzeitig, nacheinander zwei Vorsprünge an den Seiten zu erklimmen. Aufgrund der hakeligen Steuerung nicht gerade ein Vergnügen.

Langatmige Kämpfe
Das trifft auch auf die erwähnten Kämpfe zu: Jeder Gegner verfügt über einen Spezialangriff, der nur mit einem entsprechenden Konter abgewehrt werden kann. Den nötigen Kniff zum Sieg erfährt man von Umstehenden, nachdem man ein kleines Rätsel für diese gelöst hat. Dann stürzt man sich erneut in die viel zu lahmen Kämpfe, die mit Animationen in Zeitlupe unnötig in die Länge gezogen werden.

Witziger Zickenkrieg und Action-Einlagen
Doch das Spiel hat auch seine guten Seiten, besonders, sobald die mondäne Eve nach Erfinder Carl zum Team stößt. Fortan muss sich Jack nämlich des Öfteren zwischen Eve und Amanda, die zudem ein Auge auf Carl geworfen hat, entscheiden. Die Wahl hat Konsequenzen, so können Spielverlauf und auch Rätselketten variieren, die Unterschiede sind aber marginal. Abgesehen von der neuen Dynamik durch den Zickenkrieg ist der Humor des Spiels allerdings eher lahm, da hilft es auch nicht, wenn mit dem Hinweis an Hamburger Hafenarbeiter, Deutsche seien ja bekannt für ihre Humorlosigkeit, Selbstironie bewiesen werden soll.

Ein paar lustige Einfälle wie eine "Donkey Kong"-Einlage und eine fleischfressende Pflanze sind den Entwicklern aber gelungen. Ebenso wie einige Actionsequenzen, die Schwung ins Spiel bringen und beinahe Kinoatmosphäre aufkommen lassen.

Mittelmäßige Rätsel, wenig Hilfe
Die Rätsel in "Jack Keane und das Auge des Schicksals" sind dagegen Mittelmaß. Das liegt einerseits an den recht überschaubaren Schauplätzen, die meist nicht allzu viele Interaktionsmöglichkeiten und Objekte beinhalten. Zudem sind echte Kopfnüsse wie die Überquerung einer Hängebrücke oder die richtige Platzierung einer Pyramide rar gesäht. Stattdessen genügt es meist, Gegenstände im Inventar zu betrachten und zu kombinieren. Das ist zwar überwiegend logisch, aber nicht eben aufregend. Eine bessere Hilfefunktion hätte es dennoch sein dürfen, weder Item-Anzeige noch das äußerst rudimentäre Tagebuch überzeugen, Hotspots muss man selbst finden.

Altbackene Grafik, aber tolle Sprecher
Auch die Grafik kommt über den Durchschnitt nicht hinaus. Die Comic-Optik ist zwar aufpoliert und Tiefenschärfe sowie Effekte lassen die 3D-Welt lebendig erscheinen, doch den Gesichtern mangelt es an Ausdruck, die Texturen sind schwammig, die Animationen abgehackt. Dafür sind die Sprecher erneut top, wenn ihre Texte auch manche Stellen etwas abgelesen und wenig dynamisch klingen. Die Musik kann sich hören lassen, sie ist vielfältig und passt sich der jeweiligen Situation an.

Fazit: Auch wenn man Deck13 ob ihrer gelungenen Spiele wie der "Ankh"-Reihe oder dem zu Unrecht wenig beachteten "Haunted" freundlich gesonnen ist - "Jack Keane und das Auge des Schicksals" is ein mittelmäßiges Spiel. Zwar gibt es witzige Momente zwischen den gut gesprochenen Charakteren, die Action-Einlagen bringen frischen Wind und auch die Hintergrundgeschichte geht in Ordnung. Die Steuerung und die lahmen Kämpfe aber verwandeln Jacks Abenteuer zu oft in ein Geduldsspiel, die Rätsel hätten knackiger ausfallen dürfen und die Grafik wirkt unzeitgemäß.

Plattform: PC
Publisher: Astragon
krone.at-Wertung: 7/10

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