"Nail House" in China
Umzug verweigert: Menschen wohnen nun auf Autostraße
Mit ernster Miene blickt Baogen von seinem Balkon (Bilder). Wo er einst eine grüne Landschaft bewundern konnte, ist nun nur noch eine Betonwüste. Rund um sein Wohnhaus hat die Stadtverwaltung eine mehrspurige Straße errichten lassen, die in wenigen Tagen eröffnet wird. Die Häuser, die früher einmal rundherum standen, wurden allesamt abgerissen. Fast alle Bewohner haben die von der Stadt gebotene Entschädigung angenommen und ihre Eigenheime geräumt, doch Baogen und einige andere wollten sich nicht mit solch einer geringen Summe abspeisen lassen.
Die Stadtverwaltung blieb hartnäckig, immer wieder unterbreitete sie den Anrainern neue Angebote, und selbst als sie mit Zwangsräumungen und Gewalt drohte, verließen ein paar Menschen ihre Wohnungen immer noch nicht.
Ein Umzug wäre nicht leistbar
Es wirkt, als würden die Menschen fast alles in Kauf nehmen, um ihre geliebte Wohnung nicht aufgeben zu müssen, doch in Wahrheit ist für viele ein Umzug tatsächlich nicht leistbar. Die Immobilienpreise in China sind in den letzten Jahren enorm in die Höhe gegangen, und mit der gebotenen Entschädigung wäre es niemals möglich, eine vergleichbare Wohnung zu finden. Daher bleibt ihnen nichts anderes übrig als ihr "Nail House" (ein Wortspiel, das sich auf in Holz steckende Nägel bezieht, die sich nicht mit einem Hammer hineinschlagen lassen) zu bewohnen.
Doch manch einer verliert auch in dieser misslichen Lage seinen Optimismus nicht und plant schon, das "Nail House" als Einkommensquelle zu nutzen: "Ich könnte im Untergeschoß einen Drive-in-Shop eröffnen", erklärte ein junger Chinese. Möglicherweise kommt er mit seiner Idee ja zu Geld und kann dann an einen schöneren Ort übersiedeln.
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